Drei Listen zu wichtigen Themen.
1.) Drei sehr interessante Wörter, die es beim Scrabble-Spiel in unserer Familie nicht schafften, als gültige Wörter anerkannt zu werden:
– Idiotage (sprich, wie französisch: Idiotahsch)
– Erwürzen
– Kotreibe.
2.) Drei sehr interessante Taxifahrer, die mir in letzter Zeit be-gegneten oder von denen ich hörte:
– Ein Fahrer in Hamburg, den ich fragte (einfach so, ohne Grund) welches seine ungewöhnlichste Fuhre gewesen sei. Er sagte, er habe dreißig Schweineaugen vom Schlachthof in die Universitätsklinik fahren müssen, damit Studenten Augenoperationen üben konnten. »Und die zweitinteressanteste?«, fragte ich. »Ein Hund«, sagte er. Eine Dame habe in Eppendorf einen Hund auf die Rückbank gesetzt, ihm ausreichend Geld gegeben und gebeten, er solle den Hund nach Harburg bringen. Der Hund habe aufmerksam und still auf seinem Platz gesessen und in Harburg habe ihn ein Herr in Empfang genommen. »Wohl ein Scheidungshund«, sagte ich. Im Rückspiegel sah ich das Gesicht des Fahrers, ein faltiges, rundes Gesicht, das irgendwie an eine Französische Bulldogge erinnerte, nur die Augen…– In München musste ich in die Lamontstraße fahren, »La Mong Straße«, sagte ich zum Fahrer. Der entgegnete freundlich, man müsse »Lämönt-straße« sagen, sie sei nach dem gebürtigen Schotten John Lamont benannt, einem berühmten Astronomen und Physiker, der Anfang des 19. Jahrhunderts in Schottland zur Welt kam, in Regensburg zur Schule ging, später Professor in München und für mehr als vierzig Jahre Direktor der Sternwarte in Bogenhausen wurde. »Sind Sie Physiker?«, fragte ich. »Nein, Schotte«, sagte er.
– Vor Jahren schrieb mir ein Leser, dessen Brief in meinem Büro verschollen ist, er habe in Wien nachts versehentlich mit einer Hälfte seines Autos auf einem Taxi-Standplatz geparkt. Am nächsten Tag sah er, dass jemand – offensichtlich ein Taxifahrer – einen Nagel in sein Wagenschloss getrieben hatte. An dem Nagel hing ein Zettel. Auf dem Zettel stand: »Des mochst du nie wieda!« Was sogar stimmte.
3.) Drei sehr interessante Notizen aus meiner Kladde, aus denen nie eine eigene Kolumne werden wird:
– Als ich auf meinem Handy die Taste drückte, mit der die zuletzt gewählten Nummern angezeigt werden, erschien als letzte die eines guten Bekannten. Aber ich erinnerte mich nicht, ihn angerufen zu haben. Anscheinend hatte ich unabsichtlich in der Jackentasche die Nummer gewählt. Das Handy zeigte an, das Gespräch habe eine halbe Stunde gedauert. Ich überlegte lange ängstlich, ob ich mit dem Handy in der Tasche Abträgliches über den Bekannten gesagt hätte. Gott sei Dank fiel mir nichts ein. Andererseits: Schade. Hätte eine interessante Geschichte werden können.
– Im Schlussverkauf erwarb ich extrem günstig eine schöne Regenjacke, die ich schon lange hatte haben wollen, die mir aber vor dem Schlussverkauf zu teuer gewesen war. Schon nach zwei Tagen kippte ich aus Versehen etwas Batteriesäure über den Jackenärmel. Sie hat nun einen nicht zu beseitigenden Fleck. Was macht man mit so einer Jacke? Sofort wegwerfen und vergessen? Behalten und versuchen, über den Fleck hinwegzusehen? Den Fleck als Bestandteil der Jackengeschichte und interessante Beigabe akzeptieren? Die Jacke nur noch zur Gartenarbeit tragen? Den Fleck als Mahnmal für meine Ungeschicklichkeit betrachten, zu mehr Geschicklichkeit mahnend? Seufz…
– Sein ganzes Leben tankte mein Vater nur bei Aral. Er behauptete wirklich, das Benzin dort sei besser und mied Zeit seines Lebens die BP-Tankstelle gegenüber. Der wahre Grund für die Aral-Fixierung war aber natürlich die Zwanghaftigkeit, unter deren Diktat er nach dem Krieg lebte und unter der wir alle manchmal erheblich litten. Neulich tankte ich selbst einmal bei Aral und sah, während das Benzin floss, an der Einfahrt zur Tankstelle ein Schild: Aral – ein Unternehmen der BP Group. »Was er wohl getan hätte?«, dachte ich.
Illustration: Dirk Schmidt