Das ist die Rettung

Darauf könnte sich Europa endlich mal einigen: Unter diese Schirme möchte wirklich jeder.

Ach, Schirm, du hattest schon bessere Tage! Vor 5000 Jahren erfunden, um den Herrschern Ägyptens Schatten zu spenden, Insigne der Mächtigen im antiken Persien, Indien und China, von den Römern mit Edelsteinen verziert. Im Mittelalter Teil des päpstlichen Zeremoniells, lange dem Adel vorbehalten, später unverzichtbarer Begleiter feiner Damen, zur Biedermeierzeit behütetes Familienerbstück. Noch um 1910 war Deutschland stolzer Weltmarktführer der Schirmproduktion und natürlich erfand 1928 ein Deutscher den faltbaren Taschenschirm Knirps. Und heute? Ist der Schirm das Symbol der Krise, fürchten Spanier und Italiener nichts mehr, als darunter zu müssen. Der »Rettungsschirm« ist aussichtsreicher Kandidat für das Unwort des Jahres, selbst im fernen New York beunruhigt der »Euro rescue umbrella«. Würde Carl Spitzweg im Jahr 2012 noch einmal den armen Poeten malen, läge unter dem zerfledderten Schirm: ein Grieche. Finanzminister Peer Steinbrück brachte den »Banken-Rettungsschirm« 2008 in unseren Wortschatz ein, vier triste Jahre und viele schiefe Metaphern später ist es Zeit, den Schirm zu rehabilitieren. Wir präsentieren: Lieblingsmodelle für den Herbst 2012, in sattem Orange, mit Paisleymuster oder nietenbesetztem Knauf. Da freut man sich aufs nächste Unwetter, zumindest aufs meteorologische.

Model: Maria Ericsson/M4 Models; Haare/Make-up: Mira Hake

Foto: Andreas Lux