Die meisten Hollywoodstars haben eher mit Schmuckdesignern oder Immobilienmaklern aus Kalifornien als mit klassischen Musikern aus Ost-Berlin zu tun. Bei Bill Murray, bekannt aus Lost in Translation oder Ghostbusters, ist das anders: Seit vier Jahren schon ist er mit dem deutschen Starcellisten Jan Vogler eng befreundet. Und weil der wiederum seit 20 Jahren in New York lebt, haben wir beide mitten in Manhattan getroffen, um mit Ihnen erstens über den Zustand Amerikas und zweitens ihre ungewöhnliche Freundschaft zu sprechen.
Die beiden sind gerade dabei, in den berühmten DiMenna-Studios in der 37. Straße ein Album aufzunehmen – eine Mischung aus Literatur und Musik: Vogler, ganz klassisch in Sakko und Jeans, spielt sein 300 Jahre altes Cello, das Millionen wert ist. Murray, in lachsfarbenem Hemd und Kopftuch singt und rezitiert, Regisseurin Sofia Coppola, die Murray für Lost in Translation wiederentdeckt hat und heute eine enge Freundin ist, kommt vorbei und macht mit dem Handy ein paar Videos von der ungewöhnlichen Session.
Künstlerisch ist alles dabei, von Hemingway bis Twain, von Bach bis Schubert. Ein politischer Kommentar? Oder einfach nur neu interpretierte Kunst? »Diese Texte«, sagt Murray gleich mal zu Beginn, »stehen über der tagesaktuellen Politik. Es geht um Mitmenschlichkeit, Haltung, Empathie. Humanität als Ganzes«. Darum gehe es in der amerikanischen Politik schon lange nicht mehr. Und es folgt eine heftige Debatte über universelle Werte und kleinkarierte Politik, natürlich über Donald Trump, aber auch über die Hoffnung, die aus Literatur und Musik entspringt.
Es ist erstaunlich, wie offen, reflektiert und persönlich beide von Anfang an erzählen, ohne doppelten Boden, ohne Kalkül und vollkommen furchtlos – ja eigentlich ganz anders, als man das von vielen Stars gewohnt ist: »Trump ist keine Quizfrage, auf die es eine schnelle Antwort gibt«, sagt Murray. »Sagen wir, wie es ist: Wir befinden uns im Bürgerkrieg.« Jeder verletze jeden, am Ende verlören alle. Und Vogler ergänzt: »Haben Sie Trump schon mal lachen sehen? Gespenstisch, er lacht nie, vor allem nicht über sich selbst.«
Das Gespräch dauert eine gute Stunde und wird immer persönlicher, spannender. Murray gibt gewöhnlich keine großen Interviews, er will keine Reden halten, die dann doch nichts ändern. Vielleicht hat ihm der Whiskey nach Ende der CD-Aufnahmen auf der Dachterrasse die Zunge gelöst, vielleicht tut er es seinem deutschen Freund Jan zuliebe.
Sie erzählen die lustige Geschichte, wie sie sich über den Wolken auf einem Flug von Berlin nach New York kennen lernten, Vogler erzählt über seine Kindheit in der DDR – und dann hat Bill Murray noch eine überraschende Frage an unseren Autoren.
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Fotos: Pari Dukovic