Wie haben wir uns Ihre wilden Jahre vorzustellen?

Der Schauspieler Ronald Zehrfeld im Interview ohne Worte über weinende Männer, den Gesichtsausdruck seiner Tochter, der ihn weich werden lässt, und die Frage, was er aus der DDR-Zeit vermisst.

Geboren 15. Januar 1977 in Ost-Berlin
Beruf Schauspieler 
Ausbildung Germanistik- und Politikstudium (abgebrochen), Schauspielschule Ernst Busch 
Status Ganz schön puschelig

Lange deutete wenig darauf hin, dass Ronald Zehrfeld der »deutsche Russell Crowe« würde, wie ihn Journalisten gern nennen: Zehrfeld wuchs in Berlin-Schöneweide auf, Arbeiter-viertel, Schauspieler fand er affig. Mit elf war sein größter Traum, bei Olympia im Judo für die DDR anzutreten, und das Zeug dazu hatte er, aber dann kam die Wende und alles anders: Erst war er zu jung für den gesamtdeutschen Kader, dann verlor er die Lust. Als er einen Theaterworkshop besuchte, passierte es – er fand Gefallen daran, in andere Rollen zu schlüpfen, bewarb sich an der Schauspielschule und wurde im zweiten Anlauf genommen. »Kleiner Vorstadtproll« ­nannte ihn die Tanzlehrerin, weil er so muskulös, so un­gelenk war. Aber er hielt durch und wurde, worüber er sich jahrelang lustig gemacht hatte: Schauspieler. Er selbst beäugt das bis heute kritisch: »Man ist ja als Schauspieler nur ein Gaukler«, hat er mal gesagt, »man arbeitet nicht unter Tage, baut nichts, stellt nichts Dingliches her.« Seinen Durchbruch hatte er 2012 als Kinderarzt in Barbara von Christian Petzold, eine Rolle, die ihm eine Nominierung für den Deutschen Filmpreis einbrachte. Im Kinofilm Das Ende der Wahrheit ist er ab dem 9. Mai als Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes zu sehen, der in einen Sog aus Intrigen gerät.