Das Beste aus meinem Leben

Ich möchte für die allgemeine zwischenmenschliche Kommunikation zwei Änderungen vorschlagen.Erstens: Was ich sehr gerne eine Weile nicht mehr hören würde, das ist die Wendung Keinproblem.Keinproblem ist an sich kein schlechtes Wort. Nehmen wir an, mein Computer würde nicht mehr funktionieren oder die Waschmaschine wäre kaputt oder die Balkontür würde nicht mehr schließen… Da würde man einfach gern irgendwo anrufen, einem Menschen am anderen Ende der Leitung sein Problem schildern. Und wie schön wäre es, dieser Mensch würde mit leichter Stimme Keinproblem sagen. Und das Problem durch irgendeine Maßnahme erledigen.Das geschieht aber nicht. Stattdessen hören wir am Telefon Musik, wir werden verbunden, es sind gerade alle Serviceberater im Gespräch, es sind diese Woche keine Reparaturtermine mehr frei, die Ersatzteile sind im Moment gerade nicht zu beschaffen, wir müssten von acht bis 14 Uhr daheim bleiben, um auf den Mechaniker zu warten, der aber erst um 16 Uhr kommt, und drücken Sie bitte Taste eins, wenn Sie mit der Aufzeichnung des Gesprächs einverstanden sind, und sprechen Sie jetzt laut und deutlich Ihre Kundennummer – was, Sie wissen Ihre Kundennummer nicht? Oh.Diese Sachen. Lauter Probleme dort, wo wir gern Keinproblem hätten.Stattdessen höre ich Keinproblem zehn Mal am Tag, wenn tatsächlich gar kein Problem vorhanden ist. Ich setze mich im leeren Café von einem Tisch an einen anderen, weil es am ersten Tisch zieht, erkläre das der Kellnerin – und? Keinproblem, sagt sie. Ich probiere im Laden einen Pullover, probiere noch einen zweiten, sage dann, ich würde doch lieber den ersten nehmen – was spricht die Verkäuferin? Keinproblem. Ich stehe in der Metzgerei, kaufe dieses, kaufe jenes und sage am Ende, jetzt hätte ich gerne noch drei Weißwürste. Keinproblem.Ja, warum auch? Warum sagt man mir dauernd, wenn meilenweit Keinproblem zu sehen ist, dass dies Keinproblem sei, während, wenn ich mitten in den Problemen stecke, niemals einfach jemand Keinproblem sagt.Das geht so nicht weiter.Zweitens: Seit einer Weile melden sich, wo immer ich anrufe, am Telefon Menschen etwa so: »Guten Tag, hier ist die Firma Soundso und Sowieso, mein Name ist Kürzenich-Hintermeier, was kann ich für Sie tun?«Ehrlich, darauf kann ich verzichten. Das ist mir zu kompliziert, zumal ich den Firmentitel und den Namen meiner Telefonpartnerin oft sowieso nicht verstehe, weil die Dame schon selbst weiß, dass der Satz, den sie zweitausend Mal pro Tag sagt, viel zu lang ist, weshalb sie ihn so schnell ausspricht, dass… Klar. Sie startet full speed mit »Gntg, hrst Frma Soso’ndSoso, mn Nme st Krznch-Hntrmr«, um dann mit erschöpftem »Was kann ich für Sie tun?« über die Ziellinie zu hecheln.Schluss damit! Ich hätte stattdessen gerne (nur ein einziges Mal!), dass die Dame in der Bäckerei, in der ich alle paar Tage morgens Semmeln kaufe, diese Dame also, die jedes Mal stumm vor mir steht, mürrisch meine Einkäufe in eine Tüte wirft, schon fast wütend wird, wenn mir bei schon geschlossener Tüte etwas Zusätzliches einfällt, diese Dame, die dann das Wechselgeld laut klackernd auf den Wechselgeldteller wirft, obwohl doch meine geöffnete Hand unmittelbar neben dem Wechselgeldteller erwartungsvoll bereitliegt – dass also diese Dame, wenn ich morgens den Bäckerladen betrete, fröhlich ruft:»Grüß Gott, dies ist die Bäckerei Brummer, mein Name ist Kürzenich-Hintermeier, was kann ich für Sie tun?«Einmal nur, bitte! Das kann doch Keinproblem sein.Wie wäre es: Montag?PS: Ich selbst melde mich am Telefon seit Kurzem nur folgendermaßen: »Grüß Gott, mein Name ist Hacke, was können Sie für mich tun?«

Illustration: Dirk Schmidt