»Wer mit allem versorgt ist, sehnt sich nach dem Nichts«

Luxus ist ständig etwas anderes: Pose. Verschwendung. Genuss. Also, was jetzt? Eine dringend nötige Begriffserklärung mit dem Kultursoziologen Reinhold Knoll.


SZ-Magazin: Herr Knoll, der Begriff »Luxus« macht gerade eine dramatische Wandlung durch.
Reinhold Knoll:
Luxus ist einer der inflationärsten Begriffe unserer Zeit, er wird extrem schwammig verwendet, für den einen ist es ein Fünf-Sterne-Hotel, für den Nächsten, wenn er ausschlafen kann, für den Dritten ein handgemachter Schuh.

Ein Satz, den die Köchin Sarah Wiener kürzlich sagte, wäre doch vor einiger Zeit noch undenkbar gewesen: »Luxus ist für mich ein Ort, der unwirtlich und schwer zu erreichen ist«, eigentlich ein Ort, an dem »kein Mensch überleben kann.«
Natürlich wandelt sich auch der Luxusbegriff. Den Menschen in den reichen Industriestaaten geht es zunehmend wie König Midas. Der drohte zu verhungern, weil alles, was es berührte, zu Gold wurde, auch das Essen. Der Designer Matteo Thun hat vor Kurzem in einem Interview gesagt: »Es ist Luxus, weniger zu besitzen.«
Interessanterweise finden das vor allem Menschen, die reich und versorgt sind. Es kommt doch immer sehr darauf an, wer solche Sachen sagt: Spricht da ein erfolgreicher Macher oder ein Arbeitsloser? Vor ungefähr zwanzig Jahren habe ich die Auswirkungen von Arbeitslosigkeit für den Menschen untersucht. Damals hörten arbeitslose Menschen noch oft Sätze wie: »Beneidenswert, wie viel Zeit du hast.« Das hat sich radikal geändert, seitdem die Angst vor Arbeitslosigkeit zu einem Dauerthema geworden ist.

Aber sind es nicht gerade diese Leute, die Paris Hilton gern beim Geldausgeben zusehen?
Nur solange es ihnen selbst einigermaßen gut geht. Dann sind sie Zaungäste und holen sich ein Stück Luxus in die eigene Mittelmaß-Welt. Wenn man aber den Job verliert, abzurutschen droht und Existenzängste hat, schlägt die Begeisterung schnell in Wut um.

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Und darum rufen viele nach einer Begrenzung der Managergehälter?
Dafür ist es doch längst zu spät. Wenn die Manager zu einer öffentlichen Beschneidung ihres Gehaltes gezwungen werden, bekommen sie eben nicht nur das Auto, sondern auch das Haus und den Dienstboten von der Firma gestellt. Die Bezahlung erfolgt verdeckt und kann noch weniger kontrolliert werden.

Können wir trotzdem versuchen, den Luxusbegriff einzuengen?
Luxus heißt Verschwendung, ganz einfach. Das Wort kommt vom lateinischen luxuria.

Wo fängt Verschwendung an?
In den Sechzigerjahren gab es in Moskau einen österreichischen Botschafter namens Wodak, der soll bei einem Abendessen für Diplomaten zwar nur leichte, gesunde Kost und nichts Üppiges serviert haben, stellte aber angeblich an jedem Platz ein Gläschen mit Essig auf, in dem sich eine Perle auflöste, damit ja niemand auf die Idee kommen konnte, dass er geizig sei. Das ist Verschwendung, das ist Luxus in seinem reinsten Wortsinn. Luxus ist immer eine Grenzüberschreitung.

Die Geschichte erscheint wie aus einer anderen Zeit.
Weil die Menschen zunehmend begreifen, dass die Luxusspirale sich nicht endlos fortsetzen lassen wird, dass Begierden und Sehnsüchte immer neue Begierden und Sehnsüchte wecken. Besitz kann als lästig empfunden werden. Schon Jeremias mahnt im Alten Testament zur Umkehr, und viele Menschen spüren diese Notwendigkeit. Diese Haltung wird jetzt zunehmend legitimiert, wird zur Mode, zum Lifestyle. Wer mit allem versorgt ist, sehnt sich nach der Leere, nach dem Nichts.

(Lesen Sie auf der nächsten Seite: "In der Geschichte war Luxus fast immer mit etwas Negativem verbunden. Bei den Römern tauchte luxuria meist in einem kritischen Zusammenhang auf")


Die russischen Oligarchen und arabischen Öl-Multis scheinen sich eher nach Yachten und Champagner zu sehnen. Ihre Verschwendungssucht wirkt auf uns nicht mehr beneidenswert, eher billig und vulgär.

Stimmt. Denen fehlt so etwas wie eine zweite Aufklärung, ein Korrektiv, Meinungsfreiheit, Bücher, offene Debatten. In diesen Staaten gibt es keine Bevölkerung mit demokratischen Rechten, deshalb kann sich der dekadente Luxus dort gut halten. Er ist hermetisch abgeriegelt und genauso abgehoben wie im höfischen Europa.

Von welcher Zeit sprechen Sie?
Vom ausgehenden 18. Jahrhundert. Durch die Französische Revolution hat sich die Bedeutung von Luxus ja auch drastisch verändert. Je demokratischer die Gesellschaft wurde, desto wichtiger das Sehen und Gesehenwerden, mit Luxus konnte man zeigen, wer man ist, was man ist. Vorher, in der Ständegesellschaft, wusste niemand, was die Könige und der Adel in Versailles oder im Nymphenburger Schloss trieben. Heute werden der Wiener Opernball und das Leben der Hollywood-Stars in jedes Wohnzimmer übertragen, und die breite Masse sieht, wie die Reichen leben. Die ganze Welt schaut Paris Hilton beim Geldverschwenden zu.

Paris Hiltons Vermögen stammt aus dem Erbe der Hilton-Dynastie, die mit ihrer Hotelkette reich geworden ist. Luxushotels sind in unserer Vorstellung durchaus noch positiv besetzt.
In der Gegenwart vielleicht. Doch in der Geschichte war Luxus fast immer mit etwas Negativem verbunden. Bei den Römern tauchte luxuria meist in einem kritischen Zusammenhang auf, als Gegenstück zur virtus, der Tugend und Mannhaftigkeit. Luxuria galt es mit Selbstdisziplin zu vermeiden, weil ein ausschweifendes Leben zur Verweichlichung und Schwächung führt. Auch Diogenes hat ständig die Frage gestellt: »Was brauche ich eigentlich?«

Und wie lautete die Antwort?
Ein besonnenes, bescheidenes, sinnvolles Leben. Immer wieder wurde der rustikale Lebensentwurf dem ausschweifenden gegenübergestellt. Später, im christlichen Kontext der sieben Todsünden, stand luxuria für Wollust und Unkeuschheit, also Sexualität, die nur um des Genusses willen ausgeübt wird.

Warum zahlt ein Mensch 5000 Euro für eine Hotelsuite, in die er jeden Morgen eine gebügelte Zeitung gebracht bekommt?
Um etwas zu gelten. Unter Umständen sogar, um mehr zu gelten, als er eigentlich ist. Viele dieser Menschen können mit diesem Lebensstil gar nicht umgehen. Sie kaufen einen barocken Schrank, können aber das Geheimfach nicht öffnen oder wissen nicht, dass er eines hat. Ein Gegenstand wird nur über seinen Preis bewertet, nach dem Motto: Was teuer ist, muss gut sein.

Sie reden von Stillosigkeit, also auch vom Gehabe der Neureichen? Natürlich kann man auch stilvoll verschwenden, aber nur wenn einem Dinge am Herzen liegen, wenn man sie begreift und erspürt wie die Mechanik einer sündhaft teuren Uhr. Wenn die Sieger eines Autorennens aber Champagner verspritzen, ist das Luxus pur. Champagner ist da, um getrunken und nicht um vergossen zu werden.

Wann ist ein Mensch stillos?
Wenn er den wahren Charakter eines Gegenstands nicht erkennt. Im 18. Jahrhundert gab es einen ungarischen Aristokraten, der wollte bei einem Karnevalsumzug in Wien un-bedingt als Bettler gehen, aber es musste das teuerste Bettlergewand sein, das die Welt je gesehen hatte.

(Lesen Sie auf der nächsten Seite: Ist Luxus ein weibliches Phänomen geworden?)


Was hat er gemacht?

Er nahm ein Ölgemälde von Caravaggio aus dem Rahmen, schnitt Löcher hinein und spazierte in der Leinwand durch die Straßen Wiens.

Heute werden viele Luxusprodukte wie Designerkleidung, schnelle Autos und Schmuck von Frauen gekauft. Ist Luxus ein weibliches Phänomen geworden?
Auch das hat mit der Veränderung der politischen Verhältnisse zu tun: Bis zum Ende der Renaissance mussten politische Machthaber, und das waren meist Männer, ihre Stellung durch Kleidung und Schmuck deutlich machen. In Demokratien brauchen Politiker keine Symbole der Macht mehr. Früher stand das Zepter des Königs für seine herausgehobene Stellung, heute ist es die Handtasche der Frau, die den sozialen Status anzeigt.

Sie sprechen von der herrschenden Klasse, wie war es im Bürgertum?
Genauso. Am Ende des 18. Jahrhunderts waren die Männer gezwungen, ihr Erscheinungsbild konformer zu gestalten: Immer mehr Männer arbeiteten in Ämtern, in Büros und Banken, ihre Frauen übernahmen die repräsentativen Aufgaben, indem sie domestiziert, aber eben auch zum Vorzeigemodell stilisiert wurden. Bis in die Siebzigerjahre hinein war es allerdings noch üblich, dass die Breite der Streifen des Nadelstreifenanzugs anzeigte, welchen Rang der Mann in der Bank innehatte. Je breiter der Streifen, desto höher die Position.

Sie tragen heute auch einen Nadelstreifenanzug. Welchen Rang hätten Sie denn innegehabt?
Meine Nadelstreifen sind relativ weit auseinander – aber nicht so weit wie die von Winston Churchill, der hatte mit Abstand die breitesten.

Gibt es Luxus auch bei armen Menschen?
Natürlich, Luxus hat nicht unbedingt mit Reichtum zu tun. In Kanada gab es im 19. Jahrhundert mehrere Indianerstämme, die ihre Kanus verbrannten, wenn Gäste zu Besuch kamen, nur um zu zeigen, wie reich sie sind. Das Problem war, dass diese Stämme auf den Fischfang und damit auf die Kanus angewiesen waren und die Menschen anschließend tagelang Hunger leiden mussten, aber das haben die Gäste natürlich nicht mehr mitbekommen. Der Brauch, vor allem durchgeführt anlässlich des sogenannten Potlach-Festes, musste 1884 sogar von der kanadischen Regierung verboten werden.

Stellen Sie solche Verhaltensweisen auch im Europa des 21. Jahrhunderts fest?
Natürlich. Sie kennen doch die Sprüche, die man sich anhören muss, wenn man zum Essen eingeladen ist: »Essen Sie doch noch ein Stück!« oder »Schmeckt es Ihnen nicht?« Vor allem ärmere Menschen sagen das oft. Sie wollen über das Essen Anerkennung gewinnen, oft sogar einen sozialen Status vorgaukeln, den sie nicht haben. Manchen ist der vermeintliche Status so wichtig, die kaufen einen Jahrgangsrotwein aus Frankreich oder eine Dose Kaviar und können am Monatsende die Miete nicht zahlen.

Gibt es einen Punkt, an dem man sagen kann: Ab hier wird Luxus gefährlich für jemanden?
Wenn die Spirale ausgelöst wird, die mit Rationalität nichts mehr zu tun hat. Man gerät in einen Strudel, indem man nicht mehr kauft, um einen Mangel zu beheben, sondern um seine Persönlichkeit zu unterstreichen, um sich abzuheben. Doch dieses Luxusstreben hat nie ein Ende. Woher wollen Sie wis-sen, dass ein Gegenstand, der heute noch Luxusprodukt war, morgen nicht schon ein Massenprodukt sein wird?

Ein Beispiel?
Die Bibel. Die war vor der Erfindung des Buchdrucks ein Luxusgut, jede wurde ja von Hand geschrieben und bemalt. Oder Zucker. Zur Zeit von Napoleon war Zucker so wertvoll, dass er in silbernen Dosen aufbewahrt wurde, die man wie einen kleinen Tresor mit einem Schlüsselchen abschließen konnte, damit die Diener nicht in Versuchung kamen. Heute zahlen sie für die Dose ein Vermögen und für den Zucker ein paar Cent. Oder wissen Sie, warum im 17. Jahrhundert in Holland so viele Blumendekorationen aus Halbedelsteinen angefertigt wurden?

(Lesen Sie auf der nächsten Seite: "Eine Tulpenzwiebel kostete damals so viel wie heute ein Kleinwagen")


Weil die Leute ihren Reichtum zur Schau stellen wollen?

Nein. Echte Blumen waren einfach zu teuer. Eine Tulpenzwiebel kostete damals so viel wie heute ein Kleinwagen. Rembrandt hatte zur Zeit der holländischen Tulpenmanie mit Tulpenzwiebeln spekuliert und sein ganzes Vermögen verloren.

Er hatte einfach Pech.
Nicht nur. Der Wunsch nach immer noch mehr Geld kann zu einer ökonomischen Gefährdung führen. Kennen Sie nicht den Spruch: Zu einem kleinen Vermögen kommt man, wenn man ein großes gehabt hat?

Gut, aber wer kann und soll die Grenzen festlegen?
Im alten Rom gab es sogenannte Luxusgesetze, zum Beispiel die Lex Oppia im 3. Jahrhundert vor Christus: Sie verbot Frauen Purpurgewänder und Schmuck, regelte den Ablauf und die Opulenz von Gastmählern. Rom ist trotzdem untergegangen und interessanterweise gerade an den Dingen, die man heute als Fortschritt bezeichnen würde, Max Weber hat das nachgewiesen. Heute kann man sich eine Begrenzung auf gesetzlicher Ebene kaum mehr vorstellen. Aber es gibt andere Instanzen, die Religion, vor allem aber die bürgerliche Moral: Max Weber nannte es protestantische Ethik und meinte Bescheidenheit, freiwilligen Verzicht, sittliche Grenzen. Alles Dinge, die schwer vermittelbar sind, schon klar.

Der französische Philosoph Montesquieu hat gesagt: Luxus muss sein. Wenn die Reichen nichts verschwenden, müssen die Armen verhungern.
Vom Standpunkt des Ökonomen aus ist Luxus erwünscht, aber nur, solange sozialer Frieden herrscht, solange der Arbeitsmarkt entspannt und die Konjunktur stabil ist. Wenn die Arbeitslosigkeit zunimmt, wenn die Konjunktur abflacht, kommt es zu dieser perversen Konstellation, dass manche besonders reiche Menschen sagen: Wenn die ganze Welt jammert, zeige ich erst recht, was ich habe! Es kommt zu gesellschaftlichen Spannungen, die Gesellschaft droht auseinanderzubrechen in eine Ober- und Unterschicht.

So weit sind wir doch schon fast, oder?
Die entscheidende Frage ist: Bleibt diese Gruppe in einen gesellschaftlichen Kontext integriert? Bleibt sie das nicht und spaltet sich vom Rest der Gesellschaft ab, haben wir eine Klassengesellschaft, wie vor zweihundert Jahren. Die Elite besucht eigene Kindergärten, eigene Schulen, eigene Restaurants. Die Demokratie gerät in Gefahr, wenn eine Gruppe aus Super-Reichen entsteht, die sich ihre eigenen Regeln schafft.

Ein aktueller Trend nennt sich »stealth wealth«, »getarnter Reichtum«, wie zum Beispiel Schmuck, bei dem die Edelsteine auf der Rückseite eingearbeitet sind.
Solche Dinge halte ich für eine institutionalisierte Form des schlechten Gewissens. Dass die Masse heute sehr gut über die Dekadenz der Oberschicht Bescheid weiß, geht an den Reichen nicht spurlos vorüber. Viele werden vorsichtiger und zeigen nicht mehr alles.

Geht es vielleicht auch darum, sich innerhalb einer privilegierten Schicht noch einmal abzugrenzen?
Mit Sicherheit. Die Leute, die ihren Reichtum verstecken, bilden innerhalb der Luxusklasse ein neues Untersystem. Die Masse hat keine Ahnung, aber die wenigen Mitglieder des Systems wissen genau, welcher Juwelier den Ring gefertigt hat und wo die Diamanten versteckt sind. Die können sich sehr elitär fühlen. Seitdem die Mittelschicht auch ehemals teure Markenprodukte kaufen kann, in Form von günstigeren Accessoires wie Geldbörsen und Lippenstiften, wehren sich die Reichen und überlegen sich neue Finessen, um sich abzuheben. Sie bestehen auf Einzelanfertigungen.

(Lesen Sie auf der nächsten Seite: "Längst gibt es absurde Auswüchse der Luxusindustrie, zum Beispiel Augenbrauen-Stylisten oder persönliche Drogenberater")


Viele reiche Menschen fahren nicht mehr in Luxushotels, sondern in Klöster.
Das stimmt. Dabei wird aber oft die wahre Bestimmung eines Klosters missbraucht. Die Manager machen dort Yoga oder malen mit Fingerfarben. Der Sinn eines Klosters ist es aber, sich zurückzuziehen, um ungestört arbeiten und beten zu können.

Längst gibt es absurde Auswüchse der Luxusindustrie, zum Beispiel Augenbrauen-Stylisten oder persönliche Drogenberater.
Absurde Dienstleistungen gab es immer. Zum Beispiel die Schoßhündchen, die extra für reiche Menschen gezüchtet wurden.

Wurden die nicht von den feinen Damen unter den Rock gesteckt?
Das auch, sodomitische Erscheinungen hat es immer gegeben, aber die Hündchen dienten eigentlich einem anderen Zweck. Sie wurden als Vorkoster eingesetzt für Menschen, die Angst hatten, vergiftet zu werden. Weil die Hunde so klein und sensibel sind, reagieren sie am schnellsten auf Gift und fallen binnen Sekunden tot um, wenn mit dem Essen etwas nicht in Ordnung ist.

Arnold Schwarzenegger soll sogar einen Mann beschäftigt haben, der für 100000 Dollar im Jahr seine Autos wäscht.
Die Verfügungsgewalt über Menschen ist der größte Luxus. Das erinnert an das Sklaventum. Reiche Menschen haben Sicherheitskräfte, manchmal eine kleine Privatarmee. Oder nehmen Sie die Champions League – der reinste Sklavenmarkt unter der Leitung von ein paar Milliardären.

Immer mehr Milliardäre kaufen Land und lassen es verwildern. Es gibt sogar einen Begriff dafür: Öko-Philantropie. Finden Sie, dass diese Milliardäre sinnvoll mit ihrem Geld umgehen?
Öko-Philantropie ist ein hübsches Wort, aber es verschleiert die Realität. Der Kampf um Lebensraum ist aufgrund der Bevölkerungsentwicklung enorm. Wenn Milliardäre Landstriche kaufen, handelt es sich um die Sicherung von Lebensraum und Ressourcen. Das ist selbst in einer unwirtlichen Gegend nicht uninteressant. In wenigen Jahren werden diese Landstriche zu Geld gemacht, das garantiere ich Ihnen. Warum, glauben Sie, kaufen Nahrungsmittelkonzerne gerade in den Alpen diese liebenswürdigen Wälder? Natürlich wegen der Quellen. Wasser ist das Luxusgut der Zukunft.

Reinhold Knoll ist Professor für Soziologie an der Universität Wien. Seine Themenschwerpunkte sind Kunst- und Kultursoziologie. Er hat unter anderem am Forschungsprojekt »Konsumneigung und Individualisierung« mitgearbeitet.

Literatur zum Thema:
– Iris Nowell: »Generation Deluxe – Consumerism and Philanthropy of the New Superrich«
– Werner Sombart: »Liebe, Luxus und Kapitalismus«

Ausstellung:
– »Parrworld«, 7. Mai bis 17. August im Haus der Kunst in München, mit der neuen Serie »Luxury« des Fotografen Martin Parr.

Fotos: ddp, ap, dpa, afp

(Interview)