Blauarbeiter

Warum Urlaubssouvenirs daheim mitunter etwas unangenehm sind.

Füße hoch: Sandalen mit »Doppel G«-Logodetail, von Gucci.

Foto: Lorenzo Vitturi/Industry Art

In Marrakesch begibt man sich als Tourist schnurstracks in den Jardin Majorelle. Das ist ein reichlich zauberhafter Garten, der von einem Herrn Majorelle vor fast hundert Jahren angelegt und später von Yves Saint Laurent gekauft und restauriert wurde. Vieles auf diesem Gelände ist in dem geheimnisvollen Majorelle-Blauton gestrichen (die Pflanzen nicht), einer Abstufung des Kobaltblaus, der vor dieser Kulisse eine recht traumwandlerische Wirkung erzielt, man fühlt sich, als hätte man was genommen, aber in gut. Im angeschlossenen Shop kauft man pflichtgemäß mindestens eine große Farbdose Majorelle-Blau und denkt, man hätte damit endlich das perfekte Souvenir gefunden. Zu Hause wirft der kleine Farb­eimer allerdings Fragen auf: Was könnte man denn nun bläuen? Wo verträgt diese Dreizimmerwohnung ein wenig Opiumhöhle? Am Ende kleckst man halbherzig einen Blumentopf an und schämt sich über den Hippie-Rückfall. Nächstes Mal bringt man doch lieber wieder schöne Schuhe mit, wie aus jedem guten Urlaub.