Von Profis für Laien

Kaum etwas ist so erfüllend, wie selbst etwas Schönes herzustellen. Hier sind sechs Do-it-yourself-Projekte von bedeutenden Designerinnen und Designern, die Sie ganz leicht nachbauen können.

Foto: Myrzik und Jarisch

Up-Grade

Laptophalter von Ralph Zähriger

Zeit: 30 Minuten
Kosten: weniger als zehn Euro
Werkzeug und Material: Lineal, Bleistift, Cutter, Karton, Schneideunterlage, Papierschablone

Foto: Myrzik und Jarisch

Ralp Zähriger wurde 1992 in Freiburg geboren. Er besuchte die Münster School of Design, die Weißensee Kunsthochschule in Berlin und war Meisterschüler der Mart Stam Founda­tion. In seinen Projekten befasst sich Zähringer insbesondere mit innovativen Materialien. So entwickelte er einen Keramikschaum, der sich zu diversen Produkten, etwa Fliesen, formen lässt.

Foto: Privat

Seit der Corona-Krise müssen viele Menschen zu Hause arbeiten, oft am Laptop. Auf Dauer ist das natürlich anstrengend. Der Laptopständer von Ralph Zähringer platziert den Bildschirm auf eine angenehme Sichthöhe, in ausreichendem Abstand zum Benutzer. Im Zusammenspiel mit einer externen Tastatur und Maus entsteht so eine ergonomisch geeignete Arbeitsstation (und Videoleinwand zum Serienschauen). Der Halter besteht aus vier Teilen, die einfach ineinandergesteckt werden. Er kann aus Wellpappe gebaut werden, aber auch aus Holz oder MDF. Vorkenntnisse sind nicht nötig. Die Schnittvorlagen lassen sich auf DIN-A4-Format ausdrucken.

Hier können Sie die Bau-Anleitung für den Laptop-Halter herunterladen.

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Bulb

Kerzenhalter von Constance Guisset

Zeit: fünf Stunden (inkl. Trockenzeit)
Kosten: 20 Euro
Werkzeug und Material: Apfelentkerner, Kerzen, Abformmasse Alginat, Gießbox aus Karton, Kartoffelknolle, Zahnstocher

Foto: Myrzik und Jarisch

Constance Guisset gründete ihr Designstudio mit den Schwerpunkten Industriedesign, Inneneinrichtung und Szenografie 2009 in Paris. Sie entwirft Möbel und Alltagsgegenstände für Her­steller wie Petite Friture, LaCie, Molteni & C und Louis Vuitton Malletier, gestaltete Bühnenbilder für Konzerte, Ballettaufführungen und Museen sowie Interieurs für die Hotelkette Accor. Sie ist zudem Illustratorin und Autorin diverser Kinderbücher.

Foto: Studio Constance Guisset

Die gemeine Kartoffel im Supermarkt ist ein Produkt marktgerechter Optimierung durch Züchtung: Sie hat in der Regel die immergleiche Größe und Form, leicht oval, liegt gut in der Hand und lässt sich noch leichter schälen. Krumme Knollen, verwachsen oder deformiert, gelten als Ausschussware, die bei der Ernte aussortiert wird. Doch gerade solche Ausreißer gilt es zu finden, vielleicht auf Bauernmärkten, um den Kerzenhalter der französischen Designerin Constance Guisset zu bauen. Dazu braucht man bloß lufttrocknende Abformmasse, einen Apfelentkerner und eine große, verwachsene Kartoffel. Für Guisset ist ihr Entwurf eine Hommage an die Lebensenergie der Pflanzen: »Die Idee ist, die Natur in einem Moment einzufrieren, in dem sich ihre ganze Kraft zeigt, und sie dazu zu bringen, uns Licht zu spenden.«

Hier können Sie die Bau-Anleitung für den Kerzenhalter herunterladen.

Radical Lamp

Standleuchte von Piero Lissoni

Zeit: drei Stunden
Kosten: 30 Euro
Werkzeug und Material: Fußschalter, Gewinderohr passend zur Lampenfassung, Porzellan-Lampenfassung, Stahlrohr,  Sprühlack, Ziegelstein, Stecker, Fertigzement, Schrauben, Glühbirne, Kabel, Holzplatte, Schraubenzieher

Foto: Myrzik und Jarisch

Der Italiener, Jahrgang 1956, ist vielfach ausgezeichneter Architekt und Designer. Er betreibt neben einem Designstudio (Lissoni Associati) eines für Grafik (Graph.x) in Mailand sowie eine Dependance in New York. Als Kreativ-direktor war Lissoni für italienische Möbelhersteller wie Living Divani, Porro und Alpi tätig. Sein Portfolio umfasst heute Möbel, Yachten, Landschaftsarchitektur, Firmengebäude, Hotelinterieurs und Privathäuser.

Foto: Matthias Ziegler

Mit dieser Leuchte verbindet Piero Lissoni seine zwei Leidenschaften in einem Entwurf – Architektur und Design. Seine Leuchte mit einem Ziegelstein als Standfuß ragt in die Höhe wie ein Wolkenkratzer. Das Einfache und Stimmige dieser Komposition wiederum offenbart den Industriedesigner in ihm: »Der Ziegelstein als Basis gibt dem Entwurf einen Sinn für Proportion, so wie in den Gebäuden, die wir konstruieren«, sagt Lissoni. »Gleichzeitig wollte ich die Essenz einer Lampe herausarbeiten – eine schlanke Säule, die ein Leuchtmittel trägt. All das mit einer gewissen Ästhetik und einer Spur Poesie.«

Hier können Sie die Bau-Anleitung für die Leuchte herunterladen.

Rezept (a)

Obstschale von Oiko Design

Zeit: 48 Stunden (inkl. Trocknung)
Kosten: weniger als zehn Euro
Werkzeug und Material: Modellierform, etwa eine Keramikschale, Kaffeesatz, Holzleim, Kaffeemaschine, Speisestärke, Sparschäler, Backofen, Kartoffeln, Pürierstab

Foto: Myrzik und Jarisch

Das von Jose F. López-Aguilar und Salva Codinach 2014 in Barcelona gegründete Oiko Design Office verfolgt einen ganzheitlichen, ökologischen Ansatz. Dazu zählen Recyclingprodukte aus Korkabfällen der Gastronomie, umweltfreundliche Verpackungen für Casio-Taschenrechner und Verwendungskonzepte für Plastikabfälle, die kommerziell noch nicht wiederverwertbar sind. Daneben gestaltet OiKo auch Trophäen aus Recyclingmaterial für verschiedene Nachhaltigkeits-Designpreise.

Foto: Privat

Für gewöhnlich wandern Küchenabfälle in die Biotonne, den Komposthaufen der Wegwerfgesellschaft. Der katalanische Gestalter Jose F. López-Aguilar hat eine kunstsinni­gere Idee: »Als wir eingeladen wurden, für das SZ-Magazin ein Do-it-yourself-Projekt zu entwerfen, wussten wir sofort, dass das Material selbst unser Entwurf sein würde. Und dass dieses Material auf Abfällen basieren sollte, die jeder zu Hause hat.« Zwei Stoffe kamen ihnen den Sinn, als sie an Deutschland dachten, Kaffeesatz und Kartoffelschalen. Zusammen mit Speisestärke und etwas Holzleim ergeben sie ein Material, aus dem sich vielerlei modellieren lässt: Lampenschirme, Untersetzer, Teller, Kaffeetassen. Oder eben Obstschalen.

Hier können Sie die Bau-Anleitung für die Obstschale herunterladen.

Cinderella

Readymade-Vase von Matteo Cibic

Zeit: fünf MinutenKosten: keineMaterial: Glasflasche, Strumpf, Schuh

Foto: Myrzik und Jarisch

Matteo Cibic wurde 1983 geboren und arbeitet als Designer und Künstler in Vincenza, Italien. Die Bandbreite seiner oft exzentrischen Entwürfe reicht von Lampen, Tischen, Stühlen, Teppichen bis hin zu Firmengebäuden, Kunst-installa­tionen und Pferdesätteln. Aufsehen erregte etwa seine surreale Inneneinrichtung des Sterne­restaurants »El Coq« in Vicenza. Zu Cibics Kunden zählen Privatsammler, kulturelle Einrichtungen sowie Hersteller wie Benetton, Nespresso, Starbucks und Jaipur Rugs.

Foto: Emilio Tini

Schuhe sind eine komplizierte Angelegenheit: viel strapazierter Gebrauchsgegenstand und emotional aufge­ladenes Modeaccessoire zugleich. Manchmal erweisen sie sich als bloße Affektanschaffung oder einfach als zu klein, dann fristen sie ein verborgenes Leben im Schuhschrank. Matteo Cibics Vase ist ein Readymade aus einem solchen Schuh und einem Einzelstrumpf, dem sein Gegenstück abhandengekommen ist. Die Vase besteht aus Schuh, Strumpf und einer Glasflasche, erfordert kein handwerkliches Geschick und kann ohne Werkzeug sofort aufgebaut werden. Cibic sagt: »Meine Vase ist eine humorvolle Hommage an die ikonografische Magie von Schuh und Strumpf.«

Gilded Shelf

Wandregal von Ilse Crawford

Zeit: 60 Minuten
Kosten: 30 Euro
Werkzeug und Material: Blattmetall, Lineal, Stift, Schrauben und Bohrer, breiter Pinsel, Schichtholzplatten, Haftgrund, Akkuschrauber, Holzleim, Kreppband

Foto: Myrzik und Jarisch

Ilse Crawford wurde 1962 in London geboren und zählt zu den renommiertesten Gestalterinnen Englands. Ihr Designbüro Studioilse ent-wirft Interieurs für Hotels, Restaurants und Geschäfte sowie Möbel für Hersteller wie Ikea, Georg Jensen und Wästberg. An der Design Academy Eindhoven leitet sie den von ihr gegründeten Lehrstuhl für »Man and Wellbeing«.

Foto: Marsy Hild Thorsdottir

Das Regal ist meistens bloß ein funktionales ­Möbelstück: Ablage, Stauraum. Die britische Designerin Ilse Crawford hat für das SZ-Magazin ein Regal entworfen, das seinen emotionalen Wert hervorhebt: »Ich wollte ein Allerwelts­material wie Schichtholz mit der Aura von Blattgold verbinden. Das darauf platzierte Objekt – Duftkerze, Vase et cetera – leuchtet in warmem Schimmer und wertet jede dunkle Ecke auf.«

Hier können Sie die Bau-Anleitung für das Wandregal herunterladen.