Vom Kampf der Schweizer gegen die Moscheen ist vor allem das Plakat der Volksinitiative in Erinnerung geblieben. Seine Suggestionskraft hat maßgeblich zum Erfolg der Kampagne beigetragen. Es zeigt die Schweizer Flagge, übersät von eng beieinander stehenden Minaretten, die sich wie Raketen oder Pfeile in die Luft erheben – eine Bedrohung für die christlich geprägte Welt. Die Bilder des deutsch-syrischen Fotografen Rami Tufi, Student an der Berliner Fotoschule Ostkreuz, können als kühles Gegengift zu diesen erhitzten Visionen verstanden werden.
In den letzten zwei Jahren hat Tufi sämtliche Orte in seiner Heimatstadt Frankfurt am Main aufgespürt und fotografiert, in denen sich Muslime zum Gebet versammeln – Räume, die offiziell als Moscheen gelten, weil sich diese Weihung, anders als im Christentum, durch den regelmäßigen Gebrauch vollzieht, ohne rituelle Beglaubigung durch einen Glaubensoberen. Das Minarett, also der Turm, von dem aus der Muezzin zum Gebet ruft, ist auch kein unerlässlicher Bestandteil einer Moschee. Diese Orte, die im Geflecht der Großstadt eigentlich Nicht-Orte sind – unbenutzte Lagerhäuser, Garagen, Behelfsbauten in Hinterhöfen –, machen die alltägliche Religionspraxis der Muslime in Deutschland anschaulich; in Frankfurt am Main etwa gibt es nur zwei Moscheen, die durch Kuppel und Minarett sofort als solche zu erkennen sind, jedoch knapp vierzig solcher »Hinterhofmoscheen«.
Was an diesen Fotos am meisten erstaunt, ist die Unscheinbarkeit der Gebetshäuser, die nicht weiter entfernt sein könnte von der ausgestellten, als bedrohlich inszenierten Sichtbarkeit des Minaretts. Auch bei den deutschen Protesten gegen den Bau von Moscheen, in Köln, Berlin oder München, ging in den letzten Jahren ja stets um die übermäßige Präsenz der fremden Religion im Stadtbild. Diese Sorge führte dazu, dass größere Moscheen, wie etwa in München, am äußersten Stadtrand entstanden sind, in der Nähe von Mülldeponien und Kraftwerken. Rami Tufis Bilder dagegen ergeben eher eine Anthologie der Lücken, Brachen und Provisorien – das Gegenteil der Repräsentation.