In den Achtzigern wurde Weihnachten bunt und laut. Damals katapultierte ein Vorläufer des Gameboys, der Tricotronic, die Kinder weg vom Esstisch in die Welt des Gorillas Donkey Kong, der dem Retter einer entführten Prinzessin unter allerlei Pling und Plong Fässer in den Weg feuert. Die Geräte hatten knubbelige Knöpfe und einen Flüssigkeitskristallbildschirm, der blau anlief, wenn man mit dem Finger draufdrückte. Der Walkman der Stunde war von Sony und knallgelb, mit einem filigranen Kopfhörer, der zusammengeklappt aussah wie ein Insekt. Auch alles andere hatte bunt und laut zu sein, die Swatch-Uhr wie die Skiklamotten (also ein einteiliger Overall wie in Fire and Ice oder ein Schneehemd in Neonpink).
Ich wollte aussehen wie jemand aus Flashdance. Sogar Jungs wünschten sich farbige Burlington-Socken und Benetton-Pullover, die hipperen unter ihnen Skateboards und BMX-Räder. Überhaupt kam das Prinzip Marke groß raus, viele wollten etwas, wo in großen Lettern BOSS draufstand, oder ein Polohemd mit grünem Krokodil. Gern malten wir uns, Jungen wie Mädchen, neonfarbenen »Sonnenblocker« ins Gesicht, sobald wir uns den Bergen näherten. Das Einzige, was in Weiß unterm Baum liegen sollte, war die Tenniskleidung, so wie die von Boris Becker. Und allein in schlichtem Schwarz oder Silbergrau durfte der Hifi-Turm mit Doppelkassettendeck und Plattenspieler kommen – eine Gerätschaft, die heute nicht mal mehr Secondhand-Läden zum Wiederverkauf annehmen.
(Kerstin Greiner ist Jahrgang 1973.)