Das Beste aus meinem Leben

Deutschland ist das Land der Schilder, wir sind hier alle große Schilderfreunde, deshalb nun meine fünf schönsten deutschen Hinweisschilder, aus den Einsendungen der Leser ausgewählt.

Erstens reiste Frau G. aus Passau kürzlich nach Würzburg und wohnte dort in einem schönen, großen Hotel, welches über einen Pool verfügte. In diesem tummelte sich Frau G., nachdem sie am Eingang gelesen hatte, der Pool sei nur Hausgästen vorbehalten, »das Betreten von Passanten ist verboten«. Es war früh am Tage, Passanten, die man hätte betreten können, schreibt G., seien gar nicht da gewesen. Aber man fragt sich doch, warum dieser Hinweis überhaupt notwendig ist. Ist es denn in Würzburg üblich, Passanten so zu behandeln? Sie zu betreten, nur weil sie sich einem Swimmingpool nähern? Oder hält man, im Gegenteil, Fremde, die in Würzburger Hotels weilen, für so gemeine Menschen, dass sie jederzeit auf einem Passanten herumtreten würden, sodass man
ihnen das per Schild untersagen muss? Zweitens schreibt mir Herr B. aus St. Ingbert, er reise des Öfteren nach Freising, wo an der Ampel vor der St. Korbinian-Apotheke ein Schild befestigt ist, auf dem steht: »Fußgänger bitte drücken«. Auch in Freising also beobachten wir, wie in Würzburg, eine unglaubliche Zuneigung zu Passanten, jedoch aktiver, zugewandter als im Fränkischen. Das Straßenverkehrsamt fordert jeden Freisinger auf, Fußgänger in den Arm zu nehmen, sie zu herzen, zu drücken. Warum fahre ich so selten nach Freising, die freundliche Stadt? Aber dann doch die Frage: Sollte man nicht Autofahrer und Radfahrer ebenfalls immer wieder drücken? Auch sie bedürfen unserer Liebe.

(Lesen Sie auf der nächsten Seite: "Frauenparkplatz bitte 3 Plätze freihalten.")

Meistgelesen diese Woche:

Drittens hatte Frau K. aus Darmstadt einen Termin beim Zahnarzt. Sie erschien pünktlich in der Praxis, legte den Mantel ab, wandte sich dem Empfangstresen zu, der von einem Blumengesteck dekoriert war, und las auf einem Schild: »Bitte sagen Sie den Termin spätestens 1 Tag vorher ab.« Dazu schreibt sie mir in bekümmertem Ton: »Sagen Sie doch selbst, das ist doch nicht richtig! Da werde ich einen Termin haben im Juni, der seit genau einem halben Jahr in meinem Kalender gestanden haben wird, und ich soll kurz vorher …« In der Tat, absurd: Man plant und plant, organisiert sich gut und dann soll man seine Termine spätestens einen Tag vorher wieder rückgängig machen. Bleibt die Frage: Wovon lebt dieser Zahnarzt? Nur von Laufkundschaft ohne Termine?

Viertens schreibt Fräulein S., ihre Klasse habe während einer Klassenfahrt nach Konstanz auf einem Rastplatz folgendes Schild entdeckt: »Frauenparkplatz bitte 3 Plätze freihalten.« Sie fügt an: »Wie klischeehaft unser Land doch noch ist!« Und hat recht damit. Denn kann man diese Aufschrift anders verstehen als Hohn auf die Fahrkünste von Frauen, die für das Einparken auf einem Frauenparkplatz drei freie Parkplätze benötigen? Sodass also rund um den Frauenparkplatz immer drei Parkplätze leer sein müssen. Bitte, das geht nicht. Dieses Schild muss entfernt werden.

Fünftens war Frau R. aus Berlin kürzlich auf dem Spandauer Bahnhof und fand dort ein, wie sie fand, »innovatives Imbissangebot«. Auf einem Schild stand: »Liebe Kunden, besuchen Sie doch einmal unsere Filiale mit gemütlichem Sitzverzehr in der unteren Ebene (Osthalle). Wir freuen uns auf Sie. Le Crobag.« Wobei mich an diesem Schild vor allem das Adjektiv »gemütlich« interessiert. Sitzverzehrer stellt man sich unwillkürlich stehend vor, also eher in ungemütlicher Position. Wie muss man sich also diese Gemütlichkeit vorstellen? Wo sitzen die Menschen so gemütlich, während sie ihre frisch gebackenen Sitze verzehren? Berlin, du Hochburg des Schnellimbisswesens, von München aus gesehen bleibst du einem irgendwie fremd!

(Illustration: Dirk Schmidt)