»Schmidt hat sich mit Pocher eine junge Geliebte genommen. Doch man spürt, dass sie ein künstliches Paar sind: zusammengekommen nur, weil Schmidt nach mäßigen Quoten unter Zugzwang stand. Schmidt und Pocher sind keine zwei, die brünstig übereinander herfallen. Aber sie mögen sich. Über die Paarkonstellation von älterem Mann und jüngerer Frau heißt es oft, es gehe nur um Sex, Attraktivität. Meist ist die Idee des Neustarts entscheidender. Das gilt auch für Schmidt.
Er hat sich mit den Jahren eine Brillanz erarbeitet. Doch auch Brillanz braucht Impulse, damit sie bleibt. Die Impulse erhofft er sich von Pocher. Bislang kam noch nicht viel. Pocher müsste es gelingen, Schmidt kurz in Verlegenheit zu bringen. Ich glaube, Pocher traut sich nicht. Er ist dankbarkeitsgebremst: Schmidt hat ihm die halbe Sendung geschenkt. Ich will Pocher nicht grundsätzlich kritisieren: Er ist schnell, witzig, schlagfertig. Genau wie Schmidt schnell, witzig, schlagfertig ist. Nur sind sich beide zu ähnlich. Symmetrische Paare sind in der Regel weniger stabil als komplementäre Paare. Sie geraten leicht in Konkurrenz. Um das zu vermeiden, haben sich Schmidt und Pocher die Territorien aufgeteilt. Schmidts Verhältnis zu Andrack war am Ende zu pantoffelig geworden, doch die Zuspiele klappten aus dem Bauch heraus. Bei Schmidt und Pocher spürt man, dass viele Absprachen nötig sind. Zum Beispiel, dass Schmidt Pocher nicht übertrumpft. Wohlwollend schaut er zu, wie sich der Jüngere die Hörner abstößt: Und wenn du groß bist, erbst du mal die Firma. Meine Entwicklungsaufgabe – so heißt das in der Paartherapie – würde lauten: Habt Mut zum Anderssein. Sonst bleibt Pocher ein Schmidt ohne Krawatte.« Ulrich Clement, Paartherapeut, Universität Heidelberg
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