Geld schießt Tore

Putin, Trump und Berlusconi: Wie großes Geld und politische Macht zusammenhängen. 

Illustration: Dirk Schmidt

Mit manchen sehr reichen Menschen in der Politik ist es so: Die einen streben ein Amt an, um damit sehr reich zu werden, dazu gehören Putin und Erdoğan, die ihre Positionen jeweils nutzen, um sich und ihren Klüngel zu bereichern. Die anderen sind schon sehr reich und brauchen das Amt, um entweder noch reicher zu werden oder um ihren Reichtum zu schützen, weil man, wie jeder weiß, in höchsten staatlichen Positionen über einen hübschen Einfluss auf Steuergesetzgebung, Polizei, Justiz verfügt; dies gilt für Trump und Berlusconi.

Was diesen sehr reichen Menschen in der Politik aber gemeinsam ist: Nichts von dem, was sie tun, nützt einfachen Bürgern. Putin ist es in Jahrzehnten nicht gelungen, seinem Land zu Wohlstand zu verhelfen, Erdoğan ruiniert die Türkei im Größenwahn, Berlusconi hat Italien immer tiefer in die Krise geführt, und Trump … Ach, egal. Wenn es nicht der Gleichheitsgrundsatz der Demokratie verbieten würde, wäre es keine schlechte Devise, sehr reichen Menschen die Ausübung politischer Ämter überhaupt zu verbieten, aber das geht natürlich nicht. Wobei es schon komisch ist, dass ausgerechnet Reiche in diesem Fall vom Gleichheitsgrundsatz profitieren. Manchmal denke ich, jeder Milliardär, der ein öffentliches Amt bekleiden möchte, sollte vorher drei Viertel seines Vermögens dem Staat spenden. Dann wüsste man, ob er es ernst meint.

In den USA strebt nun der Milliardär Bloomberg das Amt des Präsidenten an, er möchte für die Demokraten kandidieren, was, käme es so weit, dazu führen würde, dass ein Milliardär, der sein Vermögen wenigstens selbst verdient hat, gegen einen anderen Milliardär antritt, der nichts ist als ein unfähiger Erbe. Mir ist fast egal, wer Donald Trump aus dem Amt bugsiert, Hauptsache, er verschwindet von der Bildfläche. Aber für diesen Fall müsste ich sagen: Tut mir leid, nach funktionierender Demokratie klänge das nicht.

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Im Fußball galt mal ein gern zitierter Satz: »Geld schießt keine Tore.« Das sollte heißen, man könne sich Erfolg nicht kaufen. Für eine Weile stimmte das insofern, als die Investition in teure Spieler keine Siege garantierte, solange damit kein Konzept verbunden war. Heute ist das anders, längst machen wenige europäische Klubs die Championate unter sich aus, weil sie allen anderen wirtschaftlich überlegen sind.

In den USA hat der Ökonom Gabriel Zucman aus Berkeley kürzlich festgestellt: Seit den Siebzigerjahren ist das Jahreseinkommen der ärmeren Hälfte der Amerikaner pro Nase um durchschnittlich 8000 Dollar gestiegen, das des reichsten einen Prozents aber um 800 000 Dollar. Das Vermögen dieses einen Prozents habe sich, sagt ­Zucman, in dieser Zeit verdreifacht, während die untere Hälfte praktisch nichts vom Wachstum gehabt habe. Gleichzeitig besagt eine Untersuchung des US-Marktforschungsunternehmens Edelman, die Bevölkerung in den wirtschaftlich entwickelten Ländern verliere den Glauben daran, dass harte Arbeit zu einem besseren Leben führe. Nur in den wohl­habenderen Bevölkerungsteilen gebe es dieses Vertrauen noch. Die Mehrheit habe es nicht mehr.

Bernie Sanders führt in Debatten gern an, dass die drei reichsten US-Amerikaner (Jeff ­Bezos, Bill Gates und Warren Buffett) zusammen ein größeres Vermögen haben als die 160 Millionen von der weniger wohl­habenden Hälfte der Bevölkerung. Sanders ist der Meinung, Milliardäre solle es gar nicht geben, aber wenn schon, dann sollten sie sich zwar mehr Schuhe und mehr Klamotten kaufen können, aber keine politische Macht. Von ihm heißt es immer, er sei ein Sozialist, jedenfalls für amerikanische Verhältnisse. Ich bin kein Sozialist, auch nicht für europäische Verhältnisse. Aber irgendwie habe ich das Gefühl: Er hat recht.