Das Beste aus meinem Leben

Kaum hatte ich kürzlich erwähnt, mein Sohn Luis spreche, obwohl in München wohnhaft, kein Münchnerisch, schon schrieb mir Herr S. aus Lenggries, das sei auch nicht weiter schlimm, denn Luis sei ohnehin kein Münchner und werde auch nie einer werden, denn, so habe es ihm (also dem Herrn S.) seine (also des Herrn S.’) Großmutter bereits 1940 erklärt: Ein echter Münchner müsse in München geborene und aufgewachsene Eltern, Großeltern und Urgroßeltern haben oder gehabt haben, sonst sei er eben kein echter Münchner; ein Kalb, das zufällig im Pferdestall das Licht der Welt erblicke, sei ja auch kein Ross.Weiter teilte mir Herr S. mit (und dies, obwohl ich weder das Wort »Schweinemetzger« noch das Wort »Schweinsmetzger« er-wähnt hatte), ein echter Münchner würde nie »Schweinemetzger« sagen, sondern immer »Schweinsmetzger«, er wisse das zufällig, weil sein Onkel Gastwirt und »Schweinsmetzger« gewesen sei und die besten Weißwürscht von München gemacht habe – wozu ich nun wieder gerne anmerken würde, dass man einer Münchner Weißwurst, die vom Schweinsmetzger hergestellt worden ist, zumindest mit einem gewissen Misstrauen begegnen sollte. Denn eine Weißwurst (jedenfalls eine aus München) sollte zwar von einem Schweinsdarm (nicht: Schweinedarm!) umhüllt, jedoch in der Hauptsache aus Kalbfleisch (nicht: Kalbsfleisch!) hergestellt sein, geringe Anteile von Schweinefleisch (Schweinsfleisch? Nein!) sind vielleicht möglich, aber eigentlich unerwünscht.Nicht nötig ist es hingegen, dass die in der Wurst enthaltenen Kälber resp. Schweine bereits in der vierten Generation in München geboren und aufgewachsen sein müssen.Apropos Schweine. Herr B. schickte mir, nachdem ich etwas über das Deutsch von Speisekarten im Ausland geschrieben hatte, eine E-Mail, in der er glaubwürdig versicherte, er habe vor etwa zehn Jahren in einem spanischen Restaurant mal sämtliche Gerichte, zu denen es eine Beilage gab, als »...mit Begleitung« aufgelistet gefunden. Besonders interessant sei das Gericht »Wiener Schweine mit Begleitung« gewesen.Und auf Ischia, schrieb Herr B. weiter, habe er mal ein Schild fotografiert, mit dem auf eine »Romantische Strandterasse mit Pfefferminzgeschmack« hingewiesen wurde. Das aber nur nebenbei.Auf dem Frankfurter Römerberg, teilt Frau O. von eben dort mit, gebe es ein Restaurant, welches auf seiner Karte das deutsche Traditionsgericht »Schwartenmagen« feilbiete, und zwar auch in einer französischen Übersetzung. Dort heiße es »vieux bouquin de l’estomac«, und vielleicht sollte man den Wirt bei Gelegenheit darauf hinweisen, dass »bouquin« zwar französisch ist und »Schwarte« heißt, aber ein altes Buch bezeichnet. »Schwartenmagen« heißt »fromage de porc«. Ich möchte wetten, dass es irgendwo in Frankreich eine deutsche Speisekarte gibt, auf der das mit »Schweinekäse« (oder Schweinskäse?) rückübersetzt worden ist.Übrigens stieß ich im Internet kürzlich durch Zufall auf die sehr witzige Internet-seite von Werner Schäfer, der im Fachbereich Anglistik der Universität Trier unterrichtet. Schäfer berichtet dort unter anderem, er habe gehört, wie eine der chronisch gut gelaunten Radiosprecherinnen von RTL einen Popsong so angekündigt habe: »Und jetzt die Beatles mit Let it be – ›Lass es sein!‹«Schäfers Aufgabe als Anglist ist natürlich, einerseits darauf hinzuweisen, dass Let it be nicht »Lass es sein!«, sondern »Lass es geschehen!« bedeute, andererseits den Radiomoderatorinnen doch wiederum ein »Let it be!« in dem Sinne zuzurufen, in dem sie es verstehen: Lasst es sein!Dazu fällt mir aber nun ein Brief von Frau W. aus Berlin zum meinem alten Lieblingsthema ein, den missverstandenen Liedtexten. Frau W. summte jahrelang gerne ein Lied, das Don Camisi hieß, bis sie lernte, dass der Text eigentlich englisch war und »Words don’t come easy« lautete.Das möchte ich von hier aus auch allen Leserbriefschreiberinnen und Leserbriefschreibern, allen RTL-Radiomoderatorinnen und Speisekartenübersetzern, allen Münchnern und Nicht-Münchnern zurufen:Words don’t come easy!But let it be!