Die Bademeister Ludovica und Roberto Palomba
"Unser beschleunigter Alltag verlangt nach einem Raum wie dem Bad, wo wir Ruhe finden und an unser Wohlergehen denken können. Diese Entwicklung wird zu neuen Wohn- und Lebensformen führen."
Das Wohnzimmer ist schon lange nicht mehr das Prestigezimmer der Wohnung. Lange war es die Küche, jetzt ist es das Bad. Das wurde
viele Jahre wie ein notwendiges Übel betrachtet und von den Designern
nur wenig beachtet – jetzt haben sich Ludovica und Roberto Palomba
dieses Terrains bemächtigt. Die beiden gelernten Architekten, die
auch privat ein Paar sind, haben sich einen Namen gemacht mit Arma-
turen und Badezimmermöbeln, die schön wie Skulpturen sind. Ihre
Entwürfe für Firmen wie Zucchetti, Dornbracht, Zanotta oder Kos Italia wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Die Romantische Alessandra Baldereschi
"Design darf nicht zur Massenware verkommen, es muss persönlicher werden. Es ist dazu da, unser Leben zu verbessern, und wenn es nur in psychologischer Hinsicht ist."
Auf den ersten Blick schrammen die Objekte von Alessandra Baldereschi scharf am Kitsch vorbei: verschnörkelte Wandapplikationen, Blümchensessel, Zierkakteen aus Muranoglas oder, zuletzt, kleine Schränke mit Deko-Elementen, die an die vier Jahreszeiten erinnern (im Foto: Herbst). 2002 eröffnete Alessandra Baldereschi ihr Atelier in Mailand. Sie entwirft nicht nur Möbel, sondern auch Schmuck. Mit ihrer Liebe fürs Dekorative und Spielerische wendet sie sich bewusst gegen das "Weniger-ist-mehr"-Dogma, das uns schon viel zu lange langweilt.
Der Erneuerer Luca Nichetto
"Auch Alltagsgegenstände sterben einen Tod. Wir Designer sollten bedenken, welches zweite Leben wir unseren Produkten geben könnten."
Mit mundgeblasenen Muranoglas-Objekten fing Nichetto an, vor zwei Jahren eröffnete er sein eigenes Studio "Nichetto & Partners" bei Venedig. Neben Stühlen und Tischen hat er sich auf Vasen, Geschirr und Gläser spezialisiert. Allein dieses Jahr hat er vier Designpreise gewonnen, darunter den renommierten iF-Award. Seine Überzeugung: Auch Resteverwertung kann schön sein. Bestes Beispiel: sein neuer Stuhl "Nuance" für Casamania by Frezza aus Stoffresten.
Der Materialist Ferruccio Laviani
"Plastik ist heute ein Material wie Glas oder Holz. Es hat sein Billig-Image abgelegt. Es ist zeitlos. Durch den steigenden Ölpreis könnte es sogar bald sehr wertvoll werden. Diese Vorstellung gefällt mir."
Mitte der Achtzigerjahre revolutionierten Ettore Sottsass und seine
Memphis-Bewegung das italienische Design mit spielerischen Formen, grellen Farben und Spaß am Kitsch. In dieser Umgebung sammelte
Laviani seine ersten Erfahrungen, und diese Schule sieht man seinen
Arbeiten auch heute noch an: Seine Lampen für Hersteller wie Kartell, Flos und Foscarini Murano funkeln wie Pop-Art, seine Möbel für Molteni&C verbinden das Comic-Hafte mit dem Klassischen. Berühmt ist Laviani aber vor allem für seinen spielerischen Umgang mit Plastik.
Der Schalk Giulio Iacchetti
"Die Qualitäten des italienischen Designs sind in den letzten Jahren verloren gegangen – im Glamour und in überflüssigen Stilfragen. Design muss wieder Geschichten erzählen."
Eine Fliegenklatsche, deren Struktur dem Straßennetz von Mailand nachempfunden ist, eine Gabel, die sich auch als Löffel benutzen lässt, und eine Zitronenpresse, die aussieht wie der Petersplatz in Rom, nur in Klein, und die ein Kommentar zur Kirchensteuer sein soll: Giulio Iacchettis Alltagsgegenstände sind nie nur das, was sie vorgeben zu sein. Dem Mann aus Cremona gelingt es immer wieder, scheinbar Zu-Ende-Gedachtes neu zu denken. Vor allem aber bringt er eine Facette ins Spiel, die Design mit dem ganz normalen Leben versöhnt: den Humor.