An Bord bitte nicht drucken

Joysticks, Ghettoblaster, Spielzeugmonster: Entschuldigung, aber ist es nicht komplett absurd, was Airlines im Flugzeug alles verbieten?


Für diesen Artikel hat Kollege K. etwas gemacht, was im Flugzeug eigentlich verboten ist: Er hat bei seinem letzten Transatlantikflug die Karte mit den Sicherheitshinweisen eingesteckt und in die Redaktion gebracht. K. legte die »Airline Safety Card« auf den Tisch in seinem Büro und zeigte mit dem Finger auf eines der durchgestrichenen Symbole, die erklären sollen, welche technischen Geräte an Bord verboten sind. »Was, bitte, soll das sein?« Zu sehen war ein gelbes rechteckiges Gehäuse (warum gelb?), aus dem unten eine Antenne ragt (warum unten?) und in dessen Mitte eine Art Taschenrechner eingezeichnet ist. Gibt es Radiorechner, die Erdstrahlen messen?

Je mehr dieser Sicherheitskarten man sich ansieht (Sammler haben Hunderte online gestellt), desto mehr sonderliche Geräte sieht man, deren Benutzung bei Start und Landung verboten ist, obwohl viele davon in einem Flugzeug ohnehin völlig fehl am Platz sind: Walkie-Talkies, ferngesteuerte Autos, Taschenfernseher mit Antenne, Joysticks, Pager, Ghettoblaster mit Kassettendeck, Radios, Furby (ein batteriebetriebenes Spielzeugfellmonster). Die »Safety Card« der American Airlines zeigt sogar einen kompletten PC mit Drucker. Das müsste man mal ausprobieren: bei der Sicherheitskontrolle einen Röhrenbildschirm samt Rechner und Drucker als Handgepäck deklarieren. Und dann die Stewardess um eine Steckdose und 200 Blatt Papier bitten – man müsse nur eben seine Doktorarbeit ausdrucken. Ebenso realitätsfern: Walkie-Talkies. Hat mal jemand einem Freund zehn Sitzreihen entfernt ein Funkgerät zugeworfen und »Kanal 4!« gerufen?

Doch die Verbotshinweise ähneln einander so sehr, von Lufthansa bis Air France – irgendeinen sinnvollen Grund müssen die haben. Und: Wer schon mal in einem Ferienflieger nach Mallorca hinter einer Gruppe betrunkener Junggesellenabschieds-Teilnehmer in Hühnerkostümen gesessen hat, traut dem deutschen Reisenden ja alles zu. Gibt es also Passagiere, die ferngesteuerte Autos den Gang hochjagen? Die mit Furby ein Flugzeug zum Absturz bringen wollen?

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»Nein, von ferngesteuerten Autos oder Druckern an Bord habe ich noch nie gehört«, sagt Lufthansa-Sprecher Michael Lamberty. Ein Teil der Verbote sei übertrieben, die Flugzeugelektronik erwies sich als weit weniger störungsanfällig, als man früher befürchtete. Immer mehr Fluglinien bieten WLAN im Flieger an und erlauben sogar das Telefonieren mit dem Handy. Warum also die veralteten Warnhinweise? »Die Luftfahrt ist konservativ: Wenn man eine Gefahr nicht tausendprozentig ausschließen kann, lässt man die Vorschrift lieber bestehen«, meint Lamberty. »Es dauert ohnehin lange, solche Verbote aus der offiziellen Luftfahrtverordnung wieder rauszubekommen.« Diese Übervorsichtigkeit ist ja durchaus sympathisch, und so gibt es auf der »Safety Card« des neuesten Lufthansa-Jumbojets neben einem iPad auch wieder die seltsamen alten Geräte zu sehen. Vielleicht sind die ja nur ein Trick, um Aufmerksamkeit zu gewinnen. So lange wie beim letzten Flug hat Kollege K. die Sicherheitsvorschriften jedenfalls noch nie studiert.