Wer einen Verein gründet, um eine Wurst vor dem Aussterben zu retten, hat entweder zu viel Traditionsbewusstsein oder zu wenig Probleme. Slowfood will nicht allein die »Nordhessische Ahle Wurscht« retten, vermittelt Rebstock-Patenschaften, feiert das Fest der Blutorangen, diskutiert über die »Subversivität der Butterstolle« und hält kulinarische Lesungen zum Thema »Flusskrebse, Rübchen und Mohrschnu-cken«. Slowfood hat eindeutig zu wenig Probleme. Foodwatch liegt solch esoterischer Verbraucherschutz fern. Die Organisation entstand aus einem Haufen Greenpeace-Aktivisten um Thilo Bode, die zu alt oder zu wenig telegen waren, um mit dem Schlauchboot im Südpolarmeer japanische Walfangschiffe niederzustrecken. Foodwatch erklärt den Menschen, dass sie nicht langsamer, sondern gar nicht essen sollen, weil Obst nur aus Pestiziden, Kartoffelchips aus Acrylamid und Gelatine aus Schlachtabfällen bestehen. Natürlich betont Foodwatch, dass es sich bei diesen Skandalen nur um die Spitze des Eisbergs handelt, und reagiert auf Gen- und Gammelfleisch mit bundesweiten Aufklärungskampagnen. Die selbst ernannten Essensretter kämpfen dabei nicht nur gegen das Desinteresse der Verbraucher, sondern auch gegen Politiker wie den Landwirtschaftsminister Horst Seehofer. Der erklärte kürzlich, Biobauern gegenüber konventionellen Landwirten nicht länger bevorzugen zu wollen. Die Politik treibt nämlich vor allem das Problem um, dass die Deutschen immer länger leben. Eine Lösung ist nicht in Sicht, aber besseres Essen wäre zweifellos kontraproduktiv.
Fotos: dpa
Slowfood & Foodwatch
Zwei, die nicht miteinander können