Erweckungserlebnis eines Kleinkünstlers
Unter brasilianischen Fußballern ist es üblich, die langen Vor- und Familiennamen zu einem Spitznamen zu verkürzen, der dann natürlich auch auf dem Trikot steht. Doch weder »Terrier« noch »Tiger« haben es aufs Leibchen von Berti Vogts beziehungsweise Stefan Effenberg geschafft; in Deutschland geht das laut DFB-Statut nicht mit Spitznamen, sondern nur mit echten Künstlernamen. Der einzige deutsche Spieler, der sich erfolgreich gegen diese Regel wehrte, war Andreas »Zecke« Neuendorf, so 1995 von seinem Mannschaftkameraden Ulf Kirsten betitelt, nachdem er wegen eines Zeckenbisses im Krankenhaus gelandet war. Als sein Antrag, das Trikot mit »Zecke« zu beflocken, abgewiesen wurde, weil das eben kein Künstlername sei, fertigte Neuendorf mit Hilfe seiner Ehefrau kurzerhand zwei Gemälde an: »Gesicht 2001« und »Krickelkrakel 2001«. Ein Restaurant am Berliner Alexanderplatz stellte die Werke aus, auf der Webseite seines Clubs Hertha BSC wurden sie schließlich für je 200 Euro verkauft. Damit war der Nachweis einer künstlerischen Tätigkeit erbracht und ab 2002 stand auf Neuendorfs Trikots »Zecke«. Auch wegen dieser Aktion ist er bis heute einer der Kultspieler von Hertha BSC.
Jurassic Zeck
Den ältesten Hinweis dafür, dass Zecken Lyme-Borreliose übertragen, verdankt die Menschheit der alten Eislederhaut Ötzi. Der bei seinem Tod 46-jährige Alpenwanderer aus der Jungsteinzeit war nämlich nicht nur arterienverkalkt, arthritisch und hatte hohe Cholesterinwerte – seine Knochen verraten auch, dass er weit vor seinem Tod von einer Zecke gebissen worden sein muss. Und selbst vor Dinosauriern machten Zecken nicht halt: In einem in Myanmar gefundenen, 99 Millionen Jahre alten Stück Bernstein waren eine Zecke und eine Dinosaurierfeder eingeschlossen. Wer Jurassic Parc gesehen hat, fragt sich natürlich jetzt: Könnte man nicht versuchen, mit dem Blut aus der Zecke Dinos ... Nein, könnte man nicht. Die Blutreste haben sich längst zersetzt.
Anbaggern für Naturburschen
Falls Sie in Flirtlaune sind, aber noch nicht genau wissen, welcher Anmachspruch in diesem Sommer der richtige sein könnte: Probieren Sie doch mal »I’d like to check you for ticks«: zu deutsch »Ich würde dich gerne nach Zecken absuchen.« Der Countrysänger Brad Paisley schwört jedenfalls auf genau diese Ouvertüre. In seinem Song »Ticks« besingt er einen Bar-Besuch, bei dem ihm eine attraktive Frau auffällt. Und weil Paisley als Farmer und Naturbursche ständig durch hohes Gras, den bevorzugten Lebensraum von Zecken, streift, erscheint ihm der Satz eher als fürsorgliches medizinisches Hilfsangebot denn als zwielichtige Anmache. Bei Youtube kommentierte jemand übrigens, der Song sei so grauenhaft, man müsse ihn nur abspielen, schon würden alle Zecken das Weite suchen.
So gefährlich sind Zecken wirklich
Nicht erst seit der Affäre um Jan Böhmermann ist klar, dass der türkische Präsident Recip Tayyip Erdoğan keinen Spaß versteht. Tausende Klagen wegen angeblicher Verunglimpfung des Präsidenten wurden von türkischen Gerichten verhandelt oder stehen dort noch zur Verhandlung an; häufig werden auch Satiriker und Karikaturisten verklagt. So auch Mehmet Çağçag vom Satiremagazin LeMan. Er hatte gewagt, Erdoğan als Zecke darzustellen, die das Krim-Kongo-Fieber überträgt; zeitweise gab es in der Türkei ein großes Problem mit solchen Zecken. Erdogan hatte – in diesem Fall – übrigens keinen Erfolg mit der Verfolgung des Karikaturisten.
Rekord in der Regional-Liga
Ein beängstigender Vorfall wird aktuell aus Rosenheim gemeldet: Beim Regional-Liga Fußballer Korbinian Linner von 1860 Rosenheim wurden 19 Zecken auf einmal gefunden! Zugezogen hat er sich die rekordverdächtige Anzahl von Zecken bei einem Ausflug an den Königssee, in dessen Verlauf er sich bei der Rast auf einer Wiese das Hemd auszog und achtlos zu Boden fallen ließ, »was 19 Zecken registrierten«, wie die Kollegen vom Sportteil der SZ schrieben. »Vom Duft des Gewandes angezogen, schlüpften sie in eben jenes hinein.« Nun muss Linner beim kommenden Auswärtsspiel in Aschaffenburg pausieren.
Angriff der Horror-Zecken
Zecken rufen bei so vielen Menschen Ekel und Abscheu hervor, dass der Gedanke, einen Horrorfilm über die Tiere zu drehen, wohl irgendwie zwangsläufig war. 1993 nahm sich der B-Movie-Haudegen Tony Randel des Themas an, der seinen Hang zu abgeschmackten Gruseleffekten zuvor schon mit Hellbound – Hellraiser II unter Beweis gestellt hatte. Im schlicht Ticks betitelten Streifen (deutscher Titel: C2 – Killerinsekt) wird das Problem der wenig furchteinflößenden Größe der Zecken dadurch gelöst, dass sie mit dem Kunstdünger einer Marihuana-Plantage in Kontakt kommen und darauf fußballgroß anschwellen. Diese blutdürstigen Untiere stürzen sich auf eine Gruppe Jugendlicher, die im Wald campen wollen, und schon nimmt das genretypische Schicksal seinen Lauf. Nach Ticks zeichnete Randel noch für den Film Babyhandel Berlin – Jenseits aller Skrupel verantwortlich, Nebendarsteller Clint Howard schaffte es zuletzt immerhin in den Star-Wars-Film Solo – allerdings weiterhin nur als Nebendarsteller.
Verworrene Metaphorik
An Zecken interessiert zeigte sich auch der Rostocker Rapper Marteria unter seinem Alias Marsimoto. Der Song »Zecken raus« vom Album Ring der Nebelungen ist aus der Perspektive einer Zecke erzählt, die im aufwändig animierten Video rappend durch den Wald stapft; die dahinter stehende Metaphorik ist jedoch, gelinde gesagt, etwas unübersichtlich. Die rappende Zecke ist nämlich politisch rechts und beschwert sich darüber, dass »Zecke« inzwischen als Schimpfwort für »linksradikales Gesindel« herhalten muss. Dann bespringt sie einen Skinhead, »will mein Blut mit ihm teilen«, doch der vermeintliche Volksgenosse reagiert alles andere als erfreut. Schließlich kommt die Zecke in einem Aussteiger-Programm unter und schlappt darauf in Badelatschen durch den Wald. Häh?