Macht's doch besser!

Jeden Tag arbeiten Designer daran, unsere Welt schöner zu machen. Trotzdem gibt es noch viel zu tun. Also haben wir vier Grafikagenturen gebeten, sich Ärgernisse ihrer Wahl vorzuknöpfen.



    Die Ehrenurkunde der Bundesjugendspiele

    »Für die Wettkampfurkunde zu den Bundesjugendspielen haben wir intern einfach auch einen Wettbewerb durchgeführt – und wie beim Sport gab es auch bei uns mehrere Sieger. Allen Entwürfen gemeinsam ist, dass sie nicht nur stolz machen sollen, sondern auch Spaß vermitteln, was die todlangweiligen Otl-Aicher-Piktogramme, die seit 1972 archetypisch für Sport stehen, schon lange nicht mehr tun.
    Kinder haben ganz unterschiedliche Geschmäcker. Deshalb finden wir es gut, dass die Teilnehmer ›ihre‹ Urkunde aus den gezeigten Varianten selbst aussuchen dürfen. Ein paar Vordrucke mehr oder weniger sind im Vergleich zur Miete eines Stadions kein großer Aufwand. Und so lernen die jungen Sportler auch gleich, dass Sport mit Demokratie zu tun hat und etwas ist, bei dem man mitmachen und auswählen kann.«

    Meistgelesen diese Woche:

    STRICHPUNKT
    Stuttgart

    Strichpunkt entwickelt und führt Marken in aller Welt, betreut Kulturinstitutionen und konzipiert Geschäftsberichte für große deutsche Konzerne. Zu den Kunden zählen u.a. Adidas, Metro Group, Bosch und das Schauspiel Stuttgart. Jochen Rädeker ist amtierender Chef des Art Director’s Club (ADC), Kirsten Dietz hat Deutschland vielfach in internationalen Design-Jurys, wie z. B. dem Festival in Cannes vertreten.


    Der Gullydeckel

    Der Gullydeckel
    »Gullydeckel sind meist gar nicht gestaltet oder begnügen sich mit dem Stadtwappen. Dabei sind sie so ein schönes urbanes Objekt, das sich wunderbar für diverse Zwecke nutzen ließe. Wir hätten da drei Ideen:
    1 Der Gully als Spendenbüchse
    München z. B. ist eine wohlhabende Stadt mit sehr guter Trinkwasserqualität. Woanders haben Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser oder müssen für schmutziges kilometerweit gehen. Wir machen die Gullys der Stadt München zu Spendensammlern für ›Water for Life‹. Falls man gerade ein bisschen Kleingeld in der Tasche hat, wirft man es eben in den Gully. ›Water for Life‹ sorgt dafür, dass es an die richtige Stelle fließt.
    2 Der Gullydeckel als Grab
    Ausgewählte Bürger einer Stadt hätten in Zukunft die Möglichkeit, sich nicht auf einem Friedhof, sondern in einem Gully beisetzen zun lassen. Das hätte mehrere Vorteile: Die überfüllten Großstadtfriedhöfe werden entlastet, die Stadt hat eine Touristenattraktion mehr, blumengeschmückte Gullys verschönern das Stadtbild. Da die Zahl der Gullydeckel begrenzt ist, könnte man den Zugang an Bedingungen knüpfen: Die Verstorbenen müssen in der betreffenden Stadt geboren und mindestens 100 Jahre alt geworden sein.
    3 Der Gully als Werbefläche
    Gullys an prestigeträchtigen Orten wie z. B. der Münchner Maximilianstraße werden an Boutiquen verkauft und gebrandet. So hat die Stadt eine zusätzliche Einnahme-quelle und die Maximilian-straße wird endlich exklusiv.«

    WUNDERHAUS
    München

    Wunderhaus ist eine Werbeagentur mit 16 Mit--arbeitern. Sie wird geleitet von Alexander Bartel, Martin Kießling und Markus Goetze. Das Unternehmen entwickelt Marken- und Kommunikations-Ideen für Kunden wie Böhmler im Tal, COR+Interlübke, Ludwig Beck und Fiskars.


    Der Gullydeckel


    Zu Demo-Zwecken hat Herburg Weiland das Logo mit Inhalten verlinkt. Probieren Sie es aus. Sie brauchen dazu ein Smartphone und eine QR-Scanner-App.

    Das Logo der Piratenpartei

    »Das derzeitige Logo der Partei ist brav und erstaunlich konventionell, viel zu konventionell für eine Partei, die sich der Computerkultur und dem technischen Fortschritt verschrieben hat. Unser Entwurf ersetzt ein grafisches Logo durch ein interaktives, einen QR-Code (Quick Response). Der QR-Code besteht aus einer scheinbar willkürlichen quadratischen Anordnung von schwarzen und weißen Kästchen, die den Informationsgehalt binär darstellen, z. B eine Internetadresse. So wird aus dem aktuellen Signet ein scanbarer Informationsträger, dem immer neue Internet-Inhalte zugewiesen werden können. Je nach Bedarf und Kommunikationsstrategie der Partei können tages- bzw. stundenaktuelle Inhalte wie z. B. Veranstaltungen oder Demonstrationsaufrufe mit dem Logo verlinkt werden. Das Logo bleibt dabei immer gleich, nur die verlinkten Inhalte ändern sich. Ursprünglich Mitte der Neunzigerjahre für die Logistik der Autoindustrie entwickelt, sind QR-Codes heute überall zu finden: auf Werbeplakaten, in Magazinen, auf CDs oder auf Supermarkt-Produkten. Ein Grund dafür ist auch die rasante Verbreitung von internetfähigen Smartphones, die als Lesegeräte dienen. Gerade deswegen erscheint uns das neue Logo für die Piratenpartei, die ihre Inhalte vorwiegend über das Netz kommuniziert, überaus zeitgemäß und passend: The medium is the message.«

    HERBURG WEILAND
    München

    Die vielfach ausgezeichnete Agentur wurde 2000 von Tom Ising, Martin Fengel und Judith Grubinger gegründet und ist spezialisiert auf die Beratung, Neuentwicklung und Neugestaltung von Magazinen, Zeitungen, Büchern und Kundenzeitschriften. Zu ihren Kunden zählen u. a. Gruner + Jahr, Kiepenheuer & Witsch, Mercedes und das Lenbachhaus München.


    Das Logo der Piratenpartei

    KFZ-Nummernschild

    »Armes Deutschland … , aber vielleicht ist es ja noch nicht zu spät! Dass die FE-Schrift (FE bedeutet fälschungserschwerend), die uns an Russisch Brot erinnert und uns auch nur in dieser Ausführung schmeckt, in Wirklichkeit ebenso leicht mit Isolierband, Edding oder weißer Farbe zu manipulieren ist, ist längst kein Geheimnis mehr. Auch die Bildqualität der Radargeräte, die unsere Stadtkassen auffüllen, ist inzwischen so weit entwickelt, dass es sogar an der Wiedergabe von Barthaaren durch die Windschutzscheibe nichts auszusetzen gibt. Warum also diese fetten Versalien auf dem Nummernschild? Die Gründe, ein das Auge und die Schriftkultur beleidigendes Kennzeichen massenhaft über unsere Straßen zu schicken, bleiben uns daher ein Rätsel. Das O kommt wie ein Osterei daher, das klare C wie ein Karabiner und das schlichte I wie ein Rakete. Schreiben wir doch einfach Klartext mit Stil in einer Schrift, die von einem der besten visuellen Gestalter entwickelt wurde, der Rotis. Und das bitte europaweit.«

    BAUMANN & BAUMANN
    Schwäbisch Gmünd

    Bekannt wurde die von Barbara und Gerd Baumann 1978 gegründete Grafikagentur mit Arbeiten für den Deutschen Bundestag Bonn, für Unternehmen wie Daimler, Siemens und WMF, aber auch für viele kleine Initiativen und kulturelle Einrichtungen. Sie wurde vielfach national und international ausgezeichnet.