Ort Wie klein man sich vorkommt, 101 Meter tief unter der Erde, wenn man die Treppe hinuntergeht in die riesige Kapelle mit Stufen und Geländer aus Salz, mit fünf riesigen Kronleuchtern aus Salz, drei Altären, zwei Seitenkapellen, großen Flachreliefs, auch die lebensgroße Statue von Karol Wojtyla – alles aus Salz. Natürlich merkt man, dass hier Bergarbeiter am Werk waren, man sieht es an manchen unstimmigen Proportionen von Armen und Beinen der Heiligenfiguren. Vielleicht spürt man deswegen umso unmittelbarer: die Furcht vor dem Untergrund, die Kraft ihres Glaubens. Vor mehr als einhundert Jahren begann man die Arbeit an der Kapelle der heiligen Kinga, der Schutzheiligen der Salzbergleute, siebzig Jahre dauerte sie. Salz wird hier schon lange nicht mehr abgebaut in der Salzmine Wieliczka, seit 1993 ist sie stillgelegt. Die Kapelle jedoch wird immer noch genutzt: für die Messe am Sonntag, für Hochzeiten, dafür, Besuchern aus aller Welt Ehrfurcht vor der Unterwelt zu vermitteln auf ihrem zweieinhalb Kilometer langen Rundgang durch die verschiedenen Kammern zwischen den 300 Kilometer langen Stollen im Bergwerk. Wie groß wohl der Moment wäre, wenn man kurz allein sein dürfte in der Kapelle und vollkommene Stille erleben?
Umgebung Polen, Region Galizien, die Mine liegt elf Kilometer vor Krakau. Auf halbem Weg: Schindlers Fabrik, die erst durch Steven Spielbergs Spielfilm Schindlers Liste ein Touristenmagnet wurde. Im Bergwerk selbst machte sich der Zweite Weltkrieg auch bemerkbar: Deutsche Soldaten überwachten die polnischen Zwangsarbeiter.
Gefahr 300 Arbeiter sind im 16. Jahrhundert einmal in Wieliczka ertrunken, und jährlich einer von zehn Kumpeln, denn Wassereinbruch ist die größte Gefahr in jedem Bergwerk. Acht Monate hat der längste Brand in Wieliczka gedauert, in der Salzmine sind in 900 Jahren, die man Salz abbaute, ganze Wälder zum Abstützen verbaut worden. Am gefährlichsten war der Job der »Büßer«: Auf Knien robbten sie mit Glimmstümpfen durch die Höhlen, um das hochexplosive Methangas an den Decken abzufackeln, das beim Bergbau entsteht. Von diesen Arbeitern überlebte nur jeder Siebte.
Touristen Al Pacino, Danny DeVito, George Bush, Karol Woytila, Kaiser Hirohito, J. W. Goethe waren schon da und jede Menge Schulkinder, die die Stollenwände ablecken. Der Running Gag der Minenführer: »An der Stelle mit dem großen Loch in der Wand hat Brad Pitt einmal geleckt, seine Fans haben den Rest erledigt.«
Beste Zeit Nicht vormittags, wenn die Schulklassen und Busladungen voller Touristen durchgeführt werden. Je später, desto weniger Besucher laufen die Strecke ab. Zwischen April und Oktober hat die Mine täglich bis 19:30 Uhr geöffnet, zwischen November und März nur bis 17 Uhr. Eintritt mit Führung auf Deutsch kostet etwa 17 Euro.
Geschichte Im 12. Jahrhundert versiegen die Solequellen auf der Oberfläche, erste Solebrunnen werden gegraben, im 13. Jahrhundert der erste Schacht. Im Verlauf von neun Jahrhunderten wurde so viel Salz gewonnen, dass man damit einen Zug beladen könnte, der ein Fünftel des Erdumfangs lang wäre.
Übernachten »Francuski Hotel«, ul. Pijarska 13, 31-015 Krakau, DZ ab 58 Euro, Tel. 0048/12/627 37 77.
Essen Im Restaurant »Miod malina«, ul. Grodzka 40, Krakau, Tel. 0048/12/430 04 11, www.miodmalina.pl.
Anreise Mehrtägige Studienreisen inkusive Flug nach Krakau, Hotel, Transport, Ausflüge über Studiosusreisen.de.Bloß nicht Kaffee trinken in den Tuchhallen Krakaus, man wartet ewig auf die Bedienung.
Unbedingt Hässliche, aber unglaublich warme Hausschuhe in den Tuchhallen Krakaus kaufen. Frauen lieben sie.
Fotos: Rafael Stachurski