Der Frühling ist da, die Sonne auch, und in meiner Straße – ich wohne im Münchner Glockenbachviertel – geht es gerade wieder los: Vor jeder zweiten Haustür stehen Kisten mit Büchern, T-Shirts und Stofftieren, Stehlampen, Stühle, Vasen, alte Drucker, Matratzen oder Haushaltsgeräte, daneben jeweils ein Schild: Zu verschenken!
»Wie nett«, meinten meine Eltern, die auf dem Land leben und von diesem Phänomen, das es auch in anderen bürgerlichen Vierteln deutscher Großstädte gibt, in Köln, Berlin und Hamburg, noch nie etwas gehört hatten. Wie nett?, dachte ich und sah mir die Sachen genauer an: Die Matratze hatte Flecken, der Drucker tagelang im Regen gestanden, die Bücher waren okay, aber nichts für mich, ein documenta-Katalog aus dem Jahr 2013 und die Biografie von Sebastian Deisler.
Ich wurde nachdenklich. Waren die Menschen, die ihren alten Kram nach draußen und der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt hatten, wirklich nett oder vielleicht doch nur faul und bequem?
Die Frage ließ mich nicht mehr los, ich begann mit Freunden, Bekannten und Experten darüber zu sprechen. Ich schrieb Philosophen, Soziologen, Historiker an – manche verwiesen mich an Kollegen, der oder die könne vielleicht helfen, andere hatten eine ziemlich dezidierte Meinung. Und dann hatte ich auf einmal einen 77-jährigen Historiker in der Leitung, der das Verhalten der Raussteller auf überraschende Weise einordnen konnte.
Wie der Historiker unserem Autor zu einer Einsicht verhalf, lesen Sie hier mit SZ Plus!
Foto: Dominic / photocase.de