Haben Sie einen Rat an den türkischen Präsidenten, Can Dündar?

Der im Exil lebende Journalist erzählt im Interview ohne Worte, was er vom Özil-Erdoğan-Foto hält, was er am meisten an der Türkei vermisst und was er Angela Merkel im Umgang mit seinem Geburtsland rät.

Geboren 16. Juni 1961 in Ankara
Beruf Journalist, Autor, Filmemacher
Ausbildung Journalismusstudium in Ankara, Master an der London School of Journalism, Promotion in Politikwissenschaften
Status Rebell

Can Dündars merkwürdiges Leben dreht sich um das Schreiben. Was er schreibt, ist poetisch – angenehm ist es oft nicht. Das will Dündar, ehemaliger Chefredakteur der türkischen Zeitung Cumhuriyet, auch gar nicht. Er schreibt »über die Wahrheit, die Erdoğan nicht hören will«. Es ist diese Wahrheit, die ihn in der Türkei ins Gefängnis gebracht hat und fast das Leben gekostet hätte. Für den »Sultan« – so nennt er den türkischen Präsidenten – ist Dündar ein Staatsfeind, der mundtot gemacht werden muss. Aber das gelingt nicht so ganz. »Das totale Schweigen hat Schlupflöcher«, sagt Dündar, der seit zwei Jahren in Deutschland im Exil lebt und jetzt eben von Berlin aus Erdoğan attackiert. Das tut er mit solcher Hartnäckigkeit – unter anderem in der Zeit und dem von ihm gegründeten Online-Magazin Özgürüz (»Wir sind frei«) , dass er längst etliche Preise bekommen hat und zu einem Symbol der Türkei-Kritik geworden ist. Trotzdem sollte man nie vergessen, dass dieser Mann seine Frau seit Jahren und seinen Sohn seit mehreren Monaten nicht gesehen hat, weil ihre Pässe eingezogen wurden. Eines von Dündars Büchern heißt Lebenslang für die Wahrheit. Man kann davon ausgehen, dass er es ernst meint. Sein aktuelles Buch trägt den Titel Tut was! Plädoyer für eine aktive Demokratie.