Wohin mit dem Lockdown-Hund?

Die Eltern fühlen sich durch das Haustier, das sich die Töchter so sehr gewünscht hatten, in ihrer Freiheit eingeschränkt – und die Kinder hängen weniger an dem Hund als gedacht. Was jetzt? 

Illustration: Serge Bloch

»Wir haben uns in der ersten Lockdownphase – wie so manche – einen Hund angeschafft. Unsere Mädchen – acht, zehn und 13 Jahre – hatten sich schon lange einen gewünscht, doch mein Mann und ich hatten uns nicht vorstellen können, die Freiheit, die sich mit heranwachsenden Kindern ergibt, beschränken zu lassen. Wir sind schwach geworden. Der Hund ist da – die Freiheit weg. Die Kinder hängen an dem Tier, aber nicht übermäßig. Kratzen wir ihr Vertrauen in uns als Eltern an, wenn wir für den Hund eine motiviertere Familie suchen?« Annika M., Wuppertal

Es ist irgendwie rührend, dass Ihre Frage darauf abzielt, wie Sie in den Augen Ihrer Kinder dastehen, wenn Sie der Versuchung nachgeben, das übereilt angeschaffte Lebewesen wieder loszuwerden. Wie fühlen Sie sich selbst denn damit? Hätten Sie sich denn, wo Sie doch als erwachsene Menschen so genau um Ihren ausgeprägten Freiheitssinn wissen, nicht ein Stofftier anschaffen können? Es gibt relativ echt aussehende, die mit Batterien funktionieren und sogar bellen können, möglicherweise auch pinkeln, wäre das nichts für Sie gewesen, musste es wirklich ein echter Hund sein?

Ehrlich gesagt, klingen Sie ziemlich unreif. Man ist beinahe versucht, so was in der Art zu Ihnen zu sagen wie: Wenn Sie es 13 Jahre lang geschafft haben, Ihre Kinder nicht zurückzugeben, werden Sie doch wohl auch noch einen Hund bei sich behalten können. Dann wiederum: Meine Güte, Sie sind für sich selbst verantwortlich. Um den Hund selbst geht es hier wahrscheinlich sowieso nicht. Sie sind auch weiß Gott nicht die Ersten oder Einzigen, die ihre heftige Lockdown-Liebe wieder loswerden wollen, die Tierheime sind übervoll.

Meistgelesen diese Woche:

Was ich generell manchmal nicht verstehe, ist, wie wenig motiviert heutige Eltern scheinen, Ihre Kinder zu etwas zu motivieren. Das wäre doch eine fantastische Gelegenheit, die drei etwas über Verantwortung lernen zu lassen. Über Liebe auch. Beziehungen. Darüber, dass nicht alles im Leben Instant Gratification ist. Viele Eltern wirken auf mich heute sehr faul. Man geht den Weg des geringsten Widerstands. Hauptsache, im Moment ist Ruhe, und niemand stört einen dabei, selbst irgendwas auf dem Handy zu scrollen. Ein besonders glorreiches Beispiel scheinen Sie mir für Ihre Kinder nicht zu sein, aber ich weise ausdrücklich darauf hin, dass ich mir diese Meinung einzig und allein durch den hier von Ihnen geschilderten Fall bilde. Vielleicht sind Sie ansonsten ganz toll.