Sie kommen nicht mehr langsam und gewaltig. Sie sind längst da. Angela Merkel, Zippi Livni, Carla del Ponte, Nancy Pelosi, Beate Baumann, Ellen Sirleaf-Johnson, Ségolène Royal. Sie bedrohen uns Männer, die ersten Opfer sind schon auf der Strecke geblieben oder stark beschädigt. Gerhard Schröder, Ehud Olmert, Radovan Karadzic, George W. Bush, Thomas de Maizière, Charles Taylor, François Hollande. Die Tendenz ist klar: Sie sind jetzt einfach dran. Sie haben uns studiert, sie haben uns begriffen, weil wir leicht zu begreifen sind. Wir dagegen werden sie so schnell nicht begreifen.
Schon 1905 hat uns Helene von Druskowitz in 35 Hauptsätzen trefflich porträtiert und sittlich hingerichtet. Den Mann als »logische und sittliche Unmöglichkeit und als Fluch der Welt« hat sie beschrieben. Er sei »der Held der vulgären Arbeit, ein geborener Proletarier und der ordinärste Plebejer«, ein »Zwischenglied zwischen Mensch und Tier«. Grausig sei er beschaffen und trage »sein schlumpumpenartiges Geschlecht wie ein Verbrecher voran«. Während das Tier nur in kurzen Phasen Liebe pflege, sei der Mann stets dem Geschlechtsrausch unterworfen: »Seine Wollust überträgt sich sogar auf die Tierwelt, wie das Treiben in den Hühnerhöfen und unter den Haushunden zeigt, während in der Wildnis das Geschlechtsleben viel schwächer entwickelt ist.« Jahrhunderte vorher behalfen wir uns in solchen Fällen mit dem Scheiterhaufen. Bei Druskowitz reichte unsere Kraft gerade noch aus, sie für den Rest ihres Lebens ins Irrenhaus zu sperren, wo sie dann, in Vergessenheit geraten, gestorben ist. Natürlich haben wir ihr damit Unrecht getan, aber was sollten wir triebgesteuerte Kretins machen? Glücklicherweise schrieb sie ihre Erkenntnisse zu einer Zeit auf, in der unsere physische Überlegenheit noch etwas wert war.
Helene von Druskowitz wusste nichts von Neurologie und deren Erkenntnissen des 21. Jahrhunderts. Louann Brizendine, die amerikanische Neurologin, weiß eine Menge davon; sie werden wir nicht so leicht für verrückt erklären können. Schon als Studentin beschloss sie, eines Tages Rache zu nehmen an jenem Professor, der sie mit einer Antwort reizte. Was er bei einer Tierstudie denn über das Verhalten der Weibchen herausgefunden habe, wollte sie wissen. »Wir machen unsere Studien nicht mit Weibchen. Deren Menstruationszyklus würde unsere gesamte Datengrundlage durcheinanderwirbeln.«
Das hätte er mal besser nicht gesagt. In ihrem Werk The Female Brain schlägt Brizendine zurück. Das Buch verkauft sich wie irre, weltweit, auch auf Deutsch (»Das weibliche Gehirn«). Klar, wir greifen zu, in unserer Hilflosigkeit. Das weibliche Gehirn, wer will es nicht endlich verstehen? Es könnte lebensnotwendig sein. Viel zu lange, schreibt Brizendine, habe man aus der Tatsache, dass das männliche Gehirn neun Prozent größer sei, den Schluss gezogen, der Mann sei der Frau überlegen, brainmäßig. Dabei sei es so, dass das weibliche Gehirn nur kompakter ist, weil der Schädelknochen kleiner ist. Das weibliche Gehirn und seine Hülle verhalten sich also zum männlichen wie der Laptop zum Schreibtisch-PC: Der steht auch nur rum, macht sich breit und ist hässlich.
Und schwerer. Bei Männern wiegt das Organ mit durchschnittlich 1375 Gramm rund 130 Gramm mehr als bei Frauen und besitzt vier Milliarden Nervenzellen mehr. Aber der deutsche Herr Brizendine, der Ulmer Professor Manfred Spitzer, kommt in der Fachzeitschrift Nervenheilkunde zu dem Schluss: Evolutionär gesehen, ist das weibliche Gehirn das bessere. Frauengehirne punkten im Vergleich zum männlichen nicht beim Sehen (Einparken!), aber dafür beim Fühlen, Hören, Riechen und Schmecken. Zudem halten sie länger durch. Männer hat die Evolution auf Leistung getrimmt, was laut Spitzer mit dem Risiko ausgeprägterer Extremwerte verbunden ist: Es gibt unter Männern mehr Hochbegabte, aber auch mehr Behinderte als unter Frauen.
Im Sprachzentrum etwa hat die Frau elf Prozent mehr Neuronen als der Mann. Das Gefühlszentrum und der Sitz des Gedächtnisses seien ebenfalls besser entwickelt. »Sexuelle Gedanken schwirren im Durchschnitt alle 52 Sekunden durch den Männerkopf, bei Frauen nur einmal am Tag. Vielleicht dreimal an ihren heißesten Tagen.« Die Frage ist dann nur noch: Was machen sie mit der vielen schönen Zeit, die wir mit Sexgedanken verplempern? Nachdenken, mehr denken, überhaupt denken? Vielleicht liegt hier der Schlüssel ihrer Überlegenheit.
Männer haben größere Kapazitäten in den primitiven Regionen des Gehirns, dort, wo Sexualtrieb, Angst und Aggression hausen. Siehe den Abend der Bundestagswahl, als Schröder Merkel prophezeite, sie werde nie Kanzlerin. Womöglich war dieser Wahlabend im Herbst 2005 ohnehin der Anfang vom Ende der Macht des Testosterons: Schröder, Fischer, Schily.
Die moderne Forschung hat ergeben, dass der Deformation des männlichen Gehirns ein zerstörerischer Akt in der achten Schwangerschaftswoche zugrunde liegt. Bis zu dieser achten Woche nämlich ist das männliche Hirn nicht anders als das weibliche. Dann kommt das Unheil in Form von Testosteron über dieses kleine Gehirn. Dieser Testosteron-Schwall killt Zellen im Kommunikationszentrum und lässt Zellen wachsen, ach was, wuchern im Sex- und Aggressionszentrum. Ist der alte feministische Spruch vielleicht wahr, dass, als Gott den Mann schuf, sie bloß übte? Ist dieser permanente Sexualtrieb unser Verderben? Ist es nicht so, dass Horst Seehofer genau aus diesem Grund nicht CSU-Vorsitzender wurde?
»Im Penis steckt das Böse.« Mit dicker schwarzer Farbe, Graffiti-Sprays gab es damals noch nicht, stand dieser Satz auf eine Mauer in unserem Heimatort gepinselt, an der wir jeden Morgen auf dem Weg zum Schulbus vorbeikamen. Wir haben viel über diesen Satz nachgedacht und ihn lange Zeit nicht verstanden. Inzwischen schon. Versuche haben gezeigt, dass ein kleiner Junge, dem man Barbiepuppen schenkt, diesen Puppen die Beine ausreißt und aus dem Bein ein Spielschwert macht. Ein kleines Mädchen wiederum, dem ein Feuerwehrauto gegeben wurde, wickelte den Truck in ein Babytuch, wiegte ihn sanft und sang dabei: »Don’t worry, little truckie, everything will be alright.«
Wir haben gedacht, wir hätten den Geschlechterkampf hinter uns. Wir haben uns in Sicherheit gelullt, den Feminismus der Achtzigerjahre als moderne Frauenversteher elegant abgefedert. Wir haben die Druskowitz in die Irrenanstalt gesteckt, um sie unschädlich zu machen, und die Schwarzer in die Talkshows – mit dem gleichen Effekt.
Aber was war das schon gegen die Offensive, die jetzt läuft? Seit der Mann seiner physischen Überlegenheit endgültig beraubt ist, weil Muskeln nichts mehr gelten, seitdem im Fußball nicht die deutschen Männer, sondern die Frauen Weltmeister werden – seither ist es echt schwer. Unter der Überschrift »Sex and money« lässt uns der britische Economist wissen, dass bis 2020 die Hälfte der Millionäre auf der Insel Frauen sein werden, und zwar nicht nach der Methode von Anna Nicole Smith (alten Sack heiraten und bald beerben), sondern aufgrund eigenen Verdienstes!
Nancy Pelosi, die Chefin des amerikanischen Kongresses, hat George W. Bush inzwischen fest im Griff, und zwar an der Stelle, an der es besonders wehtut: beim Geld. Sie lässt den Präsidenten kalt lächelnd am langen Arm verrecken. Und dann fährt sie auch noch zu politischen Gesprächen nach Syrien, kalt lächelnd. Lieber Assad als George W. Und George W. bleibt nichts anderes übrig, als seinen Sprecher Gift und Galle spucken zu lassen, was noch schlumpumpenartiger wirkt, als wenn er gar nichts machte. Hilflosigkeit, wo-hin man schaut: Jacques Chirac, der alte gallische Gockel, hat mit scheinbar galanten, letztlich aber erbärmlichen Handküssen versucht, Merkel auf ihre Rolle als Recycling-Mensch aus der Rippe des Mannes zurückzuwerfen.
In Berlin sitzt das Feminat am Kabinettstisch. Michael Glos, ein Frauenkenner, hat einmal über Angela Merkel gesagt, sie wisse sehr genau, dass man Auerhähne auf dem Balzplatz schießt. Berlin ist ein einziger Balzplatz. Und es ist immer Jagdsaison. Schonzeiten gibt es nicht. Eine Zeit lang noch lachte man über Merkels Frisur und versuchte Zoten über Ursula von der Leyens kurze Röcke. Aber lacht noch wer? Das Kind im Manne, davon ist die Merkel zutiefst überzeugt, ist ihr wichtigster Komplize. Gib ihm, dem Kind, zu spielen, und du hast ihn, den Mann, im Sack. Das ist der Kern ihrer Regentschaft. Wer sie in dieser Hinsicht unterschätzt, sagt Horst Seehofer, der habe schon verloren. Horst Seehofer versteht bekanntlich auch etwas von Frauen.
Joachim Sauer, Merkels Ehemann, ist der erste Mann, der diese Evolution schon nachvollzogen hat und mit zunehmender Würde unsere neue Rolle einnimmt. Bei der Vereidigung seiner Frau zur Kanzlerin sperrte er sich offenbar noch dagegen und war nicht im Bundestag. Beim 50. Geburtstag der Europäischen Union machte er zum ersten Mal den First Husband und führte die Damen von Merkels Regierungskollegen aus. Damenprogramm hieß das früher. Partnerprogramm heißt es heute. In Heiligendamm, beim G-8-Gipfel, ging Sauer die Aufgabe dann schon so geübt von der Hand, als hätte er niemals etwas anderes gemacht. Wenn es so weitergeht, werden die Organisatoren ganz neu denken müssen: Besuch beim Hertha-Spiel, Zocken im Spielcasino, Autorennen auf dem Lausitzring.
Sauer hat sich auf die neue Zeit rechtzeitig eingestellt. Der Mann ist hochintelligent, ein renommierter Wissenschaftler. Nur die Lebewesen, die intelligent genug sind zu tun, was nötig ist, überleben. Das ist Evolution. Deshalb gibt es keine Dinosaurier mehr. Die waren zu schwerfällig, auch geistig. Wir sollten nicht den gleichen Fehler machen, ausharren und annehmen, es werde bald wieder wärmer. Wird es nicht. Bestimmt nicht.
Oder ist noch Hoffnung? Gibt es ein Arkadien, in das wir auswandern können, um dem Feminat zu entfliehen? Neueste überlebenswichtige Erkenntnisse zur Frage: »Wie ticken die eigentlich?« hat uns Schach-Großmeisterin Maria Manakowa an die Hand gegeben, eine Frau, die nicht nur gut Schach spielt, sondern sich für den Playboy auch auszieht. In den Köpfen der Frauen herrsche »Chaos«, sagte sie unlängst. Frauen spielten daher vollkommen unlogisch Schach. Außerdem täten sie sich schwer, während einer Partie stundenlang konzentriert zu bleiben. »Unsere Gedanken fliegen irgendwann zu Liebesdingen. Und dann ist es aus und vorbei.«
Ach Maria, du Frau aus dem schönen Land, in dem die Männer noch Wladimir heißen, das Sagen haben und Zarinnen lange tot sind: Russland hat es gut. Seine Männer sind glücklich und sterben früh. Aber wie sang schon Neil Young in der guten alten Zeit: Lieber ein kurzes Glück als ein langes Leiden.