Heute geht es um die Frage der Existenz Gottes, aber zunächst wenden wir uns dem Präriehund zu.
Über den Präriehund gilt es erst einmal zu wissen, dass er zwar in der Prärie lebt, aber kein Hund ist. Es handelt sich stattdessen um eine Art Erdhörnchen, das entfernt einem Murmeltier ähnelt und seine Genossen durch ein dem Bellen verwandtes Geräusch vor Feinden warnt.
Zu diesen Feinden zählt der Schwarzfußiltis, ja, man kann sagen: Der Schwarzfußiltis ist insofern der Zentralfeind der Präriehunde, als er sich mehr oder weniger ausschließlich von ihnen ernährt. Er lebt sogar in deren Bauten, um seinem Hauptnahrungsmittel immer nahe zu sein. In dieser Hinsicht ist er dem amerikanischen Großinvestor Warren Buffett verwandt, der fast nur Cherry Coke trinkt und deshalb große Aktienpakete von Coca-Cola besitzt, um die Einstellung der Produktion von Cherry Coke Tag und Nacht verhindern zu können.
Das Problem ist: Der Präriehund wird durch Flöhe immer wieder mit einem Pesterreger infiziert, der natürlich auch den Schwarzfußiltis befällt und ihn tötet, was im Falle des Iltisses insofern besonders blöd ist, als er ohnehin schon als ausgestorben galt, dann zwar in einigen Exemplaren wiederentdeckt wurde, nun aber eben von der Pest bedroht ist. In den USA leben nur noch etwa 300 Schwarzfußiltisse, verteilt auf verschiedene Gebiete. Man kann aber ihre Ernährung nicht auf Gemüse, Cheeseburger oder Eisbein umstellen, dagegen steht der Eigensinn des Iltisses. Er frisst Präriehunde und nichts sonst, mag es ihm auch zum Verderben gereichen.
Hier kommt nun der US Fish and Wildlife Service ins Spiel, eine Naturschutzbehörde mit fast 10 000 Angestellten. Sie habe, las ich in Newsweek, eine Drohne gebaut, die mit Erdnussbutter umhüllte M&Ms verschieße – und zwar über den Schwarzfußiltis-Wohngebieten. Die Knabberbonbons enthielten einen Impfstoff gegen das Pestbakterium, sie würden von den Präriehunden gefressen, er schütze sie und damit auch die Iltisse.
Bruno, mein alter Freund, sagt, hier habe man es ganz offensichtlich mit einem Gottesbeweis in der Tierwelt zu tun. Kein Präriehund, über dem plötzlich mit Erdnussbutter bedeckte M&Ms vom Himmel fielen, könne sich gegen den Gedanken sperren, dass es einen Gott gebe.
Ich wandte ein, dass die Schokolinsen nur oberflächlich betrachtet den Präriehunden zugutekämen, eigentlich sollten sie den Schwarzfußiltissen nützen, den übelsten Gegnern der Präriehunde. Es handele sich also um einen äußerst tückischen Gott, allenfalls die Iltisse hätten Grund, ihn zu verehren. Aber denen habe er sich ja nicht offenbart, weil die Bonbons nur von Präriehunden gefressen würden.
Bruno sagte, das könne man Gott nicht zum Vorwurf machen. Er wirke offensichtlich gern indirekt, und an die Schwarzfußiltisse sei sowieso anders nicht heranzukommen, sie fräßen nun mal nur Präriehunde und keine M&Ms, selber schuld.
Ich las den Newsweek-Artikel im Internet noch einmal und fand darin den Link zu einem Text im Guardian, an dessen Ende es wiederum hieß, es handele sich hier um die korrigierte Version eines früheren Textes, in dem es geheißen habe, der US Fish and Wildlife Service verteile mit Hilfe einer Drohne M&Ms, die mit Erdnussbutter umhüllt und mit einem Impfstoff gefüllt seien. In Wahrheit handele es sich um Pellets, die von den Naturschützern hergestellt würden und die Impfung enthielten.
Da habe man es, sagte ich, sobald man Gott nachrecherchiere, würden die Zweifel an seiner Existenz massiv.
Im Gegenteil, sagte Bruno, es sei doch gerade außerordentlich vorausschauend von Gott, Präriehunde nicht mit Süßigkeiten zu versorgen. Es handele sich um Nagetiere, die auf ihre Zähne angewiesen seien. Die würden durch Zucker womöglich massiv geschädigt. Fazit für heute: nichts Neues von Gott. Aber ich bleibe natürlich dran.
Illustration: Dirk Schmidt