Die Fähre Pirate Queen braucht nur 15 Minuten von Roonagh auf dem irischen Festland nach Clare Island. An einem schönen Tag sind so viele Touristen an Bord, dass man sich fragt, ob alle anderen auch das Geheimnis der Ausflugsinsel kennen.
Es gibt viele kleine goldgrüne Inseln im Westen Irlands, nach Clare, heißt es, kommen vor allem unglückliche Frauen: um Kraft zu schöpfen, sich von ihren Männern zu trennen. Manche von denen, die sich entschieden haben, steigen hinauf zum alten Leuchtturm und werfen ihren Ehering über die Klippen ins tosende Meer. Die Geschichte der Piratenkönigin Grace O'Malley inspiriert sie dazu. Der Legende nach wurde die schöne, schwarz gelockte Irin im 16. Jahrhundert auf Clare Island geboren und hatte bereits zu Lebzeiten einen Ruf wie Donnerhall: Sie heiratete zweimal, brachte viele Kinder zur Welt und war ihren Ehemännern so überlegen, dass sie die Chefin des Clans O'Malley wurde: Sie befehligte die schnellsten Schiffe ihrer Zeit und investierte ihre Beute in Rinderherden. Ihren zweiten Mann soll sie mit den Worten »I dismiss you« aus seinem eigenen Haus geworfen haben.
Alles auf Clare Island hat mit der Piratenkönigin zu tun, beim Namen der Fähre angefangen. Als »Granuaile«, wird O'Malley in gälischen Folksongs besungen. Gleich im Hafeneingang ragt auf einer Anhöhe der Turm, von dem aus sie seinerzeit die Meere beobachtete. Gegenüber eine sehr einladende kleine Pension: »Granuaile House«. In einer Kapelle am Wegesrand befinden sich angeblich die Gebeine der Piratin, es liegen zahllose O'Malleys auf dem Friedhof, noch heute trägt jeder Zweite der rund 150 Inselbewohner ihren Namen und hat mindestens eine Geschichte über sie zu erzählen.
Besucher der Insel absolvieren die klassische Grace-O'Malley-Tour: zu Fuß hügelauf und hügelab zum Grab, hügelauf und hügelab zum Leuchtturm, oder beide Strecken mit dem Fahrrad, das man sich am Hafen ausleiht.
Die meisten Frauen sind heute mit einem Mann gekommen und halten ihn an den Händen, keine unglückliche Frau in Sicht, an diesem Tag nicht.
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Übernachten Granuaile House liegt im Hafen, ist sauber, solide und trägt den Spitznamen der Piratin, der von ihrem gälischen Namen abgeleitet wurde: Gráinne Mhaol Ní Mháille. Trotzdem gibt es englisches Frühstück. Clare Island, www.granuailehouse.net, DZ ab 59 Euro. Komfortabler als ein B&B: das Wyatt Hotel im bunten und regen Festland-Städtchen Westport, ausgestattet mit Pub, Bar und einer Brasserie, in der das Essen für irische Verhältnisse sehr passabel ist. The Wyatt Hotel, The Octagon, Westport, www.wyatthotel.com, DZ ab 139 Euro.
Essen Spareribs im Guiness-Garten von The Towers, Westport Harbour, Tel. 00353/ 98/65 34.
Unbedingt Matt Molloy's Pub in Westport besuchen, er gehört einem Mitglied der irischen Folk-Band The Chieftains, also gibt es an vielen Abenden ziemlich gute Live-Musik; www.mattmolloy.com
Olivier Kugler (Illustration)