Was haben Sie von den Männern in Ihrer Partei gelernt, Heidi Reichinnek? 

Die Linken-Vorsitzende im Interview ohne Worte über ihre Zeit als Studentin in Ägypten, ihren größten Wunsch für Deutschland und ihren Rat für den Umgang mit der AfD.

Geboren 19. April 1988 in Merseburg
Beruf Politikerin
Ausbildung Nahoststudien und Politik in Halle-Wittenberg und Marburg
Status Kein bisschen leise

Letzte Gefechte hat die deutsche Linke seit Komposition ihrer Hymne schon einige ausgefochten, aber selten war die Lage so kritisch wie vor der letzten Bundestagswahl. Die Linkspartei war dank der Abspaltung des BSW als Fraktion nicht mehr existent, alle parlamentarischen Befugnisse futsch – dann kam die Bundestagswahl und wieder mal eine Rettung in letzter Sekunde; nur hatte das Comeback diesmal ein Gesicht. Und eine Stimme. Die Augen der Nation hefteten sich auf Heidi Reichinnek hinter dem Podium, die mit einem Furor gegen den Kanzler anredete, wie man ihn bei den Linken schon seit einiger Zeit nicht mehr gehört hat. Dem folgte eine Reihe von Podcast-Auftritten, süffig-druckreifen und sehr schnell gesprochenen Sätzen für die Kamera und eine Fraktionsdoppelspitze mit Jan van Aken. Plötzlich steht die zigfach abgeschriebene Linkspartei wieder mit beiden Beinen auf dem Parkett und strotzt vor Kraft – und das hat sie, das müssen selbst ihre Gegner zugeben, zu weiten Teilen Heidi Reichinnek zu verdanken. Die Anpassung von linker Theorie an die TikTok-Generation gestaltet sich allerdings im Einzelnen noch schwierig: »Die Frage ist halt einfach: Bist du solidarisch, oder bist du ein Arschloch?«, hat sie einmal gesagt. Und das hätte Rosa Luxemburg vielleicht doch etwas anders formuliert.