Wer gerade ein wenig Zeit übrig hat, könnte zum Beispiel bedauern, dass viele schöne Künstlerberufe ausgestorben sind. Wasserspeier etwa waren noch vor hundert Jahren eine solide Jahrmarktsattraktion. Das waren Artisten, die sich darauf trainiert hatten, erst eine große Menge Wasser zu schlucken und diese dann durch kontrolliertes Erbrechen kunstvoll wieder von sich zu geben. Es ist überliefert, dass bei besonderen Anlässen auch mal Bier statt Wasser gespuckt wurde (gegen Aufpreis). Nun sind Bierspeier im Jahrmarktkontext immer noch anzutreffen, aber leider meistens ganz ohne künstlerischen Anspruch. Und das Wasserspeien wurde, wie wir alle wissen, von steinernen Brunnentieren bald günstiger erledigt, sodass die stolzen Wasserschlucker nicht mehr gefragt waren. Schade! Denn so ein Brunnenfrosch ist, zumal mit Goldkettchen, wirklich nett anzusehen – aber auch sehr berechenbar. Nichts im Vergleich zum Nervenkitzel des kontrollierten Erbrechens in großen Menschenmengen.
Waghalsig
Unser Autor bedauert, dass es heutzutage nur noch Wasserspeier aus Stein gibt. Früher waren sie aus Fleisch und Blut - und spuckten manchmal sogar Bier.