"Wenn mir der Chef einer großen Illustrierten droht, hört der Spaß auf"

Sabine Christiansen hat viel Kritik einstecken müssen. Jetzt wehrt sie sich.

SZ-Magazin: Frau Christiansen, sind Sie ein bisschen traurig?
Sabine Christiansen:
Traurig? Nein, warum?

Am Sonntag in einer Woche werden Sie nach knapp zehn Jahren Ihre letzte Sendung moderieren. Mit Sabine Christiansen sind Sie zur Ikone des Ersten Deutschen Fernsehens aufgestiegen.
Ikone? So ein Quatsch. Ich halte nichts von Ikonen. Das klingt furchtbar matronenhaft. Ich sage: Wir haben mit der Sendung eine sehr ansehnliche journalistische Arbeit abgeliefert. Nicht mehr, nicht weniger. Ein bisschen mehr war es schon. Sabine Christiansen ist fast schon zum nationalen Kulturgut geworden. Als Sie vergangenes Jahr Ihren Abschied bekannt gaben, war das tagelang Thema Nummer eins in den Medien.
Ja, die Schlagzeilen in der Bild-Zeitung waren so groß, dass man annehmen musste, es stünden schon wieder Neuwahlen an, nicht wahr?

Diesem Eindruck hätte man erliegen können, ja.
Im Ernst: Letztlich wird das Ende dieser Sendung als Begleitmusik der Nachwendegeschichte Deutschlands irgendwann verklingen. Sendungen kommen, Sendungen gehen.

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In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung war vergangenen Juli zu lesen, dass Ihr Rückzug nicht freiwillig zustande kam. Stimmt das?
Nein, diese Entscheidung habe ich gefällt, vor langer Zeit. Die FAZ bedauert wohl, das Opfer ihrer ewigen Polemik zu verlieren.

Haben Sie denn schon konkrete Pläne für die Zeit danach?
Ich werde intensiver als Produzentin und Geschäftsführerin meiner Firma arbeiten. Journalistisch ist das Anspruchsvollste sicher meine internationale Sendung Global Players für CNBC.

Frau Christiansen, zwar wird immer wieder behauptet, dass Sie mit Ihrer CNBC-Sendung mehrere hundert Millionen Haushalte erreichen, aber wir kennen niemanden, der diese Sendung je gesehen hat.
Wie viele internationale Sender sehen Sie und Ihre Freunde denn überhaupt pro Tag?

Keine Sorge, ab und zu schalten wir schon mal bei CNN rein.
Wir sind in Deutschland immer noch sehr auf unsere nationalen Medien fixiert. In den Chefetagen der Wirtschaft – dem Zielpublikum der Sendung – ist das anders. Weltweit gegen die Konkurrenz der Giganten wie CNN oder BBC World anzutreten ist eine ganz andere Herausforderung, als eine Sendung im deutschen Abendprogramm zu gestalten. CNBC ist weltweit der Wirtschaftssender Nummer eins.

Aber was bringt Ihnen ein internationales Programm, wenn es in Deutschland niemand sieht?
Wer liest hierzulande die politischen Magazine Time und Newsweek oder sieht regelmäßig Larry King auf CNN? Entscheider in Politik und Wirtschaft tun das regelmäßig.

Sie meinen Josef Ackermann und Co.?
Schauen Sie sich nur die Debatte um den G8-Gipfel an oder die Klima- und Energie-diskussion. Schauen Sie sich an, wie die Wirtschaft mit Bangen nach Asien schaut, weil dort die Börse verrückt spielt, und beachten Sie, wie schnell diese globalen Phänomene ihre Auswirkungen in Deutschland zeigen werden.

Jetzt klingen Sie fast schon wei eine Politikerin aus Ihrer Sendung
Ich möchte Ihnen nur die Zusammenhänge aufzeigen. All diese Themen kann ich auf CNBC direkt mit den betroffenen Personen diskutieren. Ich kann den südafrikanischen Finanzminister genauso dazu einladen wie den Chef der Börse in Dubai.

Wir verstehen, teilen aber Ihre Meinung nicht so ganz. Uns persönlich – Globalisierung hin oder her – würde eher die Meinung des Bundesfinanzministers Peer Steinbrück interessieren als die des Börsenchefs in Dubai. CNBC ist ein Wirtschaftssender, eine Nische. Sind Sie vielleicht auch ein bisschen amtsmüde?
Nein – keinesfalls. Aber Ihrer Frage entnehme ich, dass man sich in Deutschland möglichst nicht verändern, nicht weiterentwickeln und schon gar nicht ein wenig Privatleben anstreben sollte?

Nein, jedem sei es vergönnt, seine freie Zeit so ausgiebig wie möglich zu genießen. Nina Ruge hat sich aus privaten Gründen praktisch ganz aus dem Metier verabschiedet. Ist das auch Ihr langfristiges Ziel?
Nein, ich möchte einfach mehr Zeit mit meiner Familie verbringen. Berlin ist und bleibt mein Arbeitsplatz. Paris ist mein privates Leben.

Frau Christiansen, wir haben im Archiv ein paar Fotos von Ihnen aus den frühen Neunzigern gefunden. Da scheinen Sie ein ganz anderer Mensch zu sein. Sie strecken dem Fotografen die Zunge raus, balancieren auf einem Zaun. Was unterscheidet die damalige Christiansen von der heutigen?
Ich glaube, nicht viel.

Würden Sie sich heute noch mal so fotografieren lassen?
Nee! Ganz sicher nicht.

Aber auf diesen Fotos scheint Ihre Welt sehr in Ordnung zu sein. Sie sind fröhlich, Sie lachen, machen Späße.
Meine Welt ist auch heute in Ordnung. Aber ich habe mich verändert. Damals hatte ich auch noch nicht so viele Erfahrungen gesammelt.

Sie meinen: schlechte Erfahrungen?
Ja. Wissen Sie, wenn mich ein Chefredakteur einer großen Illustrierten nach der Bekanntgabe meiner Beziehung zu Norbert Medus anruft und mir droht, hört der Spaß auf.

Ihnen droht?
Da hieß es: Wenn ich nicht bereit sei, über mein Privatleben Auskunft zu erteilen und Fotos zuzulassen, solle ich mich auch nicht wundern, wenn künftig über meine Sendung nur noch negativ berichtet werden würde.

Über Ihre Sendung am 9. September 2001 ist auch viel geschrieben worden. Damals hatten Sie erfahren, dass Sie Ihr Exmann Theo Baltz mit Ihrer Freundin Ulla Kock am Brink betrog. Sie wirkten in der Sendung wie benommen. Wie denken Sie heute über die Situation?
Es war für mich eine sehr, sehr schwierige Situation.

Ihre private Welt war zusammengebrochen. Zwei Tage später kollabierte mit den Terroranschlägen in den USA auch die äußere Weltordnung. War das der Moment, in dem Sie trotz der privaten Turbulenzen die Entscheidung getroffen haben weiterzumachen?
Dass die äußeren Umstände so ungeheuerlich waren, hat sicherlich dazu beigetragen, dass mein Privatleben in den Hintergrund rückte. Aber wollten wir nicht über meine Sendung sprechen?

Ja. Der CDU-Politiker Friedrich Merz hat im Juni 2003 gesagt, Ihre Sendung bestimme die politische Agenda mittlerweile mehr als der Deutsche Bundestag. Der damalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse sprach tadelnd vom Ersatzparlament…
Der amtierende Bundestagspräsident Norbert Lammert hat das vor Kurzem auch noch mal wiederholt.

Waren Sie damals selbst über die Wahrnehmung Ihrer Sendung überrascht oder haben Sie eher zufrieden in sich hineingelächelt?
Bezeichnend war doch, dass Thierse diese Ermahnung ebenfalls in einer Talkshow formulierte. Jedem Bundestagspräsidenten ist es aber kaum zu verübeln, wenn er für sein Forum plädiert. Nur kann sich niemand die langen Debatten im Parlament ansehen, da die Deutschen ja auch arbeiten und Geld verdienen müssen. Deutschland war damals aber auch noch spannender.

Wollen Sie damit sagen, dass Ihre Sendung vielleicht deshalb Erfolg hatte, weil die politische Konstellation äußerst günstig war?
Sicher hat das eine wichtige Rolle gespielt: Schröder und Fischer kamen nach 16 Jahren Kohl an die Regierung. Außenpolitisch ging es sogar um eine Kriegsentscheidung, innenpolitisch sorgte das Schröder-Blair-Papier für Verwirrung. Viele SPD-Mitglieder fragten sich, was aus ihrer Partei werden würde. Und die CDU-Mitglieder staunten auch nicht gerade schlecht über die Parteispendenaffäre. Es gab schlichtweg viel zu diskutieren.

Also doch Ersatzparlament?
Wir waren nie ein Ersatzparlament, weil in unserer Sendung keine politischen Entscheidungen getroffen wurden. Das Parlament besitzt seine eigene Würde. Sehen Sie, da drüben –keine 200 Meter von meinem Büro – ist der Sitz des Deutschen Bundestages. Man kann die Kuppel von hier gut sehen. Ich habe das Parlament immer vor Augen, sitze aber in achtbarer Distanz.

Aber zu Themen wie der Steuerreform 2003 haben Sie innerhalb von ein paar Monaten gleich ein halbes Dutzend Sendungen gemacht. Wurde Ihnen in Ihrer Sendung nie langweilig?
Wissen Sie, ich hätte es auch gern gesehen, dass jede Gesprächsrunde spannend wie ein Krimi verläuft. Aber wenn jeden Tag in Deutschland Menschen gegen Hartz IV demonstrieren, muss ich das als Journalistin wahrnehmen. Und zu Hartz IV haben wir damals, glaube ich, noch mehr Sendungen als zur Steuerreform gemacht.

Bisher war der Polittalk im öffentlich-rechtlichen Fernsehen fest in weiblicher Hand. Zwar übernimmt jetzt Ihre Sendung mit Anne Will wieder eine Frau, aber mit Frank Plasberg drängt ein Mann in diese Riege, der sich selbst in erster Linie als beinharter Journalist sieht. Wie würden Sie einen »beinharten« Journalisten definieren?
Talk im Fernsehen hat seine Grenzen – auch wenn einige vermeintlich hart gegen die Schienbeine der Gäste treten.

Gegen das Schienbein treten?
Mit Schienbein meine ich: Es macht keinen Sinn, eine Frage als knallhart zu bezeichnen, nur weil man sie dem Gegenüber ins Gesicht brüllt. Als Gastgeberin einer Diskussionsrunde habe ich nie auf diese aggressive Form der Gesprächsführung gesetzt, sondern vielmehr höflich, aber in der Sache konsequent meinen Stil gepflegt.

Ist Frank Plasberg ein Schienbeintreter?
Ich habe nicht über Herrn Plasberg gesprochen. Das war nur meine Definition eines »beinharten« Journalisten.

Alfred Biolek hat diese Art der einfühlsamen Gesprächsführung, die Sie gerade beschrieben haben, als Bio-Stil definiert. Er hat sich aber nie als Journalist bezeichnet. Kann man Ihre beiden Stile vergleichen?
Nein, Bio hat immer Personality-Talk gemacht. Wenn Sie eine Diskussionsrunde leiten, ist das etwas ganz anderes, als nur mit einem Menschen zu sprechen.

Frau Christiansen, ein Politiker geht ja immer ins Fernsehen, um einen guten Eindruck zu hinterlassen, wenn man ihm dazu die Chance gibt. Hätte Ihre Aufgabe in den vergangenen Jahren nicht darin bestanden, Politiker nicht vor Fragen zu schützen, sondern eben gezielt nachzufragen?
Nennen Sie mir ein Beispiel.

Oskar Lafontaine. Sie haben ihn nach seinem Rücktritt die Frage gestellt, ob er sich vorstellen könnte, zur PDS zu gehen. Er ist Ihnen über den Mund gefahren und antwortete: »Die Tatsache, dass ich als Parteivorsitzender der SPD zurückgetreten bin, berechtigt Sie noch lange nicht, mir dämliche Fragen zu stellen.« Warum haben Sie sich das gefallen lassen?
Ich habe mir das nicht gefallen lassen. Ich habe gesagt: »Herr Lafontaine, es geht hier nur um Ihre Antwort.« Und dann hat er leise gemurmelt, er könne sich das nicht vorstellen.

Ihr langjähriger Redaktionsleiter Wolfgang Klein hat zu Ihrer Sendung einmal gesagt: »Oft ist es mir am liebsten, wenn sich Sabine gar nicht einmischt. Bei sechs Gästen können Sie nicht jedem auf den Zahn fühlen, sonst machen wir das Format kaputt.« Hat Sie vielleicht das Format gehemmt?
So viel Zeit, wie Sie jetzt haben, sich Fragen zu überlegen, habe ich in der Sendung nicht. Jede Talkshow-Redaktion wünscht sich eine Debatte der Gäste untereinander, bei der nicht ständig die Moderatorin dazwischenfragen muss.

Aber in einer Sendung mit Angela Merkel und Franz Müntefering im Jahr 2003 sagten Sie zum Abschluss an die Zuschauer: »Machen Sie damit, was Sie wollen.« Gab es Momente, in denen Ihnen die Phrasendrescherei Ihrer Gäste auch zum Hals raushing?
Wenn Sie zum zehnten Mal eine Frage stellen und es kommt immer noch dieselbe nichtssagende Antwort – was wollen Sie dann tun?

Im DSF gibt es die Diskussionsrunde Doppelpass, in der Beckenbauer, Hoeneß und andere Sportgrößen über die Fußballthemen der Woche debattieren. Das ist in dem Sinn gar nicht so weit entfernt von dem, was Sie auf politischer Ebene tun. Auf dem Tisch dieser Diskussionsrunde steht immer ein sogenanntes Phrasenschwein. Wenn ein Diskussionsteilnehmer also Phrasen drischt, muss er einen Strafbetrag in das Schwein einwerfen. Wäre das nicht einmal eine gute Idee für Ihre Sendung gewesen?
Wir hätten heute sicher eine beachtliche Summe für meine Stiftung beisammen.

Rudolph Giuliani, New Yorks Bürgermeister während der Terroranschläge, sagte einmal: Politiker sind wie Teebeutel. Erst wenn das Wasser wirklich heiß wird, entfalten sie ihre ganze Kraft. Wurde das Wasser in Ihrer Sendung je wirklich heiß?
Sie hätten wohl doch mal reinschauen sollen.

Glauben Sie uns, wir haben das zur Genüge getan.
Nehmen Sie nur das Statement von Condoleezza Rice zu Abu Ghraib oder Donald Rumsfelds Vergleich zwischen Deutschland und Libyen oder auch Oskar Lafontaines ersten Auftritt nach seinem Abgang, ich könnte noch eine Menge mehr Beispiele nennen.

Der Soziologe Niklas Luhmann prägte den Satz: »Was wir über unsere Gesellschaft, ja über unsere Welt wissen, in der wir leben, wissen wir durch die Massenmedien.« Was, denken Sie, bleibt von Ihrer Sendung bei den Menschen als Realität nach knapp zehn Jahren übrig?
Als Realität bleibt übrig: Politiker können viel erzählen – nur was sie tun, das zählt.

Das klingt aber sehr ernüchternd.
Was haben Sie erwartet? Dass ich ein Loblied auf den Fernsehtalk singe? Es liegt einfach eine große Diskrepanz zwischen dem, was gesagt, und dem, was getan wird. Beispiel Klimawandel, Beispiel Entwicklungshilfe. Wie oft wurde gesagt: Wir tun was! Und wie oft saßen wir dann zehn Jahre später wieder zusammen und nichts hatte sich getan. Das sage ich auch als Botschafterin der UNICEF, in der eine gewisse Ungeduld immer weiter wächst.

Frau Christiansen, in Ihrer Zeit als Tagesthemen-Sprecherin fuhren Sie einen alten Porsche. Hajo Friedrichs, Ihr damaliger Kollege, fuhr auch einen, aber das neueste Modell. Dagegen sah Ihrer eher mickrig aus. Hat das Bild der zwei ungleichen Porsches auf dem Parkplatz auch Ihre Stellung in der Redaktion widergespiegelt?
Der superschicke neue Porsche fuhr voran. Meiner war zehn Jahre alt. Aber manchmal laufen die Gebrauchten ja gar nicht mal so schlecht.

Hajo Friedrichs hat Sie kurz vor seinem Tod dann sehr gelobt. Was hat Ihnen das bedeutet?
Ich hatte an seinem Todestag kein Interesse an seinem Interview! Hier war ein Mensch, ein hochgeschätzter Kollege gestorben und ich sollte wenige Stunden später seinen Tod in der Sendung bekannt geben. Das war sicher der schlimmste Moment in meiner Laufbahn.

Frau Christiansen, Sie haben Tränen in den Augen. Würden Sie Ihr damaliges Verhältnis zu ihm als freundschaftlich bezeichnen?
Ich bin mit dem Begriff Freundschaft sehr vorsichtig, aber ich denke, ich darf unser Verhältnis am Ende als sehr kollegial bezeichnen. Wenn sich zwei Menschen zunächst sehr kritisch begegnen und dann daraus etwas erwächst, hat das meist Substanz.

Ihr Verhältnis zum Spiegel war zunächst auch kritisch und ist es bis heute geblieben: Zehn Jahre nach dem legendären »Sendung mit der Maus«-Artikel heißt es dort zu Ihrer Sendung: »Die 40-Jährige wirkte wie eine Hausfrau, die plötzlich den Chef ihres Mannes im Haus, aber nur ein paar Pizzaplatten im Kühlregal hat. Sie weiß nicht, was sie kochen soll. Vielleicht kann sie gar nicht kochen. Also hält sie sich an ein Rezept in ihrer Karteikartenfrage fest.«
Ach Gott, welche Verzweiflung aus dieser Suche nach einem Gag spricht! Aber sollten die mal ein Spiegel-Kochstudio machen, kann ich den Herren sicher helfen. Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust ist ja leider schon nach wenigen Ausgaben seines TV-Talkversuchs gegen uns grandios gescheitert.

Ich habe noch ein ähnliches Zitat aus einem anderen Spiegel-Artikel. Möchten Sie es hören?
Immer zu.

»Sabine Christiansen funktioniert als eine Tonspur in der Endlosschleife mit den stets gleichen Figuren, die bloß unterschiedliche Namen tragen. Wenn man die Redemasse transkribieren würde – 98 Prozent des Wortumsatzes ließen sich kaum einer Person zuordnen.«
Die Deutschen reden sich nun mal gern redundant in die Abgründe der kleinsten Probleme. Aber von diesen Interviews lebt auch der Spiegel ganz gut.

Schmeichelt es eigentlich Ihrem Ego, wenn bei einer Veranstaltung wichtige Persönlichkeiten unbedingt mit Ihnen an einem Tisch sitzen wollen?
Nein. Ich weiß auch nicht, ob bestimmte Leute wirklich an meinem Tisch sitzen wollen.

Haben Sie sich schon mal gefragt, ob Sie ohne Ihre Sendung vielleicht in Vergessenheit geraten könnten?
Nein, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.

Auch nicht, was die Zuschauer betrifft?
Ich definiere mich nicht über die Halbwertszeit meiner Popularität. Aber ich freue mich, wenn die Zuschauer unsere Sendung in guter Erinnerung behalten.

Sabine Christiansen, Jahrgang 1957, arbeitete mit 19 als Stewardess bei der Lufthansa, mit 26 machte sie ein Volontariat beim NDR. Als sie gerade erst 29 war, kürte die ARD sie zur Sprecherin der »Tagesthemen« (neben Hajo Friedrichs). Mit 40 wurde sie UNICEF-Botschafterin. Heute, mit 49, ist Sabine Christiansen Deutschlands erfolg- und einflussreichste Moderatorin, sie hat bereits jeden erdenklichen Fernsehpreis erhalten. Am 20. September wird sie 50 Jahre alt, jetzt will sie kürzer-treten. Ihre ARD-Talkshow läuft am 24. Juni zum letzten Mal.