Kunst für den Kochtopf

Der Koch und Chemiker David Rivillo hatte im Lockdown viel Zeit – und begann, aus gewöhnlichen Nudeln farbenprächtige Kunst zu machen. Heute dürften ihn sogar Sterneköche um seinen Erfolg beneiden.

Chemiker ist er, Forscher an der Universität in Porto Alegre, Brasilien. Ohne diesen Beruf gäbe es seine Nudeln nicht. Und David ­Rivillo, 44 Jahre alt, ist auch gelernter Koch, deswegen beschäftigt er sich mit Lebensmittelchemie. Vor allem Nudeln, die aß er immer gern. Es war eine Spielerei, als er 2016 mit seiner ersten Nudelteigmaschine begann, frische Nudeln zu machen und sie bald auch bunt zu färben, einfach aus Neugier. 2019 wurde es ernst mit seiner Nudel­kunst, als Rivillos Landsmann und Lieblingskünstler, der Venezolaner Carlos Cruz Diez, gestorben war. Diez ist in Lateinamerika für seine Arbeiten mit sich überlagernden Farbmustern bekannt, Rivillo wollte ihm zu Ehren Farbmuster auf Nudeln entwerfen. Dann kam der Lockdown, und Rivillo hatte viel Zeit für sein Hobby.

Er lernte, wie sich verschiedene Muster und Strukturen im Teig beim Kochen verändern, wie er diesen Prozess mit eigenen Techniken steuern konnte. Er verrät nicht, wie genau er es anstellt, dass die Nudeln ihre Farbe im Wasser und später auf dem Teller behalten. Jedenfalls verwende er nur natürliche Lebensmittelfarben, keine chemischen. ­Rivillo hat seine bunten Nudeln lange nur für Freunde und die ­Familie gekocht, selbst Teig mit verunglückten Mustern warf er nie weg.

Sterneköche aus aller Welt dürften ihn beneiden. Rivillo hat Anhänger, die ihm nacheifern und Fotos schicken und ihn baten, seine Nudeln auch zu verkaufen. Macht er inzwischen. Rivillo hat sie immer noch nicht satt. Lasagne liebt er am meisten. Und den Tomatensugo seiner Großmutter. Für seine De­signs verwendet er am liebsten Cappelletti Fiore Olandese: Auf ihnen können gleichzeitig beide Seiten mit unterschiedlichen Mustern zu ­sehen sein, wenn sie gefaltet auf dem Teller liegen.

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Foto: Claudia Navarrete Rivas