Das Beste aus meinem Leben

Heute werde ich zwei grundsätzliche Thesen zum Handy-Telefonieren auf diese Seite nageln. Die jeweiligen Begründungen gibt es kostenfrei dazu.These 1: Handy-Telefonieren in der Öffentlichkeit ist widerwärtig, asozial und gehört im Grunde verboten.Begründung: Stellen Sie sich vor, Sie machen eine kleine Reise, fahren mit dem Zug von hier nach da, eilen also zum Bahnhof, wuchten Ihr Gepäck in den Großraum, lassen sich in den Sitz fallen… Ach, wie froh Sie sind, sich endlich in den Sitz fallen lassen zu können! Sie haben die Bahn genommen, weil Sie etwas Ruhe haben wollten, hier können Sie ein paar Stunden lang lesen, dösen, arbeiten. Aber dann! Klingelt das Handy des Herrn gegenüber im widerwärtigsten Klingelklangelsound. Klingelt. Klingelt. Der Herr sucht und sucht und sucht, und dann hat er es gefunden, und er beginnt zu sprechen. Und spricht. Und spricht. Und spricht.Dann ist es vorbei mit dem Lesen, Dösen, Arbeiten. Dann werden Sie vertraut mit der Absatzkrise auf dem Brillenmarkt, mit der Unverschämtheit der Controller in der Firma Löselheim & Schmeißhuber, mit der Beziehungsproblematik der Eheleute Pfaffenbichler und mit den Hausaufgaben des kleinen Stephan. Und Sie wissen nun, dass Ihr Gegenüber (wie ja auch Sie selbst) im Zug nach Mannheim sitzt, dass er um 17.37 Uhr dort sein wird, »wenn er keine Verspätung hat«, und dass der Zug gar nicht so voll ist, »wie ich dachte«. Das Problem ist erstens, dass fast niemand leise telefonieren kann; die Leute sprechen, als sei das Telefon noch nicht erfunden und sie müssten sich schreiend mit jemandem verständigen, der am anderen Zugende sitzt. Und zweitens, pssst!, würden Sie horchen, selbst wenn der Mann gegenüber sehr leise spräche, Sie können gar nicht anders, die menschliche Neugier zwingt Sie dazu, denn was interessiert einen mehr als das, was Leute flüsternd am Telefon miteinander zu besprechen haben und vor unseren Ohren gerne verbergen wollen.Ergo: Telefonieren ist per se ein privater Vorgang und darf deshalb nicht in der Öffentlichkeit stattfinden.These 2: Die grassierende Abneigung gegen Leute, die ihr Handy in der Öffentlichkeit benutzen, ist widerwärtig, asozial und gehört im Grunde verboten.Begründung: Stellen Sie sich vor, Sie machen eine kleine Reise, fahren mit dem Zug von hier nach da, eilen also zum Bahnhof, wuchten Ihr Gepäck in den Großraum, lassen sich in den Sitz fallen – da klingelt Ihr Handy. Natürlich klingelt es jetzt. Es hat nicht auf dem Bahnsteig geklingelt, es hat nicht im Taxi geklingelt, es hat nicht zu Hause geklingelt – es klingelt jetzt. Ihr kleiner Sohn ist dran. Er muss dringend mit Ihnen sprechen, das ist nicht aufschiebbar, er hat Streit mit dem besten Freund und ist traurig. Sie reden leise mit ihm, aber schon nach den ersten Worten dreht sich der Herr in der Sitzreihe vor Ihnen um und schaut drohend. Dann blickt er herum, sieht nach, ob andere Fahrgäste seinen Unmut teilen und macht laut: »Tsö!« Schüttelt den Kopf. Als habe er mit dem Bahnticket auch ein Recht auf absolute Stille erworben. So geht das immer. Sie können so leise telefonieren, wie Sie wollen, Sie können viel leiser sprechen als alle sich von Angesicht zu Angesicht miteinander unterhaltenden Menschen in Ihrer Umgebung – sobald Sie in ein Telefon sprechen, ziehen Sie sich Unmut zu. Unmut? HASS!! Sie müssen dabei kein Schreihals sein, Sie müssen keinen unerträglichen Klingelton in Ihr Telefon hineinprogrammiert haben – um all das geht es nicht. Es geht nur um eines: dass bestimmte Leute ein Objekt für ihren sonst ziellosen Hass finden.Anders ist nicht erklärbar, dass sich mitten in der Münchner Fußgängerzone ein älterer Herr vor mir aufbaut, während ich mit Paola telefoniere. Er hält sich die Ohren zu. Anders ist auch nicht zu verstehen, dass auf der Straße plötzlich ein Mann neben Paola steht, während sie den Kinderwagen mit Sophie schiebt und gleichzeitig telefoniert. Er schreit sie an: »Ja, ja, gegen Mobilfunkmasten demonstrieren und dann neben dem Kinderwagen telefonieren, so blöd seids ihr!«Ergo: Die Aggressivität gegen das Handy-Telefonieren bewegt sich weit über die Grenzen zum aggressiven Irrsinn hinaus – dem muss dringend Einhalt geboten werden.