»Seit ich erwachsen bin, bekam mein Vater Angebote für mich«

Goban wächst ganz normal in Deutschland auf, seine aus Sri Lanka stammende Familie erwartet aber, dass er eine arrangierte Ehe eingeht. Das findet er höchst absurd – bis er durch einen elterlichen Trick Achala kennenlernt.

Goban B., 36, kam als Achtjähriger mit seiner Familie aus Sri Lanka nach Deutschland. Achala B., 35, wuchs in Sri Lanka auf und zog zum Studieren nach London. Sie und ihr Mann Goban leben heute im Rheinland. Auf dem Foto, einem Symbolbild, sind allerdings nicht die beiden zu sehen.

Foto: Alexis84/istockphoto.com

Achala: »Ich habe arrangierte Hochzeiten immer gehasst. Aber ich habe eben auch großen Respekt vor meinem Vater. Während ich in London studierte, suchte er nach potenziellen Ehemännern für mich, obwohl ich das nicht wollte.«
Goban: »Seit ich erwachsen bin, bekam mein Vater Angebote für mich von anderen Vätern, die ihre Töchter verkuppeln wollten. Aber ich fand den Gedanken absurd, jemanden zu heiraten, den ich nicht kenne.«

Achala: »Über ein Netz, das in Europa unter tamilischen Familien besteht, kam mein Vater mit Gobans Vater in Kontakt und arrangierte ein Skype-Telefonat, bei dem Goban mir plötzlich gegenübersaß. Und das war dann ganz komisch – es passte nämlich irgendwie.«
Goban: »Eines Tages holte mein Vater mich an den PC, ich solle mit meiner Tante skypen. Plötzlich tauchte Achala auf dem Bildschirm auf – die Situation war eingefädelt. Wir sprachen ein wenig, am nächsten Tag schrieb ich ihr bei Skype. Zehn Stunden lang haben wir gechattet, so gut verstanden wir uns. Wenig später besuchte ich sie in London. Ich wusste, dass wir verkuppelt werden sollten. Aber nach dem Besuch war ich verliebt.«

Achala: »Ich wollte nie einen Mann aus Sri Lanka heiraten, viele dort haben ein altmodisches Frauenbild. Goban war anders: sanft und verständnisvoll.«
Goban: »Nach drei Treffen sagte ihr Vater: ›Goban, du kannst gerne wiederkommen. Aber dann müsst ihr heiraten.‹ Ein Schock, alles ging mir viel zu schnell.«

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»Zwölf Wochen nachdem wir uns zum ersten Mal auf Skype gesehen hatten, haben wir geheiratet«

Achala: »Es gab eine Verbindung zwischen uns, und ich spürte, dass er es sein könnte. Das erzählte ich auch meinen Eltern. Mein Vater gleich: Ihr solltet heiraten. Eigentlich ging mir das viel zu schnell, aber ich wusste, er würde keine Ruhe geben. Und ich fühlte mich einfach gut mit Goban. Also dachte ich: Scheiß drauf!«
Goban: »Nach einigem Nachdenken entschied ich mich für das Risiko. Natürlich hat auch der Druck der Tradition eine Rolle gespielt, vor allem aber fühlte es sich richtig an mit Achala und mir.«

Achala: »Zwölf Wochen nachdem wir uns zum ersten Mal auf Skype gesehen hatten, haben wir geheiratet. Ich kann nicht sagen, dass ich ihn geliebt habe, als er Ja sagte. Ich mochte ihn, Liebe war es nicht. Anfangs haben wir viel gestritten, er ist so unordentlich.«
Goban: »Die Zeit nach der Hochzeit war unglaublich schön: Im Alltag haben wir uns die Liebe ein Stück weit erarbeitet. Wenige Monate nachdem wir uns kennengelernt hatten, waren wir mit der Familie essen. Achala bat mich, kurz mit ihr rauszugehen. Draußen drehte sie sich um und gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Ich weiß nicht, warum, aber in dem Moment wusste ich: Ich liebe sie.«
Achala: »Nach vier Wochen war Goban mal ein paar Tage lang weg. Nachts skypten wir, sprachen über dies und das. Dann sah er mich an und sagte: ›Ich gehe jetzt schlafen.‹ Und in dem Moment wusste ich: Ich liebe ihn.«