Respekt, Herr Maack, Sie haben vor Sylt Steine im Meer versenkt und damit ein Naturschutzgebiet gerettet.
Wir wollten nicht länger zusehen, wie am Sylter Außenriff mit Grundschleppnetzen gefischt und damit so ziemlich alles zerstört wird, was dort lebt. Das ist etwa so, als würde man im Schilf Enten jagen und dafür Mähdrescher einsetzen: Mit jeder Ladung Krabben, Schollen und Seezungen werden alle möglichen Tiere gefangen und an Bord aussortiert. Für ein Kilo Krabben gehen zum Beispiel neun Kilo andere Meerestiere mit, für Seezungen sogar bis zu 14 Kilo.
Was bewirken die Steine?
Sie vergrößern das Riff. Die Steine sind einen Kubikmeter groß und wiegen zwischen einer und drei Tonnen: Wir haben vor Sylt insgesamt 320 davon ins Meer befördert. Eine neue Studie bestätigt, dass Tiere und Pflanzen den neuen Lebensraum annehmen. Immerhin 200 Quadratkilometer können jetzt nicht mehr mit Schleppnetzen befischt werden. Trotzdem waren die Behörden nicht begeistert von Ihrer Aktion.
Das Absurde ist, dass am Sylter Außenriff Millionen Tonnen Sand und Kies gefördert werden – und die Firma, die das macht, sagt, dass das keinen Einfluss auf das Ökosystem habe. Aber das Einbringen von Lebensraum, so wie wir es getan haben, soll das Meer schädigen.
Ursprünglich planten Sie, tausend Steine ins Meer zu kippen. Was kam Ihnen dazwischen?
Erst einmal wollte uns das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie am Zeug flicken, wegen des Hohe-See-Einbringungsgesetzes – das wurde in den Achtzigerjahren entwickelt, als in der Nordsee Dünnsäure verklappt wurde und Großbritannien Atommüll versenkte. Dann hat sich das Bundesverkehrsministerium eingeschaltet. Uns war das alles nicht unrecht, denn wir haben auch schon mit 320 Steinen unser Ziel erreicht: die politische Diskussion anzustoßen.
Welche Reaktionen gab es auf Sylt?
Die meisten Fischer waren dagegen, weil sie sagen, wir würden ihre Fanggründe verkleinern und sie hätten ein Recht, dort zu fischen. Andere sagen aber auch, es sei genau richtig, wir bräuchten Bereiche im Meer, wo sich Fischbestände und Meeresgrund erholen können. Tatsache ist, dass wir viel mehr Naturschutz für das Meer brauchen. In Deutschland stehen immerhin zehn Prozent der Landfläche unter Naturschutz – im Meer sind es weniger als ein Prozent.
Bleibt es bei dieser einen Aktion?
Nein, als Nächstes wollen wir Steine im Skagerat versenken, vor der schwedischen Küste. Die dortige Regierung unterstützt unser Vorhaben übrigens. Sie versteht die Aktion als Schutzmaßnahme.
Trotzdem müssen Sie bei Ihrer Arbeit ständig Widerstände überwinden. Was treibt Sie an?
Ich glaube, dass wir kein Recht haben, die Natur in der Art und Weise zu zerstören, wie wir es tun. Ich möchte zeigen, dass uns das nicht gleichgültig sein darf. Außerdem habe ich zwei kleine Kinder und schon von daher ein Interesse daran, wie die Zukunft aussehen wird.
Fisch essen mit gutem Gewissen: als Wildfang Hering, Makrele und Seelachs, sonst Fisch aus ökologisch zertifizierten Aquakulturen. Das MSC-Siegel ist eine gute Orientierungshilfe. Thilo Maack isst Fisch gern, aber selten. Am liebsten hat er Hering. Nie essen würde er Schwertfisch. "Das ist für mich der Tiger der Meere, und auf die Idee einen Tiger zu essen, kommt man ja auch nicht."
Foto: Holde Schneider