Vor einer Weile sah ich auf der Straße einen dreibeinigen Hund, er lief sehr seltsam und musste des Öfteren stehen bleiben, um sich auszuruhen. Aber er lief! Ich ging in mein Büro und entdeckte im Internet einen Film über einen Golden Retriever, dessen Hinterbeine offensichtlich gelähmt waren, sodass die Familie, der er gehörte, um sein Hinterteil eine Art leichten Rollstuhls schnallte: Der Retriever lief damit umher wie ein Wiesel, unglaublich.
Ich dachte noch darüber nach, in welch hochstehender Zivilisation wir leben, dass wir sogar behinderten Hunden derartige Lebensmöglichkeiten eröffnen, da fand ich in der Zeitung einen Artikel, in dem stand, Forscher der Universität Jena hätten die Gehweise dreibeiniger Hunde untersucht und andere Forscher der Ryerson University in Toronto hätten sich nun diese Ergebnisse zunutze gemacht und auf Roboter übertragen: Sie hätten einen vierbeinigen Roboter konstruiert, der, wenn eines seiner Beine kaputt- oder gar verloren gehe, auf drei Beinen weiterlaufen könne – als sei er ein Hund.
Noch besser wäre es natürlich, der Roboter würde sein viertes Bein selbst reparieren, aber das ist wohl erst der nächste Schritt. Auf jeden Fall, sagen die Wissenschaftler, sei es ein großer Fortschritt für die Raumfahrt, dass Roboter mit solchen Problemen selbstständig umgehen könnten, denn im Weltall könne man sie auch nicht jederzeit mal eben so in Ordnung bringen.
Die sich selbst reparierende Maschine: Schon vor drei Wochen ist der Reparaturgedanke an dieser Stelle ausführlich erörtert worden, doch fehlte die Erwägung, Maschinen könnten sich grundsätzlich selbst wieder in Ordnung bringen, wie ja auch der Mensch in der Lage ist, kleinere Defekte an sich selbst zu beseitigen: Blutet er, holt er sich ein Pflaster. Hat er Fieber, legt er sich ins Bett.
So etwas wird man auch von Robotern erwarten dürfen, wie ich im Übrigen auch an die Selbstreparaturfähigkeit von Texten glaube: Hat ein Autor seinem Werk nur genügend Seele und Geist eingegeben, sollte es in der Lage sein, zum Beispiel missglückte Pointen oder schiefe Metaphern selbst zu verbessern, ohne dass der Verfasser etwas tun muss. In kleinerem Maßstab tun das meine Kolumnen seit Jahren. Schreibe ich zum Beispiel »Bundeskanzlerin Angelo Merkel«, so tauchen auf der Stelle aus der Mitte der Buchstaben und Sätze zwei kleine Hände auf und ersetzen mit kundiger Bewegung das o durch ein a – schon steht dort richtig: Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Im Forschungsdepartement von Das Beste aus aller Welt haben meine besten Leute an dieser Technik zehn Jahre lang gearbeitet, aber es hat sich gelohnt. Schon bald wird diese Kolumne als erste überhaupt ins Weltall geschossen werden können, wo sie in der unendlichen Einsamkeit des Alls mit sich allein zurechtkommen muss und wird.
Gerade jetzt befinden sich zwei fahrerlose Autos auf dem Weg von Italien nach China. Auf 13 000 Kilometern wird getestet, wie die Wagen ohne Menschen am Lenkrad sich im Moskauer Straßenverkehr, in der Sommerhitze Sibiriens und in der Einsamkeit chinesischer Wüsten verhalten, immer mit zwei Technikern an Bord. Wollen wir das eigentlich, dass wir ein Auto nicht mehr lenken können/müssen? Halten wir das aus? Sind wir bereit dafür, uns dem eigenen Wagen so auszuliefern, wie wir uns der Bahn oder der Fluggesellschaft ausliefern? Dass nicht wir das Auto zum Ziel lenken, sondern das Auto uns?
In jedem Fall lernen wir aus der Sache, dass Autos immer noch dazulernen, ja, dass eigentlich alle Dinge mehr können sollten. Bereits gibt es in Amerika ein Fahrzeug namens Terrafugia Transition, das sich bei Bedarf jederzeit von der Autobahn in die Luft erhebt, um weiterzufliegen. Es klappt dazu kleine Flügel aus, und los geht’s.
Großes Versprechen: Ich werde nicht ruhen bis zu dem Tag, an dem der Leser sich auf diese Kolumne setzen kann wie auf einen Teppich – und losfliegt, wohin es ihn gelüstet.
Illustration: Dirk Schmidt