Auf der Internetseite der Grünen Jugend Kreis Gütersloh habe ich meinen ökologischen Fußabdruck errechnet. Der ökologische Fußabdruck ist die Fläche, die ein einzelner Mensch benötigt, um auf der Erde leben zu können. Also: Ein durchschnittlicher Deutscher braucht für seinen Lebensstandard 4,8 Hektar, ein Inder aber nur 0,7.
Ich musste Fragen nach meiner persönlichen Lebensführung beantworten, wie viel ich also Auto fahre, ob ich Energiesparlampen benutze, wie groß meine Wohnung ist, dann dauerte es ein paar Sekunden, Ergebnis: »Zur Deckung deines Lebensstils benötigst du 5,1 Hektar … Würden alle Menschen leben wie du, bräuchte die Menschheit 2,7 Erden. Du liegst im Bereich des deutschen Durchschnitts, aber weit entfernt von einem nachhaltigen Lebensstil.« So etwas hatte ich mir schon gedacht. Aber es ist doch ein anderes Gefühl, wenn es einem von der Grünen Jugend Gütersloh quasi ins Gesicht gesagt wird. Ich trenne meinen Müll, ich habe noch nie in Übersee Urlaub gemacht, ich kaufe im Bioladen ein, sooft es geht, ich fahre mit dem Fahrrad, sobald es Frühling wird, und ab jetzt werde ich auch die Dusche abschalten, wenn ich mich einseife, jajaja, Grüne Jugend, ich weiß doch, ich weiß.
Jetzt klingelt es an der Tür. Wer ist’s? »Wärrbunck!«, krächzt eine Stimme aus der Sprechanlage. Ein Prospektverteiler. Soll ich ihn hereinlassen, den Papierverschwender, dessen Aussendung ich ungelesen in die Tonne werfe? Aber er ist ein armer Pole, der sich durchs Leben kämpft mit Scheißprospektverteilen, bei dem Wetter …
Egal. Der Nachbar hat schon auf den Knopf gedrückt. Ich wäre ja gern dabei, wenn Michael Schumacher seinen ökologischen Fußabdruck errechnet. Ich vermute, auf der Fläche kann man einen Schweizer Kanton unterbringen. Aber ich soll vegane Brotaufstriche essen statt Käse und Wurst, sagt die Grüne Jugend.
Gerade habe ich das Buch zweier neuseeländischer Autoren gelesen, Robert und Brenda Vale heißen sie, ihr Werk gibt es nur auf Englisch, Time To Eat The Dog? ist der Titel. Zeit, den Hund zu essen?
Die beiden haben sozusagen den ökologischen Pfotenabdruck verschiedener Haustiere ausgerechnet. Ergebnis: Ein mittelgroßer Hund, der pro Jahr 164 Kilogramm Fleisch und 95 Kilogramm Getreide frisst, braucht dafür 0,84 Hektar landwirtschaftliche Fläche, wohingegen man für die Herstellung eines Toyota Land Cruiser und dessen Betrieb über 10 000 Kilometer pro Jahr nur 0,41 Hektar benötigt (wenn das Gaspedal klemmt, noch ein bisschen mehr).
Selbst der Verbrauch einer Durchschnittskatze entspricht noch dem eines VW Golf. Nur der Goldfisch bescheidet sich mit 0,00034 Hektar, das dürfte das Äquivalent des Tretrollers der kleinen Sophie sein.
Nun höre ich die Stimmen der Tierbesitzer: Aber wer einen Hund hat, unternimmt nur sehr selten Fernreisen. Außerdem frisst der Hund jene Teile eines Rindes/Schweines, die kein Mensch zu sich nehmen will, so stimmt die ganze Rechnung nicht. Mit dem Hund muss man spazieren gehen, das hält den Menschen gesund, er muss seltener zum Arzt, das mindert seinen eigenen ökologischen Fußabdruck. Und was sind fünf Millionen Hunde gegen 14 Millionen ununterbrochen Methan furzende Rinder und 23 Millionen Schweine in Deutschland?
Ja, ja. Sie haben recht, sie haben recht. Aber interessant ist die Sache schon, nicht wahr? Außerdem hat noch nie ein Rind oder ein Schwein unmittelbar unter das Klingelschild meines Wohnhauses gepinkelt. Der Windhund von nebenan aber tut so was.
Neulich habe ich Fotos von Giant George in der Zeitung gesehen, der größte Hund der Welt, ein Doggenrüde von 1,09 Meter Höhe, 111 Kilogramm Gewicht und 2,2 Meter Länge. Er ist also fast so lang wie ein Smart, hat aber keine Hupe und entspricht ungefähr dem ökologischen Reifenabdruck von Schumachers neuem Formel-1-Wagen.
Dirk Schmidt (Illustration)