Auf der Internetseite heatball.de werden, wie ich jetzt erfuhr, Heatballs verkauft, das sind Miniaturheizungen, die jeweils aus einem birnenförmigen Glaskörper bestehen, in dessen Inneren ein Metallfaden durch Strom stark erhitzt wird. Man kannte den Heatball bis jetzt unter der Bezeichnung »Glühbirne«. Über die Glühbirne hieß es immer abfällig, sie wandle nur fünf Prozent des verbrauchten Stroms in Licht um, aber 95 Prozent in Wärme – was den Gedanken nahelegt, ob es sich hier überhaupt um ein Leuchtmittel handelt. Oder ob Thomas Alva Edison nicht vielmehr eine Heizung habe erfinden wollen, die den kleinen Nebeneffekt hat, dass sie beim Heizen leuchtet.
Dieser Grundgedanke wird auf heatball.de verfolgt. »Ein Heatball ist keine Lampe, passt aber in die gleiche Fassung«, heißt es dort, und weiter: »Die Leuchtwirkung während des Heizvorgangs ist produktionstechnisch bedingt. Sie ist völlig unbedenklich und stellt keinen Reklamationsgrund dar.« Obwohl hierzulande weder 100- noch 75-Watt-Glühbirnen mehr verkauft werden dürfen, schaffte es der Heatball-Erfinder, sein Produkt in China herstellen zu lassen und als »Kleinheizelement« nach Deutschland einzuführen und hier verkaufen zu können, für 1,69 Euro pro Stück, wahlweise matt oder klar. 30 Cent davon werden einem Projekt zum Schutz des Regenwaldes gespendet.
Wir werden über die Zwecke mancher Dinge ganz neu nachdenken müssen. Eine riesige Industrie widmet sich zum Beispiel dem Bau Faraday’scher Käfige, überall von Stuttgart bis Wolfsburg werden Millionen Faraday’scher Käfige gebaut, um die Bevölkerung vor Blitzen zu schützen. Aber wie groß ist die Gefahr tatsächlich, in Deutschland vom Blitz getroffen zu werden? Ist es gerechtfertigt, dass auch bei schönem Wetter, wenn weit und breit keine Gewitterwolke zu sehen ist, Menschen in luxuriös ausgestatteten Faraday’schen Käfigen umherfahren? Müsste die Europäische Union nicht auch hier, analog zum Verbot der Glühbirne, über eine Abschaffung dieser unangemessenen Art des Blitzschutzes nachdenken?
Aber welchen Trick wird sich die Faraday’sche-Käfig-Industrie dann ausdenken, um sich ihr Geschäft nicht verderben zu lassen? Wie wird sie ein Verbot zu umgehen versuchen? Das gilt es von vorneherein mitzubedenken.Noch ein Wort zu Sinn und Zweck der Socke. In den kühler werdenden Tagen sind wir alle ihrem Erfinder, wer immer es gewesen sein mag, von Herzen (und auch von den Füßen her) dankbar. Voller Staunen nehmen wir die Ergebnisse eines Forschungsprojektes der Universität Otago in Neuseeland zur Kenntnis, das jüngst mit dem »Ig-Nobel-Preis« für Physik ausgezeichnet wurde. Diesen Preis bekommen, in verschiedenen Fachrichtungen, Jahr für Jahr Wissenschaftler, die sich mit abseitigen, schrägen und eher unedlen (engl: ignoble), aber doch hoch interessanten Themen beschäftigt haben, der Frage etwa, warum Spechte bei ihrer Tätigkeit kein Kopfweh bekommen, oder dem Nachweis, dass bei der Auswahl von Führungspersonal in Unternehmen das Zufallsprinzip das beste ist.
In Otago fand man nun mit einer Versuchsreihe heraus, dass die Gefahr, bei Eis und Schnee als Fußgänger auszurutschen, sehr viel geringer wird, wenn man die Strümpfe über den Schuhen trägt, weil die rauen Wollfasern dem Ausgleiten auf der Straße besser entgegenwirken als glatte Schuhsohlen. Das anschließende Wiederanziehen der kalten und feuchten Socken wird übrigens erleichtert, indem man die Socken über einen Heatball streift und sie so wieder erwärmt, was auch die unerwünschte Leuchtwirkung des Heatballs mindert, jedenfalls so lange, bis die Socke in Brand gesetzt wird.Ich selbst beabsichtige, mich im nächsten Jahr für einen Ig-Nobel-Preis zu bewerben, da ich in langjähriger Forschungsarbeit herausgefunden habe, dass dunkle und feuchte Kellerräume sehr gut bewohnbar werden und zu höheren Preisen vermietet werden können, wenn man sie nicht in der Erde unter den Häusern vergräbt, sondern oben auf deren Dächern installiert.
Illustration: Dirk Schmidt