War noch nie allein in einer Hotelbar hängen geblieben. Da schon. Sugar Man lief, das ganze Album. Die Kellner lustig, aber nicht aufdringlich, die Gäste international. Neben der Bar eine Küche: komplett eingerichtet, der Kühlschrank voll mit Nudeln, Pesto, Käse, Kräuter aus Indoor-Anbau im Haus oder der eigenen Permakultur im Taunus, für Bier und Wein macht man Striche neben seinen Namen. Die Leute kochen da und setzen sich hin. Wie in einer WG. Ist ja auch eine: »Gästegemeinschaft« nennt der Betreiber seine drei Hotels. Zehn Prozent der Zimmer werden an Dauermieter vergeben, obwohl das weit weniger bringt, als sie normal zu belegen. Es gibt auch ein ordentliches, vegetarisches Restaurant im Erdgeschoss. Außerdem die »Gute Stube« mit Bibliothek und Plattensammlung, den »Kräuterraum« mit Indoor-Farming – und meinen Lieblingsraum, den »Baumraum«. Da wollte man wirklich einen Baum ins Haus stellen, aber das hat nicht geklappt. Jetzt wird zwischen Sträuchern gelesen.
Die Zimmer: winzig. Ein Haken, kein Schrank, Dusche, keine Badewanne. Erstaunlich, wie wenig man braucht. Auf dem Fernsehbildschirm grüßen Frauen aus Sierra Leone, Näherinnen, die die Kissenbezüge, Beutel und Schlappen im Zimmer angefertigt haben. Müsste ich mal allein nach Frankfurt ziehen (Gott bewahre!), dann bitte hierher. Der Name des Hotels stammt übrigens aus dem Roman Der unsterbliche Mr. Lindley, in jedem Zimmer liegt eine Ausgabe.
Lindley Lindenberg
Lindleystraße 17, 60314 Frankfurt am Main
Tel. 069/506 08 60 50
DZ ab 89 Euro