Was verbergen Sie unter Ihren Hüten, Gentleman?

Der Reggae-Musiker im Interview ohne Worte über Bob Marley, einen berühmten Nachbarn, die Legalisierung von Cannabis und seine Strategie gegen Corona.

Geboren: 19. April 1974 in Osnabrück (als Tilmann Otto)
Beruf: Musiker 
Ausbildung: Gymnasium (abgebrochen) 
Status: Voller Liebe, voller Wut

Es sind ja so gut wie immer die großen Geschwister oder – wenn man keine hat – älteren Freunde, die einen musikalisch erziehen. So fand auch Gentleman, als er noch gar nicht so hieß, zum Reggae: Sein Bruder brachte ihm Mixtapes aus Jamaika mit. Gentleman sparte Geld, das er als Lagerarbeiter verdiente, und ließ sich von seinem Vater, einem Pastor, den Rest dazugeben – mit 18 flog er zum ersten Mal nach Jamaika, um Reggae vor Ort und in Farbe kennenzulernen. Anfang der Neunzigerjahre war das. Seitdem pendelt er zwischen Kingston und Köln. In einem Leben ist er Familienvater und Fan des 1. FC Köln, im anderen macht er Musik mit Bob Marleys Sohn Ky-Mani und tourte durch die ganze Welt, bevor das Corona-Virus alles zum Stillstand brachte.

Apropos Stillstand: Barfuß kiffen und Kokosnüsse am Strand schlürfen – Gentleman hasst die Reggae-Klischees, »weil es keine Musikrichtung gibt, die so politisch und sozialkritisch ist, die Menschen eine Stimme gibt, die keine haben«. Vor wenigen Wochen erschien sein siebtes Album Blaue Stunde, auf dem er zum ersten Mal nicht auf Patois, der jamaikanischen Kreolsprache, sondern auf Deutsch singt. Er fühle sich deswegen richtig nackig, hat er gesagt. Dafür ist sein Lieblingsthema geblieben: die Liebe.