SZ-Magazin: Sie haben sich von den tausend Euro unter anderem Stiefel für 450 Euro gekauft. Tragen Sie immer so teure Schuhe?
Constantin Graf von Preysing: Teuer ist relativ. Diese Stiefel habe ich die nächsten zwei Jahre sicher 200 Mal an. Ich hatte schon mal so ähnliche, die halten ewig. Für so was gebe ich gern auch mehr Geld aus.
Kommt es öfter vor, dass Sie einen Tausender auf den Kopf hauen?
Nie. Ich bin keiner, der entspannt zur Bank geht und tausend Euro abhebt. Das war schon was Besonderes.
So wie Ihr Sakko, das sieht auch sehr besonders aus.
Ein Stück von meinem Vater aus den Achtzigerjahren. Brioni. Mein Vater hat auch noch fast alle seine Schuhe, zum Teil aus Studententagen.
Dazu haben Sie sich jetzt auch noch eine passende Sonnenbrille, eine Hose und einen iPod gekauft.
Die Sonnenbrille bot sich an, weil es so ein schöner Tag war. Und für den iPod wurde es einfach mal Zeit, ich habe schon zwei verschenkt, jetzt habe ich endlich einen eigenen und kann beim Joggen Musik hören.
Der Stammbaum Ihrer Familie reicht tausend Jahre zurück. Mussten Sie sich je Sorgen machen ums Geld?
Natürlich. Ich bin für mich selbst verantwortlich, also sichere ich mich auch selbst ab. Dafür werde ich die nächsten dreißig Jahre arbeiten. Wenn ich mal etwas erbe, dann ist das schön, aber damit plane ich nicht meine Zukunft.
Was machen Sie beruflich?
Ich bin Immobilienmakler in München. Ich verkaufe tagtäglich Luxus: die schönsten, exklusivsten Wohnungen und Häuser der Stadt.
Und wie wohnen Sie selber?
In einer Drei-Zimmer-Altbauwohnung in Alt-Schwabing. Ein paar alte Möbel, ein paar Stiche an der Wand, viel Ikea. Zur Miete.
(Lesen Sie auf der nächsten Seite: "Als ich 14 war, hat mich mein Vater nach Irland geschickt, als Neustart – ein brillanter Schachzug")
Zur Miete?
Adel ist gleich reich – das stimmt nicht und das hat auch nie gestimmt. Ich führe kein luxuriöses Leben. Ich arbeite für mein Geld, seit ich 19 bin. Dass ich dennoch ein privilegiertes Leben führe, liegt auch an der guten Ausbildung, die mir meine Eltern ermöglicht haben.
Erzählen Sie mal.
Erst Grundschule auf dem Land, mit zehn Jahren kam ich nach Ettal, in ein Benediktinerkloster bei Oberammergau. Das waren drei schöne Jahre, akademisch allerdings katastrophal. Als ich 14 war, hat mich mein Vater nach Irland geschickt, als Neustart – ein brillanter Schachzug.
Warum?
Weil man sich in der Fremde durchsetzen muss, da zählt kein Name, sondern Charakter.
Dabei denkt man immer, einen guten Namen zu haben, das ist auch ein Luxus.
Manchmal. Es kann auch ein Nachteil sein. Natürlich kriegt man mit so einem Namen schon mal einen Tisch, wo es erst hieß: ausreserviert. Natürlich bin ich stolz auf meinen Namen, aber es war nicht immer leicht, gegen den Ruf als vermeintlich verwöhnter Adelsspross anzukämpfen.
Wie viel Taschengeld haben Sie als Jugendlicher bekommen?
In Ettal drei Mark fünfzig die Woche, in Irland etwa acht Mark.
Nicht gerade fürstlich.
Im Vergleich zu meinen Münchner Freunden war das lächerlich. Ich habe aber auch nicht viel gebraucht, es war ja alles durchorganisiert.
Sind Adelige per se knauserig? Sozusagen als Erziehungsmaßnahme?
Es ist auch ein Stück weit Erfahrung, denn viele Familien mussten sich im Laufe der Geschichte von ihrem Tafelsilber verabschieden. Alte Familien wie wir können sich nur halten, wenn sie wirtschaftlich denken. Das hat man mir mitgegeben. Bei uns wird nicht geprasst, dazu ist auch nicht genug da.
(Lesen Sie auf der nächsten Seite: "So ein schönes Schloss kostet aber auch eine Menge Geld")
Immerhin lebt Ihre Familie in Schloss Kronwinkl.
Einem sehr schönen Schloss. Kostet aber auch eine Menge Geld, dass es so ausschaut. Da leben meine Eltern und mein älterer Bruder mit Familie, der das Ganze auch mal übernimmt. Ich besuche sie regelmäßig.
Haben Sie da einen eigenen Trakt?
(Lacht). Einen Trakt? Ich habe dort noch mein eigenes Zimmer, Gott sei Dank, die meisten sind mittlerweile wieder Kinderzimmer.
Wie wohnt man so auf einem Schloss?
Herrschaftlich, aber nicht pompös. Alte Böden, alte Möbel, alte Bilder, dazwischen auch mal ein Flachbildschirm. Es gibt einen Garten und drum herum Wald und landwirtschaftliche Flächen.
Klingt nach Luxus pur.
Schon, aber Luxus hat für mich wenig mit materiellen Dingen zu tun. Am Ende ist Luxus das, was man sich mit Geld nicht kaufen kann. Familie, Gesundheit, Freundschaften.
Das klingt jetzt sehr bescheiden. Hat Luxus nicht auch was mit Überfluss zu tun?
Luxus um des Luxus willen ist nicht mein Ding. Das meint meistens überflüssige Dinge, hinter denen sich manche Leute verstecken oder versuchen, irgendwo dazuzugehören.
Und wohinter verstecken Sie sich?
Hinter einer sehr schönen Sonnenbrille. Dafür vielen Dank.
(Interview); Christopher Thomas (Fotos)