Eine halbe Stunde Autofahrt südöstlich von Marrakesch liegt das Ourika-Tal. Hier ist die Erde steinig, trocken und lehmbraun, durchzogen von einer einzigen Schnellstraße, einem asphaltierten Strich in der kargen Landschaft. Der Ourika-Fluß, der dem Tal seinen Namen gegeben hat, ist nur noch ein Rinnsal. Einen unwahrscheinlicheren Ort für einen Landschaftsgarten gibt es kaum - und doch: genau hier eröffnete am 10. April der Künstler André Heller seinen »Anima«-Park, ein Zehn-Millionen-Euro-Projekt voll prächtiger Botanik und Installationen, samt eines Museums für afrikanische Gegenwartskunst und einem Café, das nach dem Schriftsteller Paul Bowles benannt ist, dem Autor von Himmel über der Wüste. Heller nennt den Park seinen »Paradiesversuch« - der 69-Jährige, der so viele Bühnen-Schauspiele möglich gemacht hat, versucht sich hier an einem Natur-Schauspiel.
»Anima ist ein acht Hekrat großes Selbstporträt von mir, in das alles eingeflossen ist, was ich in 69 Jahren an mir wesentlichem Wissen erworben habe: meine Erfahrungen mit Menschen uns Inszenierungen, mit Botanik, Licht und Schatten, Skulpturen, Düften, den Geräuschen des Windes und des Wassers. Und über allem der Jubelgesang der prachtvollsten afrikanischen Vögel«, erklärt Heller in einem Interview, das Sven Michaelsen in Marokko für das SZ-Magazin STIL LEBEN geführt hat.
Der Weg zu einem geeigneten Platz für das lange Gespräch war nicht weit: Hellers Privatgrundstück grenzt an den Park, darauf stehen eine kunstvolle Anordnung mehrerer kleiner Häuser ohne einen einzigen rechten Winkel: »Es ist mein Glücksort«, sagt Heller. Es ergibt sich ein biografisches Gespräch über das ganze Leben des Österreichers: von seiner »katholischen Gefangenschaft« als Schüler eines Jesuiten-Internats, seinem opiumsüchtigen Vater, Welterfolgen wie seinem »Circus Roncalli«, seine Drogenabhängigkeit in den Siebzigerjahren, Donald Trump, Rainer Maria Rilke, die Wiener »Loos-Bar« und dem späten Glück seiner Beziehung mit der Malerin Albina Bauer. Vermutlich hat Heller recht, wenn er sagt: »Es gibt nur ganz wenig Alltägliches in meinem Leben.« Also warum nicht auch einen Garten anlegen inmitten der Wüste?
Lesen Sie das komplette Interview jetzt mit SZ Plus.
Foto: DPA