Die Gans ist eigentlich ein Fasan, daher die Farbe Blau. Aber der Maler, der vor 400 Jahren das Schild für das älteste Wirtshaus Salzburgs in der Getreidegasse machte, war offenbar überfordert – die Leute entdeckten beim besten Willen keinen Fasan in seinem Bild, und so setzte sich im Volksmund und dann auch offiziell die Gans durch. Welch glückliche Fügung, dass der heutige Besitzer Andreas Gfrerer als Kunstkenner bekannt ist. Gfrerer hängt Werke von Joseph Beuys oder Rosemarie Trockel in Zimmer und Gänge, veranstaltet Ausstellungen von Yoko Ono oder Niki de Saint Phalle und lässt befreundete Maler wie Carsten Fock für einige Wochen im Hotel wohnen – »Artists and Filmmakers in Residence« nennt Gfrerer das Künstlersponsoring seines Hauses, das wenige Fußminuten vom Museum für moderne Kunst und von Mozarts Geburtshaus liegt.
Seit bald zwanzig Jahren ist die »Blaue Gans« ein Kunst-Hotel, mit den bauchigen, windschiefen Mauern aus dem Mittelalter, weitgehend ohne rechte Winkel, aber modern und geschmackvoll renoviert. Kein Zimmer gleicht dem anderen. Im Restaurantgewölbe werden großbürgerliche, höfische K.-u.-k.-Küchenklassiker modern interpretiert: geschmorte Kalbsbackerl mit gefüllter Baby-Artischocke, Zuckererbsen und Erdäpfelpüree oder Innereien wie Beuschel, Kutteln, Nierndln. Auch viele der Weine kommen aus der Region, die Kräuter sogar aus eigenem Anbau im Hof – mitten im Auge des Touristenhurrikans.
Arthotel Blaue Gans
Getreidegasse 41–43
5020 Salzburg
Tel. 0043/662/84 24 91-50
Doppelzimmer ab 210 Euro