Es ist aus beigem Velours. Es bildet ein L. Und es hat zwingend einen Sessel-Satelliten: So sieht laut der Werbeagentur Jung von Matt das Sofa-Arrangement im durchschnittsdeutschen Haushalt aus. Die Hamburger Werber haben diese Sofalandschaft nicht nur statistisch errechnet, sondern auch in einem Durchschnittswohnzimmer namens »Wozi« verbaut. Wir sehen darin ein Sofa vom Charisma einer schwäbischen Frühstückspension: familiär, günstig, scheingemütlich. Wie so was ein Erfolgsmodell werden kann, darüber schweigt die Statistik. Wir wissen es: Das Sofa ist das schwerste Möbel der Wohnung. Nicht kilomäßig. Ideell. Und jeder sieht sich irgendwann mit der Anschaffung konfrontiert. Denn das Sofa ist das Möbel der Freizeit, jeder hat Freizeit, und wenn nicht, tut er wenigstens so.
Dabei führt der Sofakauf unmittelbar in eine Lebensbilanz, die nur mit dem Autokauf vergleichbar ist: Was brauche ich (einen Kombi), was will ich (einen Porsche), was kann ich mir leisten (Dose Thunfisch)? Beim Autokauf spricht das letzte Wort die Vernunft. Beim Sofakauf fängt es mit ihr an: Kann ich mich darin überhaupt entspannen, oder reicht statt der tiefergelegten Designer-Ottomane die Sofaattrappe von Ikea? Brauche ich einen Zwei-, Drei- oder Viersitzer? Anders: Habe ich Freunde, die mit mir darauf sitzen? Was, wenn ich mal Kinder will? Wäre abwischbares Leder dann nicht ideal? Und wer schon Kinder hat: Will ich nicht lieber einen Einsitzer und Ruhe vor Balg und Brösel? Zu viele Unwägbarkeiten, zu viele unangenehme Fragen. Die durchschnittsdeutsche Antwort lautet offensichtlich dann: beiges Velours. Und der Kauf des eigentlichen Traumsofas wird auf irgendwann vertagt. Schade, denn das Sofa zu finden, das zum Leben passt, kann auch bedeuten, das Leben zu finden, das zum Traumsofa passt.
Produktauswahl: Simona Heuberger und Nadja Tadjali; Fotos: Jenny Brandt / dosfamily, zoeppritz since 1828 (1)