In einer Folge der amerikanischen Cartoons Die Peanuts herrscht Lucy ihren Freund Charlie Brown an: »Lächle!« Auf dem nächsten Bild steht der arme Charlie Brown da und versucht krampfhaft zu lächeln, während Lucy sagt: »Ich bin eine positive Kraft.« Was das hier soll? So ähnlich stelle ich es mir vor, wenn ein Fußballer sich aus »verdammter Pflicht« auf Befehl freuen soll.
Andererseits ist Fußball ein knallhartes Geschäft; Spieler werden mit Millionensummen »gekauft«. In der Wirtschaft erwartet man aber, dass, wer seinen Job wechselt, sich von da an mit der neuen Position identifiziert. Er soll sich selbstverständlich über die Erfolge dort freuen und nicht mit dem Herzen bei der alten Firma bleiben. Mit Ausnahmen: Als der damalige Transnet-Vorsitzende Norbert Hansen, im Mai 2008 als Personalvorstand zur Bahn ging, also die »Fronten wechselte«, war die Empörung groß. Viele sprachen von »Verrat«. Wieso die Aufregung? Weil es da um mehr ging als um einen Job. Den Gewerkschaftsvorsitz verbindet man neben einer Grundeinstellung mit Emotionen: Brüderlichkeit beinhaltet mehr als einen Verteilungsmaßstab. Beim Fußball ist es vermutlich genauso. Auch da sind – habe ich mir sagen lassen – Gefühle im Spiel, und die sollten nicht käuflich sein. Ein Fan bleibt seiner Mannschaft normalerweise ein Leben lang treu. Umso mehr müsste das für einen Spieler gelten. Es spräche also eher gegen ihn, wenn er von einem Tag auf den anderen plötzlich ganz anderes empfände. Es machte ihn und damit den Sport vollends zur Ware.
Deshalb halte ich das von Ihnen kritisierte Verhalten sogar für sehr anständig: mit voller Kraft für die neue Mannschaft kämpfen und Tore schießen, sich aber beim Jubeln zurückhalten. England wird oft das Mutterland des Fußballs genannt, und von dort kommt auch ein schöner Begriff für diese faire Haltung: Sportsmanship.
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Illustration: Jens Bonnke