Frauen. Nein, die schönsten Frauen prägen die Campari-Geschichte. Schließlich wurde der Kräuterlikör zum ersten Mal 1860 in Mailand ausgeschenkt und hier geschieht für gewöhnlich alles für Bella, und zwar aus Passione. Von der ersten Frau in der Familienhistorie der Camparis ist die Schönheit nicht ausdrücklich überliefert, es war aber Letizia, die Mamma von Gaspare Campari, dem Erfinder des rubinroten Destillats aus 86 Kräutern, Früchten und Gewürzen, die den Bitterbranntwein erst unter dem Namen „Campari Bitter“ und dann als "Campari" populär machte. Ihr Enkel Davide brannte neben dem Bitterbranntwein lichterloh für die Sopranistin Lina Cavalieri, die Anfang des 20. Jahrhunderts als „schönste Frau der Welt“ mit 840 Heiratsanträgen die Gesellschaftskolumnen füllte. Vier Anträge nahm sie tatsächlich an, allerdings keinen von Davide. Der ließ sich dennoch nicht davon abhalten, der Sängerin auf ihre Tourneen zu folgen, wobei er in jeder Stadt, die er bereiste, Handelsbeziehungen knüpfte, die zur Grundlage für den Campari-Export werden sollten. Davide war es auch, der das Potenzial von Markenname und Produkt erkannte. Er engagierte bekannte Künstler für die Gestaltung der Werbeplakate, später waren es namhafte Designer wie Bruno Munari, die den Campari-Siegeszug in inzwischen mehr als 190 Länder begleiteten und die Einzigartigkeit des Getränks herausstellten: Campari ist Campari und gehört keiner Getränkegattung an.
Noch heute, fast 150 Jahre nach dem ersten Schluck an der Piazza del Duomo, kann man im „Camparino“ – das sich heute Café Zucca nennt – die inzwischen zahlreichen Varianten wie Campari Tonic oder Campari Maracuja bestellen. Am besten versucht man dabei die Bellezza neben sich an der Bar zu beeindrucken, indem man behauptet, man kenne die – tatsächlich noch immer geheim gehaltene – Rezeptur ihres Aperitifs.
Falls das nicht funktionieren sollte, bleibt der Blick auf Salma Hayek in der aktuellen Campari-Kampagne. Der Fotograf Mario Testino hat die mexikanische Schönheit dafür als Sinnbild für Leidenschaft in Szene gesetzt. Ihre Lippen leuchten so rot wie der Bitter selbst und in der Schwärze ihrer Augen ist die Definition des italienischen Schriftstellers Roberto Gervaso von Frauen als „Teufel, ohne die das Leben eine Hölle wäre“ zu lesen. Er hat ja so recht. Vor allem, wenn sie der dürstenden Seele Campari reichen.
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