Geboren 9. Juli 1960 in West-Berlin (als Matthias Roeingh)
Beruf Musiker, DJ, Labelbetreiber
Ausbildung Lehre zum Betonbauer
Status Erhöhter Pulsschlag
Wenn Techno ein Virus ist, dann hat ausgerechnet ein Doktor alle angesteckt. Das war vor dreißig Jahren: Mit Hilfe einer auf drei Autos verteilten Musikanlage lockte Dr. Motte am 1. Juli 1989 unter dem Motto »Friede, Freude, Eierkuchen« 150 Menschen auf den Berliner Ku’damm. Politik machen durch Tanzen, für Abrüstung und Gerechtigkeit: die erste Loveparade. Zehn Jahre später machten 1,5 Millionen Menschen mit. Die Loveparade ist Dr. Mottes Kind. Doch 2006 musste er es aufgrund einer drohenden Insolvenz in andere Hände geben, vier Jahre später kam es in Duisburg zur Katastrophe – 21 Menschen starben. Dr. Motte sagt, man habe sein Kind missbraucht. Er selbst macht weiter Musik und gehört zur ersten Generation der Techno-DJs, der man jetzt beim Altwerden zusehen kann. Dr. Motte hat keinen Grund aufzuhören: Im Techno sieht er das Potenzial für Frieden, weil der Beat eine Sprache sei, die jeder verstehe. Von der Loveparade hat er sich eine neue Gesellschaftsform versprochen, an die er immer noch zu glauben scheint, obwohl so viel dagegen spricht, dass er richtigliegt. Im Moment läuft im Rahmen der Multimediaausstellung »nineties berlin« die Sonderschau »Dr. Mottes Loveparade« mit Fotos und Videos der Paraden von 1989 bis 2003.