Partnertausch

Zwischen Kleiderschränken herrschen unerforschte Kräfte und schwer kontrollierbare Migrationsrouten. 

Steht drüber: Herrenpullover von Brunello Cucinelli. 

Foto: Thomas Mailaender

Wenn in Filmen Frauen die Klamotten ihres Partners tragen, sieht das meistens auf postkoitale Weise lässig aus. Und nie schreit jemand aus dem Off: »Zieh das aus, das ist meiner!« Sehr unrealistisch. Im wahren Familienalltag wirken zwischen den Kleiderschränken unerforschte Kräfte und schwer kontrollierbare Migrationsrouten. Sein neuer Pullover mutiert über Nacht zu ihrem gemütlichen Sofa-/Yoga-Dress, und gleich ein halbes Dutzend Hemden wurde dringend in der Grundschule zum Kleisterbasteln benötigt. Als Ausgleich nisten in seiner Sockenschublade Strümpfe in Puppengröße, die für die Tochter gedacht waren, so aber schon mal in den Genuss einer Dienstreise kamen. Zwischen Töchtern und Müttern oder unter Geschwistern sind Textilübergriffe gar nicht mehr zu überblicken. Und bei Mützen, Handschuhen und Schals sind Besitzansprüche ohnehin hinfällig. Das sind zutiefst kommunistische Strickaccessoires, bei denen man froh sein muss, wenn der Hund nicht noch gelegentlich darauf zugreift.