Beim Taxifahren nutze ich eine App auf meinem Smartphone. Ich bestelle das Taxi damit, und wenn die Fahrt zu Ende ist, bezahle ich auch per App. Die Quittung bekomme ich per Mail. Die Vorteile liegen auf der Hand: Ich hänge nicht in der telefonischen Warteschleife der Zentrale, benötige kein Bargeld und muss mich nicht über den Fahrer ärgern, der kein Wechselgeld hat und in den Eingeweiden des Autos zuerst nach dem Quittungsblock, dann nach dem Stift sucht. In absehbarer Zeit wird es im Übrigen keinen Fahrer mehr geben; die Einführung des selbstfahrenden Taxis ist ja nur eine Frage der Zeit.
Amazon wird in Seattle den ersten Supermarkt eröffnen, in dem es keine Kassen mehr gibt: Amazon Go heißt das. Man geht rein, nimmt sich, was man braucht, verschwindet wieder. Die Rechnung wird vom Konto abgebucht. Voraussetzung ist, dass man am Eingang sein Smartphone scannt. Wer das nicht tut, unter dem öffnet sich wie in einem Louis-de-Funès-Film eine Klappe, er wird über eine Rutsche auf ein Förderband transportiert, das ihn durch eine lustige Geisterbahn fährt. Am Schluss landet man nach sanftem Fußtritt (natürlich von einem Roboterfuß) auf der Straße. Oder in einem Bälle-Bad. Kinder lieben das.
Wir lernen: Taxifahrer und Supermarktkassiererin sind keine Zukunftsberufe.
Wie wäre es mit: Smartphone-Fabrikarbeiter? Nun, wahrscheinlich werden die Geräte schon heute von Robotern gebaut, wenn nicht: von Chinesen, die demnächst von Robotern ersetzt werden. Es sei denn, Donald Trump holt die Arbeitsplätze nach Amerika zurück, indem er im Gegenzug den Handy-Herstellern alle Steuerzahlungen erlässt, falls diese überhaupt Steuern zahlen. In diesem Fall werden die Smartphones künftig in den USA gebaut, aber natürlich nicht von übergewichtigen Detroiter Männern mit Make America Great Again-Kappen, sondern von Robotern, weil in nicht allzu ferner Zeit endgültig alles von Robotern gebaut werden wird: Autos, Kühlschränke, Möbel, Kaffeemaschinen, alles. Sogar die Anlageberatung der Bank wird von Robotern erledigt.
Bruno, mein alter Freund, sagt, vielleicht werde es neben den von Maschinen erledigten Arbeiten in Zukunft jeweils eine Art Bio-Produkt-Linie geben, also garantiert manuell gefertigte Autos zum Beispiel, bei denen es hier und dort ein wenig klappert, oder Fernseher, die ab und zu implodieren, aber eben handgemacht sind (oder, nach der Implosion: waren). Das klassische Montagsprodukt, das kriegen Maschinen nicht hin, Montag ist für sie keine Kategorie. Möglicherweise könnte man sogar den sowohl im Klischee als auch in der Wirklichkeit existierenden Berliner Taxifahrer als Markenprodukt in die Welt exportieren, für Leute, die das Authentische schätzen: vorne am Volant des nur noch mit etwas Heftpflaster zusammengehaltenen Wagens ein Mann, der mit den Nerven am Ende ist, stark riecht, keinerlei Orts- und Sprachkenntnisse hat, und falls er doch Deutsch kann, dieses ausschließlich zur Äußerung wirrer politischer Ansichten nutzt.
Alles unter dem Slogan Wir hassen es.
Das können Roboter in dieser Kombination nicht.
Wäre aber wohl nur ein Nischenmarkt, sagt selbst Bruno.
Wir lernen: Der Mensch hat bloß als Konsument eine Zukunft. Nur in dieser Rolle ist er unersetzlich. Maschinen benötigen nichts, außer Strom, ab und zu einen Check-up oder eine Ölung, doch das lässt sich von Check-up- und Ölungsrobotern erledigen. Die Fähigkeiten des Menschen als Verbraucher aber sind unerreicht, da sind wir stark, unschlagbar im Grunde. Konsumieren ist unser Alleinstellungsmerkmal, als Kunden wird man uns brauchen.
Also wäre es schön, wenn beim Betreten des Amazon-Ladens in Zukunft das Smartphone nicht nur registriert, sondern auch mit Geld aufgefüllt würde, vor allem aus dem russischen Militäretat, den schwarzen Kassen der FIFA und dem Sparschweinchen von Carsten Maschmeyer, sonst heißen die Läden bald nicht Amazon Go, sondern Amazon No Go, und wir amüsieren uns bloß in der Louis-de-Funès-Schleuse, um dann heimzugehen und zu warten, bis Donald Trump die Lösung auch dieses Problems twittert.
Illustration: Dirk Schmidt