Aus Apfelsegen mach Gelee!

Der Jonagold-Baum unseres Kolumnisten ächzte unter den vielen Äpfeln in diesem Jahr. Was er draus macht? Ein Gelee, das kaum Zucker, aber viel Geschmack enthält. 

Mit reichlich Butter schmeckt das Apfelgelee zum Beispiel auf einem Simit gut. 

Text, Foto & Video: Hans Gerlach

Nach meinem persönlichen Kirsch-Wunder im Frühsommer trugen plötzlich auch andere Obstbäume und
-sträucher außergewöhnlich viele Früchte. Zumindest in der Gegend um München. Manche Bäume in der Nachbarschaft, die mir jahrelang gar nicht als Obstbaum aufgefallen waren, hingen plötzlich voll leuchtend roter Pflaumen (hier Kriecherl genannt) oder Renekloden. Die Besitzer wussten nicht, wohin damit, und auf den Flohmärkten gab es plötzlich jede Menge selbst gekochte Marmeladen.

In vielen anderen Teilen Deutschlands waren die Ernten insgesamt schlecht, wegen Hagel, Spätfrösten oder anderen unerfreulichen Wetterereignissen. Die Apfelbauern am Bodensee haben zwar viel geerntet, aber dafür wurde der Grenzwert für ein umstrittenes Fungizid so stark erhöht, dass die nach neuem Grenzwert behandelten Äpfel außerhalb von Deutschland nicht verkehrsfähig sind. Es scheint zwar, als hätten dann doch nicht so viele Betriebe wie befürchtet die neuen Grenzwerte genutzt – aber ich würde sagen: vom Bodensee nur Bio-Äpfel kaufen.

In meinem Garten gab es jedenfalls viele Kirschen, und jetzt hängen so viele Äpfel wie noch nie am Jonagold-Apfelbaum. Die vergangenen Jahre waren insgesamt alle zu trocken und die Böden in der bayerischen Schotterebene speichern auch nicht so richtig viel Wasser. Dieses Jahr gab es richtig viel Regen in Südbayern und die Obstbäume haben ihre Chance genutzt: endlich wieder ordentlich trinken und reichlich Früchte, also potentielle Nachkommen, produzieren.

Streuobstwiesen-Profis kochen meist keine komplizierten Marmeladen, dafür ist während der Ernte einfach keine Zeit. Was nicht in die Saftpresse wandert, muss schnell verkocht werden. Der Gipfel der Variation ist dann oft: mit Schuss oder ohne Schuss. Trotzdem kann man auch mit wenig Aufwand besonders gute Marmeladen oder Gelees kochen, hier mein Grundrezept für ein sehr gutes Apfelgelee mit wenig Zucker und viel Geschmack. Probieren Sie es aus!

Apfelgelee Grundrezept

Zubereitungszeit
20
Entsaftungszeit
45
Schwierigkeit

Zutaten für ca. 1700 ml:

Für 4 Personen
  • 2 kg säuerlich-aromatische Bio-Äpfel z. B.: Jonagold, Gravensteiner, Braeburn Apfel
  • 2 Zitronen Zitrone
  • 500 g Gelierzucker 3plus1 Gelierzucker
  • 1 Vanillestange (Alternative: Zimtstange oder ein großer Zweig Thymian) Vanille

1. Äpfel waschen, achteln die Stiele, aber weder Schale noch Kernhaus entfernen. Zum Entsaften die Früchte entweder in den Fruchtkorb eines Entsafters geben und nach Herstelleranweisung ca. 45 Minuten entsaften. Oder – wie im Video – ein paar Streifen Zitronenschale sehr dünn abschälen, 80 ml Saft auspressen. Beides mit den Äpfeln und 1,5 l Wasser aufkochen, 30 Minuten bei schwacher Hitze köcheln.

2. Anschließend ein großes Sieb mit einem feuchten Passiertuch auslegen (oder mit einem dünnen Geschirrtuch, in jedem Fall erst ein paar Mal in heißem Wasser ausspülen um eventuelle Reste von Waschmittelgeruch zu entfernen) und auf einen großen Topf oder eine Schüssel stellen. Das Kochgut vorsichtig hineingießen, den Saft ablaufen lassen. Die Saftausbeute ist etwas größer, wenn Sie die Ecken des Tuches miteinander verknoten und über einer Schüssel aufhängen. Für ein besonders klares Gelee den abgetropften Saft über Nacht stehen lassen und dann vorsichtig abgießen, so dass der feine Bodensatz in der Schüssel zurückbleibt.

3. Vanillestange längs halbieren, das Mark mit einem Messerrücken aus der Schote kratzen. Schote und Vanillemark mit 1,5 l Apfelsaft und dem Gelierzucker aufkochen.

4. Nach Packungsanweisung unter ständigem Rühren 3-4 Minuten kochen. Um zu testen ob das Gelee schon ausreichend geliert den Kochlöffel über dem Topf abtropfen lassen: Beginnt der letzte Tropfen am Löffel schon zu gelieren, dann ist das ganze Gelee fertig. Sofort in Schraubdeckelgläser füllen, sofort verschließen, auf einem Gitter abkühlen lassen.

Tipp für die Resteverwertung:
Die gekochten Äpfel durch ein Sieb streichen oder mit einem Passiergerät (»Flotte Lotte«) passieren. Das Püree nach Geschmack leicht zuckern, evtl. mit Zimt oder Vanille würzen. Unter Rühren aufkochen, dabei nur soviel Apfelsaft oder Wasser zugeben, dass das Mus nicht anbrennt. Apfelmus in saubere Schraubdeckel-Gläser füllen und 20 Minuten in kochendem Wasser sterilisieren. Auch mit sehr wenig oder ganz ohne Zucker hält das Mus im kühlen Keller problemlos bis zur nächsten Apfelernte.

Tipp Gelieren:
Gelee aus den pektinreichen Äpfeln eignet sich gut als Basis für Misch-Konfitüren mit Früchten die schlecht gelieren, wie Melonen, Kirschen oder für Blütengelees. In diesem Fall können Sie sogar gerade noch nicht reife Äpfel verwenden.