Hier ist die Geschichte des Karpfens Benson, der in den Bluebell Lakes bei Peterborough lebte und 30 Kilogramm wog. Benson war der berühmteste Fisch Großbritanniens. Er hieß Benson, weil er in der Rückenflosse ein Loch hatte, das aussah, als habe es jemand mit der Zigarette hineingebrannt; Benson war also nach der Zigarettenmarke Benson & Hedges benannt. Er hätte auch Overstolz heißen können. Hieß er aber nicht.
Benson ist tot. Er starb an rohen Tigernüssen, die für Karpfen giftig sind, wohingegen sie in zubereitetem Zustand die besten Karpfenköder darstellen, das weiß ich aber auch nur vom Lesen. Ich habe in meinem Leben nur ein einziges Mal geangelt, zusammen mit Luis, im Mittelmeer. Wir hatten Maden als Köder gekauft. Weil es viel zu viele Maden waren, hatten wir die übrig gebliebenen im Kühlschrank aufbewahrt, wo Paola, meine Frau, sie am nächsten Tag fand, neben der Butter. Es gab ein intensives Gespräch, über Angeln, Maden, Butter, solche Sachen. Zum Angeln hatten wir keine Lust mehr.
Benson war 25 Jahre alt, kein Alter für Karpfen, die 60, 70 werden können. Was seine Geschichte bemerkenswert macht: dass er während der vergangenen fünfzehn Jahre (denn erst mit zehn wurde er in den Bluebell Lakes ausgesetzt) 63 Mal geangelt worden ist. Jedes Mal warf man ihn wieder ins Wasser, nach einem Foto. Man hört öfter von Menschen, die mal fast tot waren, jedoch reanimiert werden konnten. Sie berichten von gleißendem Licht und dass alles so schön gewesen sei. Dieser Benson hatte 63 Nahtod-Erlebnisse. Man wüsste gern, was er den anderen Karpfen davon berichtete. Dass man einen Piks im Mund spüre, dann bekomme man Kiemenflattern, aber dafür nehme einen jemand fest in den Arm. So was gebe es im Teich nicht, niemand mit Armen sei da, nicht mal ein Krake. Und dann sei man auch wieder im Wasser, wo man nicht mehr hin wollte, so schön sei es draußen. Es müsse Gott gewesen sein, der einen da herzte. Kein Wunder, dass die Bluebell Lakes als Angelparadies gelten. Die Fische wollen alle raus. Wollen Gott sehen. Benson hat ihnen von ihm erzählt.
Hat jemand die Urlaubsfotos von Wladimir Putin gesehen? Putin auf einem Baum, Putin mit nacktem Oberkörper auf einem Pferd – und dann: Putin im Wasser, delfinschwimmend. Putin im Mini-U-Boot, von außen fotografiert, wie er durch ein Bullauge ins Wasser starrt, mit hechthaftem Ausdruck im Gesicht die Fische betrachtend. Das Bild ist sensationell, der Putinkopf erscheint wie gerahmt im runden Fenster, man könnte daraus eine Brosche machen oder einen Orden für Menschen mit besonders sehenswerten Oberkörpern.
Hat nicht Putin im Sommerurlaub 2008 ein Fernsehteam vor einem Tiger gerettet? Super-Putin. Ich erwarte noch viel von ihm. Super-Putin springt für Schumacher bei Ferrari ein. Super-Putin stoppt die Schweinegrippe mit bloßen Händen. Super-Putin repariert den Teilchenbeschleuniger in Genf. Super-Putin taucht nach dem Riesenkarpfen, um ihn vor der bösen Tigernuss zu retten, hält ihn in den muskulösen Armen, der Riesenkarpfen schmiegt sich an ihn, selig verlöschend, denn er hat Gott gesehen.
An den Stränden Italiens gibt es, wie zu erfahren ist, 300 Hunde, die als Lebensretter ausgebildet sind. Sie liegen im Sand und merken auf, wenn jemand um Hilfe schreit, alarmieren den Mann mit dem roten Salvataggio-Hemd und schwimmen mit ihm hinaus zum Ertrinkenden. Wobei es Aufgabe des Hundes ist, den menschlichen Retter zu ziehen, damit der Kräfte für den Rettungsakt spart. Nie schickt man einen Hund allein ins Wasser. Stell dir vor, du bist im Wasser, kurz vorm Nahtod, gurgelnd. Da taucht mitten im Meer der Schädel eines Neufundländers auf … In russischen Gewässern wurden bereits mehrere Menschen von Super-Putin gerettet. Er eilte zu ihnen, ohne Hund, jedoch mit einem Wodkafässchen um den Hals.