Das Jahr 2020 war besch…eiden, kann man nicht anders sagen. Aber gerade in diesem Jahr der großen Krise liefen auch viele Menschen zur Höchstform auf, entwickelten neue Konzepte, setzten Lösungen um oder opferten ihre Zeit, um Menschen in Not zu helfen. Die Super-Lösung des Jahres ist natürlich die Entwicklung mehrerer Covid-Impfstoffe, allen voran durch Uğur Şahin und Özlem Türeci, die Gründer der Mainzer Firma Biontech. Daneben wurden aber auch viele andere spannende Lösungen gefunden, die in diesem Jahr teils zuwenig Beachtung bekommen habe. Hier sind die sechs besten:
1. Bündnis für die Weltmeere
Diese Nachricht ist untergegangen: 14 Länder, darunter Kanada, Australien, Japan, Indonesien, Chile, Fiji und Norwegen, haben sich zum »Ocean Panel« zusammengeschlossen und entschieden, bis 2025 eine zu 100 Prozent nachhaltige Bewirtschaftung der Meere vor ihren Küsten zu erreichen. Darüber hinaus verpflichten sie sich, bis 2030 ein Drittel der Meere ihres Hoheitsgebiets als Schutzgebiete zu deklarieren. Das ist dringend nötig, denn das ist der einzige Weg, der Überfischung Einhalt zu gebieten, das Vermüllen der Meere mit Plastik und anderem Unrat zu verhindern und die »toten Zonen« zu beseitigen. Die Initiative ist Teil der »30 bis 30«-Kampagne der Vereinten Nationen.
Bekanntlich haben wir weltweit seit den 1970er Jahren laut World Wildlife Fund mehr als 60 Prozent Wildtiere verloren. Die UN-Experten sagen, um Klima und Biodiversität zu retten, muss die Welt bis 2030 ein Drittel der Meere, Wasserwege und Naturgebiete unter Schutz stellen. Klar, einige große Länder fehlen beim Ozean-Bündnis, allen voran die USA, Russland und China, aber Norwegens ehemaliger Umweltminister Vidar Helgesen sagte: »Wir haben beschlossen, eine Koalition der Willigen zusammen zu bringen, bei der die Politik nicht im Weg steht, damit wir uns auf die Aufgabe konzentrieren können.«
Zusammen gehören diesen willigen Ländern 40 Prozent der Küsten weltweit, 30 Millionen Quadratkilometer Meeresfläche und 20 Prozent der Fischereiindustrie; die Initiative kann also tatsächlich einen Unterschied bewirken. Und die restlichen Küstenländer sind eingeladen, sich anzuschließen.
2. Der Planet macht Pause
Ich habe im Lockdown ein neues Wort gelernt: »Anthro-Pause«. So nennen manche Wissenschaftler diese Phase des plötzlichen Verebbens vieler menschlicher Aktivitäten. Der Planet macht ein wenig Pause von uns Menschen. Weil viele Autos in der Garage und Flugzeuge am Boden bleiben, weil wir weniger reisten, wagten sich die Rehe in den Wäldern und die Bären in den Nationalparks aus ihren Verstecken, die Delphine freuten sich über die Ruhe in ihrer Unterwasserwelt, und die Wale kehrten zu ihren ursprünglichen Routen zurück, statt wegen des Schiffsverkehrs weite Umwege zu machen; Wissenschaftler haben gemessen, dass die Tiere deutlich weniger gestresst sind. Und die vom Aussterben bedrohten Berggorillas in Bwindi, Uganda, haben die Ruhe vor den Touristen sogar für einen noch nie dagewesenen Baby-Boom genutzt und innerhalb von wenigen Wochen fünf Mal für Nachwuchs gesorgt.
3. Weniger CO2 wegen Corona
Es gibt wahrlich keinen Grund, die Pandemie schön zu reden: Das Coronavirus hat weltweit bald knapp zwei Millionen Menschen getötet. Die Pandemie hat an anderer Stelle aber auch Menschenleben gerettet: 75 Prozent weniger Straßenverkehr führten zur Halbierung von tödlichen Unfällen. Trotz aller Nachteile hat der Lockdown auch positive Seiten: Die Luftqualität hat sich in fast allen Städten drastisch verbessert. Während die Luftverschmutzung 2019 weltweit mehr als 6,6 Millionen tötete, stellten Ärzte und Wissenschaftler 2020 eine deutliche Erholung fest. Von Beijing bis Berlin melden Metropolen, die Luftverschmutzung sei so niedrig wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Und das wiederum hilft unseren Lungen, eine Virusinfektion besser zu überstehen. Eine neue Studie des Centre for Research on Energy and Clean Air kommt zu dem Schluss, dass die gesündere Luft allein in Europa 11.000 Menschenleben gerettet hat.
Die Kohlendioxid-Emissionen fielen laut Global Carbon Project weltweit um sieben Prozent oder 2,5 Milliarden Tonnen CO2. So niedrig war der Stand zuletzt 2012. Das reicht nicht, um das Ruder herumzureißen, aber vielleicht, die Klimaerhitzung ein klein wenig zu verlangsamen. Und jede Tonne weniger ist ein Erfolg. Dazu eine weitere gute Lösungsnachricht: Weltweit wurde eine Rekordzahl and Wind- und Solarprojekten installiert.
4. Der zweitgrößte Ebola-Ausbruch ist vorbei
Im Juni waren wir alle vollauf mit der Pandemie beschäftigt, so dass kaum jemand registrierte, dass eine andere Epidemie zu Ende ging: Die Weltgesundheitsorganisation erklärte das Ende des zweitgrößten Ebola-Ausbruchs der Welt, der die Demokratische Republik Kongo seit 2018 mehr als 2200 Tote gekostet hat.
5. Endlich weniger Plastik
Die EU hat endlich ein Einweg-Plastik-Verbot beschlossen. Ab Juli 2021 gibt es auch in Deutschland kein Plastikgeschirr und -Besteck mehr zu kaufen, keine herkömmlichen Trinkhalme und Styroporbecher. Und das Plastik, das schon im Meer ist, lassen wir von dem neuen Superenzym aufessen, das Plastikflaschen sechs Mal schneller zersetzt als bisher bekannte Enzyme.
6. Der Wald der Hoffnungen
In Neuseeland hat die staatliche Tourismusagentur die Kampagne »Wald der Hoffnung« gestartet. Die Idee: für jede Enttäuschung in 2020 einen einheimischen Baum pflanzen oder spenden. Die Organisation »Trees That Count« pflanzt die Bäume vor Ort, und man kann sich dann anschauen, wie die Hoffnung sprießt. Und natürlich filtert jeder Baum CO2 aus der Luft und hilft, den Treibhauseffekt zu verringern.
Ich finde den Vorschlag großartig. Wenn ich für jede abgesagte Reise, jede Covid-Erkrankung in meinem Umfeld, jede verpasste Zusammenkunft mit meinen Lieblingen in diesem Jahr eine Eiche pflanze, bringe ich ganz alleine schon einen kleinen Stadtpark zusammen. Wenn Sie alle mitmachen, haben wir die weltweite Abholzungskrise im Nu umgedreht.